Anfang des Jahres 2020 war Christiane Stierwald schwanger – und das wenige Monate zuvor gekaufte Haus im kleinen Ort Stedten musste preisgünstig eingerichtet werden. Zusammen mit ihrem Lebensgefährten Christian Kanzler suchte die studierte Germanistin und ausgebildete Onlineredakteurin in diversen Online-Kleinanzeigen, das Paar wurde auf Haushaltsauflösungen im Raum Apolda, Erfurt und Weimar aufmerksam oder oftmals auch am Straßenrand fündig. Welche Kleinode sie dabei entdeckten, hat sie selbst überrascht: „Die Leute schmeißen die besten Möbel weg, die noch gut in Schuss sind“, so die heute 35-Jährige.
„An die Regale kamen wir irgendwann nicht mehr heran“
Christian packte die Fundstücke ins Auto, Autodidaktin Christiane möbelte Schränke, Schreibtische oder Kommoden zuhause liebevoll mit Werkzeugen und Farben auf. Die in neuem Glanz erstrahlenden Einrichtungsgegenstände stellte sie im Haus, die noch unfertigen erst einmal in der heimischen Garage unter, die jedoch schnell zu eng wurde. „An die Regale kamen wir irgendwann nicht mehr heran“, erinnert sich Christian, „also mussten wir einen Teil der Möbel verkaufen.“ So war die Idee für eine kleine Upcycling-Firma geboren – ein Betrieb, der ausgemustertem Holz-Mobiliar mit Umarbeitung und neuem Anstrich einen höheren Wert verleiht.
Der Name dafür, „So schön neu“, ist Programm: Dass einst optisch öde Massivholzmöbel in ihren Kreationen stecken, ist kaum zu glauben. Mit ihrem geradlinigen, modern-zeitlosen und auch edlem Design fallen Christianes Unikate in einem Raum sofort auf – ohne aufdringlich zu wirken. Die unzähligen Stunden, welche die perfektionistisch arbeitende Mutter in die liebevolle Aufbereitung der Möbelstücke investiert, schneidet sie in Videos für ihre seit Februar 2021 bestehende Instagram-Präsenz zusammen, die inzwischen über 4.000 Follower zählt. Fachinformatiker Christian kümmert sich um die Logistik und die Buchhaltung des Familienunternehmens. Denn auch der gemeinsame Sohn Niklas darf schon mal den Pinsel schwingen.
Nachhaltigkeit wird großgeschrieben
Seit März 2023 können Interessierte Christiane in ihrem „WerkstattLaden“ beim Werkeln auch live über die Schulter schauen. Dieser befindet sich in einem der hinteren Gebäude auf dem ehemaligen Firmengelände der Krania-Kabelfabrik in Kranichfeld. Ein Industrie-Areal mit morbidem DDR-Charme – das gut passt zu einer kleinen Firma, die alten, längst abgeschriebenen Holzmöbeln zu einem neuen Leben verhilft. Neben zahlreichen Unikat-Möbeln bietet sie hier auch Streichzubehör, Lacke und Farben des Kooperationspartners MissPompadour oder eigene Deko-Artikel zum Verkauf an, die sich hervorragend für Geschenke eignen. Nachhaltigkeit wird stets großgeschrieben: Aus alten Gläsern mit Babybrei hat Christiane Gewürzstreuer oder – zusammen mit Wachsresten – ihre Auszeitkerzen in verschiedenen Größen hergestellt, die sich individuell bedrucken lassen. Thüringenweit einmalige Upcycling-Workshops, bei denen Neugierige ihre eigenen handwerklichen Fähigkeiten unter Beweis stellen können, ergänzen ihr Angebot.
An Nachschub mangelt es nicht
„Eine Vorliebe für ein bestimmtes Holz habe ich nicht, wenn es denn stabil ist und eine schöne Maserung aufweist. Wurmbefall ist hin und wieder ein Problem – allerdings lässt der sich durch eine aktive Behandlung beseitigen, wenn er frühzeitig entdeckt wird. Wasserschäden sind jedoch für uns ein Ausschlusskriterium, ebenso wie folienbeschichtetes Holz von Möbel-Discountern“, so Christiane. Sie versteht sich übrigens weniger als Handwerkerin denn als Künstlerin, so dass für sie die erneute Aufbereitung bereits aufbereiteter Möbel nicht infrage kommt. An Nachschub, um ihre Kreativität ausleben zu können, mangelt es gerade bei Haushaltsauflösungen älterer Menschen nicht.
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Ihr persönliches Highlight: Ein Schrank aus seltenem Mahagoni-Holz, der kostenfrei abgegeben wurde. „Ich würde mich aber sehr freuen, wenn die Leute aus der Region auch Möbel von uns kaufen würden“, so Christiane. Wer für einen haptischen Eindruck ihrer Unikate nicht extra nach Kranichfeld fahren möchte, kann auch einfach mal im Blumenladen „Angelique“ gegenüber vom Angerbrunnen (Neuwerkstraße 1) in Erfurt vorbeischauen, wo wechselnd verschiedene Möbel der Marke „So schön neu“ ausgestellt sind. „Dort sind sie schöner dekoriert als ich es selbst kann“, gibt Christiane mit einem Lächeln zu.
Hard Facts
- So schön neu: Bahnhofstraße 18 | Kranichfeld
- Workshop-Termine: so-schoen-neu.de
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