Gemeinsam mit dem Zoopark Erfurt wollen wir einmal im Monat hinter die Kulissen blicken. Diesmal verrät uns die Zoo-Kuratorin Dr. Heike Maisch, wie außergewöhnliche Reisemitbringseln umgegangen wird:
Nicht jedes Reisemitbringsel sorgt daheim für ausgelassene Freude. Manches führt ungewollt mehr oder weniger zu besonderer Aufregung. So haben im Lauf der Jahre drei verschiedene Achtbeiner den Weg in den Zoopark gefunden. Den Anfang machte Kik-i. Diese langbeinige Schönheit löste allerdings beim Finder nicht gerade Begeisterung aus. Bei einem bekannten Textildiscounter kam in der Frachtkiste mit Keramik-Dekofröschen aus Asien eine springlebendige Spinne zum Vorschein.
Die Riesenkrabbenspinne – nicht jedermanns Sache
Kik-i gehört zu den Riesenkrabbenspinnen. Bei ihnen sind die Beine ab der Hüfte nach vorne gedreht – was man gut sieht, wenn man mit den Augen gaaaaanz nah rangeht. Nicht jedermanns Sache! Riesenkrabbenspinnen können auch an glatten Flächen laufen und sind hervorragende Jäger. Kik-i lebte viele Spinnenjahre in ihrem Terrarium in der Zooschule.
Ein bisschen Australien im Gepäck
Umzugsfreuden hatten ein Ehepaar gepackt, die wiederum haben ihre Siebensachen gepackt, um von Australien nach Deutschland zu ziehen. Diese Schiffsreise erwies sich auf die eine Art als „all inclusive“: es war ein Stück Heimat an Bord! Mit im Überseecontainer ist nämlich die kleine „Hasi“ in den Möbeln gereist. Bei der Ankunft in Deutschland wollte das Ehepaar jedoch nur die Möbel entgegennehmen. Die kleine, schwarze Spinne mit dem fast kugelrunden Hinterteil wurde per Veterinäramt dem Zoopark überreicht.
höchste Sicherheitsstufe für den neuen Besuch
Dort erkannte Dr. Heike Maisch auch kugelrund: es handelte sich um eine stark giftige Rotrückenspinne. Ein Anruf beim Giftnotrufzentrum bestätigte: kein Gegengift in Deutschland vorhanden. Zwar sind Todesfälle unüblich – beim Gebissenen – und die Folgen der Vergiftung „weniger schlimm“ als bei der australischen Trichternetzspinne, aber reif für den Notarzt wäre man im schlimmsten Fall trotzdem. Also wurde für Hasi zunächst die höchste Sicherheitsstufe ausgerufen, das Terrarium abgeschlossen und doppelt gesichert.
Heuschrecken-Smoothie
Nach wochenlanger Fastenkur auf dem Schiff im Container (leider nicht all inclusive bezüglich Essen und Getränke) war Hasi entsprechend hungrig: Eine Heuschrecke war in Sekundenbruchteilen gelähmt und wurde dann zu einem Heuschrecken-Smoothie verarbeitet. Spinnen spritzen mit dem Gift auch Verdauungssäfte in das Beutetier. Dieses löst sich innerlich auf und wird dann ausgenuckelt – Smooth, oder?
200 Spinnenkinder
Der bisher leicht faltige Spinnenhintern wurde prall und rund, noch praller und runder, und ein paar Tage später bewachte Hasi einen prallen, weißen Eikokon. Eine Rotrückenspinne ist schon viel im Büro, aber bis zu 200 Spinnenkinder, das ging entschieden zu weit. Hasi wurde deshalb mit Kokon an den Zoo in Berlin übergeben, dort haben sich Kurator und Tierpfleger sehr über diesen Neuzugang gefreut.
Reisemitbringsel aus Namibia
Aktueller Fall ist ein ungewolltes Reisemitbringsel aus Namibia: Eine „Kofferspinne“ – der aus dem Koffer purzelnde Achtbeiner ist jedoch keine Echte Spinne, sondern gehört zur Gruppe der Solifugen (Walzenspinnen). Die kleine „Soli“ misst gerade mal 1,5 cm, kann aber durchaus eine Körperlänge von 7-8 cm erreichen. Name Solifuge bedeutet übersetzt: sonnenflüchtend. Solifugen haben kein Gift und auch keine Spinnwarzen wie Echte Spinnen. „Kein Gift“ klingt erstmal toll.
Ein neues Zuhause für das „haarige Ding“
Solifugen haben extrem große, gesägte Mundwerkzeuge, mit denen sie ihre Beute schreddern. Ein Biss ist deshalb extrem schmerzhaft und entzündet sich häufig. Solifugen sind aktive Jäger, die so schnell rennen, dass man als Mensch nicht sehen kann, was da gerade als braunes, haariges Ding über den Sandboden huscht. Für „Soli“ wurde deshalb nach einem Zuhause in einem Zoo mit Nachttierabteilung gesucht – und im Zoo Frankfurt gefunden.
Hard Facts:
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