Die Comickünstlerin Katja Klengel sprach mit uns über ihre Liebe zum Zeichnen und über ein, fast schon therapeutisches Comic.
Selbstironisch, frech und tabulos zeichnet und spricht Katja Klengel über Themen wie Sexismus, Genderfallen und alltägliche Klischees. Jetzt kommt die gebürtige Jenaerin mit ihrem unterhaltsamen Comic „Girlsplaining“ auf Lese-Tour nach Erfurt und Weimar.
Worum geht es in deinem Comic?
„Girlsplaining“ ist meine Comic-Kolumne, in der ich in einzelnen Episoden aus der Perspektive meines Alten Egos versuche, mich mit feministischen Themen auseinanderzusetzen. Unter anderem beschäftigt sich mein Comic mit all den Themen, mit denen Frauen und auch Männer in unserer patriarchalisch strukturierten Gesellschaft zu kämpfen haben: Von den ewigen Rollenklischees der überemotionalen Frau, die von der Venus kommt und des harten Mannes, der vom Mars kommt und seine Männlichkeit permanent unter Beweis stellen muss, bis hin zu Themen von absurden Bodystandards und Torturen, denen sich die Frau unterziehen muss, um zu gefallen. Und nicht zu vergessen die ganzen Rosa/Blau-Genderfallen, die uns gestellt werden.
Viele zeichnen Comics, aber nur wenige veröffentlichen ihr Eigenes. Wie bist du zu der Comic-Kolumne gekommen?
Comic war für mich schon immer das ideale Medium, meine Gedanken auf dem Blatt zu ordnen und die vielen Geschichten, die mir im Kopf herumgeistern, zu visualisieren. Ich wollte immer Geschichten erzählen. Beim Comic ist das spannende, dass ich die Bilder im Kopf des Lesers bestimmen kann. Anders als im Roman, bei dem man das nicht steuern kann. Schließlich hat das Online-Magazin „Broadly“ mir einen monatlichen Comic angeboten. Da habe ich natürlich gleich zugesagt.
Von Sailor Moon über Star Trek bishin zu Sex and the City
Wann hast du das Zeichnen für dich entdeckt?
Ich zeichne schon immer. Eigentlich schon seit ich einen Stift halten kann. Der Wunsch, professionell zu zeichnen, kam dann, als ich das erste Mal mit 12 Jahren Sailor Moon im Fernsehen gesehen und dann die Comics dazu gelesen habe.
Apropos Sailor Moon. Es wirkt so, als inspirieren dich etliche Filme und Serien, wie Sex and the City, Bridget Jones oder Star Trek, für deine Geschichten. Ist das wirklich so oder was inspiriert dich?
Ja. Die popkulturellen Einflüsse sind schon authentisch. Ich schaue viele Serien und Filme und werde immer wieder davon inspiriert. Oft rattern mir Zitate und Szenen durch den Kopf, die einfach genau das auf den Punkt bringen, was ich sagen möchte. Dadurch, dass viele Leser*innen diese Zitate kennen, kann ich Gedanken auch vereinfachen und humoristisch überzeichnen.
Das Comic als eine Art Therapie
Was bedeutet dein eigener Comic für dich?
Für mich ist der Comic in vielerlei Hinsicht auch therapeutisch. Die Aufarbeitung mancher Situationen, die in der Vergangenheit liegen, stärken mich für das, was noch in der Zukunft liegt.
Und was sollen deine Leser/-innen aus dem Comic mitnehmen?
Ich möchte meinen Leser*innen Mut machen. Die persönlichen Anekdoten zeigen, dass jede einzelne Geschichte es Wert ist, gehört zu werden. Ich hoffe, meine Leser*innen können sich in meinen Geschichten wiederfinden und erkennen, dass sie nicht allein sind, da auch andere mit gleichen Sorgen und Problemen zu kämpfen haben. Besonders wichtig ist es, endlich über tabuisierte Themen zu reden, bei denen Scham und Angst immer noch so groß sind.
Wer jetzt Lust auf Katjas Comic bekommen hat, der kann ihr am 20. September in Erfurt und am 30. Oktober in Weimar lauschen.
Erfurt, 20. September, Planet Comics, 19 Uhr, Eintritt: frei
Weimar, 30. Oktober, Der Laden, 20 Uhr, Eintritt: frei