Im Jahr 1958 änderte sich die Art, wie Brasilien klang. Zusammen mit Antônio Carlos Jobim (Musik) und Vinícius de Moraes (Text) hob der brasilianische Sänger João Gilberto mit seiner ruhigen, fast flüsternden Stimme den Song „Chega de Saudade“ und damit einen neuen Musikstil namens Bossa Nova aus der Taufe.
Dokumentation „Wo bist du, João Gilberto?“ jetzt im Kino
Durch weitere von Klavier- oder Gitarrenarrangements bekleideten Stücke wie „Girl from Ipanema“ oder „Corcovado“ erlangte João Gilberto Weltruhm – und zog sich immer weiter zurück. Seit nunmehr 30 Jahren versteckt er sich vor der Öffentlichkeit in einem Hotelzimmer ohne persönliche Kontakte. Nur mit dem Telefon oder Zettelbotschaften, die unter der Tür ausgetauscht werden, kommuniziert er mit der Außenwelt.
Suche in Rio de Janeiro
Der französische Regisseur Georges Gachot, gleichzeitig der Protagonist seines Films, spürt also in seiner faszinierenden Dokumentation „Wo bist du, João Gilberto?“ nicht weniger als einem großen Mysterium lateinamerikanischer Musik nach. Er hofft, Gilberto in Rio de Janeiro, seiner Heimatstadt, zu treffen. Doch dieser Wunsch geht nicht in Erfüllung. Stattdessen trifft er sich mit musikalischen Weggefährten, der Frau und dem Koch von Gilberto, der über lange Telefongespräche mit der Musik-Legende zum kulinarischen Angebot berichtet, an dessen Ende sich der Eremit-Entertainer doch immer wieder für dasselbe Steak-Gericht entscheidet. Rückendeckung bei seinem Vorhaben erhält Gachot dabei vom Autor Marc Fischer, dessen posthum erschienenes Buch „Hobalala: Auf der Suche nach Joâo Gilberto“ dasselbe Vorhaben hatte wie er.
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Form eines detektivischen Puzzles
Und doch bringt genau der Bezug auf diese lange Reportage etwas unpassend Künstliches in seinem ansonsten nüchtern gehaltenen und dennoch bis zum Ende spannenden Film in Form eines detektivischen Puzzles. Zahlreiche Passagen des Buchs werden durch ein Voice Over rezitiert, wodurch Fischers poetisch-schwebender, zuweilen auch überladener Stil über den Bildern liegt und etwas sperrig zwischen Interviewpassagen und Reisen des Filmemachers zum Einsatz kommt. So erreicht „Wo bist du, João Gilberto?“ leider nicht immer die Leichtigkeit, mit der die Musiklegende einst das wunderschöne, beschwingte Liebeslied „Ho-ba-la-la“ mit seiner warmen Stimme vortrug.