Ey – willst du ´ne Kolumne schreiben? Die Frage vom Chefredakteur dieses bunten Magazins kam
wie gerufen. Also – er hat sie tatsächlich gerufen. Wie Flo eben ist. Laut und bunt und liebenswert.
Und weil ich manches Mal das Gefühl habe, dass Werte – gerade im Digitalen – verloren gehen,
hab ich zugesagt. Ich will niemanden umkrempeln – aber zum Nachdenken anregen.
Aus dem Herzen – Attacke!
Reicht dann aber mit Tattoos, oder? Kürzer sollten die Haare aber nicht werden! Ist das nicht zu
weiblich für einen Mann? Lächle mal mehr! Das was du machst ist keine Kunst! Du zeigst zu viel
Haut! Sei mal nicht so zugeknöpft! Iss mal was! Nimm ab! Zu nah! Zu fern! Sei du selbst – aber
nicht so! Ich will mich darüber nicht ärgern – aber ich ärgere mich.
Und noch schlimmer: lange genug saß da ein kleines, verunsichertes Kind in meinem Kopf, das überlegt hat, was es falsch gemacht hat. Nichts!
Aber du, hinter deinem Screen mit den Fingern auf den Tasten – du schon. Denn nur in den
allerwenigsten Fällen hättest du die Größe, jemandem von Angesicht zu Angesicht deine
„Verbesserungsvorschläge“ zu präsentieren. Weil du instinktiv weißt: das würde bedeuten, der
andere wäre noch nicht gut genug – und du wärst derjenige, der das Recht hätte, das zu bewerten.
Und das hast du schlicht nicht. Niemand hat dich in eine Jury berufen, denn es gibt keinen
Wettbewerb. Das Leben ist keine Castingshow.
Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Hier geht es nicht um fachliche Kritik oder hilfreichen
Erfahrungsaustausch unter Freunden. Das ist legitim. Und auch ein ganz wunderbarer Gradmesser.
Wenn du also das nächste Mal die Tür zu einer Kommentarspalte öffnest, frage dich: Habe ich
fachliche Kritik zu diesem Thema? Und wenn nicht: Ist das, was ich zu sagen habe, hilfreich und
freundlich?
Wenn du beides mit nein beantwortest: mach die Tür wieder zu!