Stadthunde-Erfurt-Gründerin Jana Eckard sprach mit uns über ihre Anfänge als Hundefotografin, ihr besonderes Engagement und ihr großes Herz für Hunde.
Wie bist du zur Hunde-Fotografie und zu deinen ersten tierischen Kunden gekommen?
2011 habe ich eine kreative Fellnase adoptiert, den Raffi. Er war ein traumatisierter Angsthund und ich wollte jeden Fortschritt von und mit ihm festhalten. Raffi bei all seinen Aktivitäten ins rechte Licht zu rücken, war schön, aber aufgrund seiner Angst war ich ein wenig eingeschränkt, was die Locationplätze anbelangte. Ich konnte ihn nur innerhalb seiner Komfortzone, wie zu Hause oder einsam im Wald fotografieren. Daher wagte ich mich ab 2013 an Fellschnuten von Freunden und unterstütze den Tierschutz bei der Vermittlung von Hunden. Ab 2014 begann dann mein eigenes Projekt mit den Wandkalendern.
Man sieht auf deinen Fotos immer wieder neue großartige Motive. Wie kommst du darauf? Gehst du dabei auf die Hunderasse, Fellfarbe oder auf die Wünsche der Herrchen und Frauchen ein?
Bezüglich der Motive bzw. Locations lass ich mich gerne inspirieren. Oftmals von der Landschaft selber. Wenn ich durch die Landschaft oder durch die Stadt wandere, sehe ich alles immer mit meinen Locationblickwinkel. Da eine schöne Tür als Texturhintergrund, dort ein schönes Tal oder eben eine schöne Wiese, die gerade dazu einlädt, einen Hund in Szene zu setzen. Aber häufig ist vieles auch nur das Festhalten von Momenten. Meine Models sind oftmals sehr kooperativ, aber ich kann ihnen nicht immer verständlich machen, wie was gut wirkt.
Hunden ist es ja egal, wie sie aussehen – die leben im Hier und Jetzt und lieben es, Hund zu sein. Was die Locationauswahl betriftt, gehe ich eher selten auf Hunderassen ein. Wobei ein Wolfshund im Blumenfeld nicht so wirkt, wie in einer rauen rustikalen Umgebung. Unterbewusst scheine ich da schon etwas zu steuern, aber nicht wirklich bewusst. Manchmal gibt es Wünsche seitens der Herrchen und Frauchen und man versucht diese, sofern sie realistisch sind, auch umzusetzen. Wobei hier immer der Hund entscheidet. Solch ein Shooting ist richtig Kopfarbeit für den Hund und erfordert viel Impulskontrolle. Was dann zu Hause auf dem Sofa oder im vertrauten Umfeld klappt, klappt noch lange nicht vor der Kamera.
Hunde sind ja immer in Bewegung. Wie schaffst du es, dass die Hunde stehen bleiben und genau in die Kamera schauen?
Ja, die Fellschnuten wollen immer etwas erkunden und ein Shooting ist sehr dynamisch. Man bekommt ziemlich schnell mit, wenn man dem Hund zum ersten Mal begegnet, wie man seine Aufmerksamkeit bekommt. Es gibt die Leckerlifraktion: da halte ich dann einfach Käse/Leberwurst oder ein anderes versautes Stück Hundeschmankel vor die Kamera.
Dann gibt es die Spielzeugfraktion. Da ersetzt man quasi das Leckerli mit dem Spielzeug und für Stillsitzen wird dann mit einer tollen kurzen Spieleinheit belohnt. Es geht bei mir sehr bedürfnisgerecht zu, denn dann gibt es noch die Stimmfraktion, die Leckerlis ganz okay finden, Spielis so naja, aber die dann eben auf Tierstimmen reagieren. Ich kann verschiedene sehr schrill klingende Töne erzeugen. Das bekomme ich oftmals mit einem sehr schönen Blick vom Hund quittiert. Es gibt auch Tierstimmenapps, falls meine Quietschtöne verbrannt sind und der Hund nicht mehr darauf reagiert. Es gibt so vieles, was man machen kann: Knistertüten, Tröten, ein Ast oder ein Stein, je nachdem, wofür der Hund sich interessiert.
Deine Bilder sind wirklich wunderschön und jeder Hundeliebhaber, kann sich ein „Ohhh“ nicht verkneifen. Jetzt gibt es wieder einen tollen Kalender von dir, mit dem man auch etwas Gutes tun kann. Erzähl uns doch bitte was darüber.
Lieben Dank für das fette Kompliment! Aufgrund der Vita zu meinen Hund Raffi, hatte ich gerade zum Adoptionsbeginn viel Arbeit mit ihm. So bin ich damals 2013 erstmals auf das Projekt der schwierigen Felle gestoßen, welches sich um die Problemhunde kümmert, an die sich andere nicht mehr ran trauen. Da ich selber weiß, wie schmal der Grat manchmal sein kann, dass Hunde sich in die falsche Richtung entwickeln können, wenn sie in falsche Hände geraten, sprach mich das Projekt der schwierigen Felle an. Denn dieser Verein kümmert sich um Hunde, die durch falsche Erziehung verhaltensauffällig geworden sind. Ganz oft werden solche Hunde dann in Tierheime abgeben und kommen dort nie mehr raus. Der Verein nimmt sich solchen Hunden an und arbeitet mit ihnen um sie zu resozialisieren, je nach Problembaustelle. So etwas ist harte und zeitintensive Arbeit und wird kaum finanziell unterstützt.
Daher kam die Idee meine Fotografie damit zu verbinden, um im Tierschutzbereich auch weiterhin meinen Beitrag leisten zu können. Neben Vermittlungsbildern habe ich so die Chance, auch finanziell dem Verein unter die Arme greifen zu können. 2014 kam der erste Stadthundekalender 2015 heraus, seit dem jedes Jahr mit neuen tollen Hundeschnuten.
Der Wandkalender für 2019 ist bereits in Arbeit und ich bin wirklich stolz erneut damit wieder mein Herzensprojekt unterstützen zu können. Der gesamte Erlös aus dem Verkauf des Wandkalenders kommt den schwierigen Fellen zugute. Dort steht einiges an, ob Tierarztkosten oder ein weiterer Ausbau…dort wird immer Hilfe benötigt, egal in welcher Form. Für Leute, die gerne deutschen Fellen helfen wollen und auch Tierfotografien lieben, ist das doch ideal um auch seinen Beitrag zu leisten.
Mit der Fotografie fröne ich in erster Linie meiner Leidenschaft und wenn man damit auch anderen Hunden helfen kann, dann ist das doch eine runde Sache. Ich freue mich immer wie ein kleines Kind, wenn die Hundefreunde da draußen sich eben das „Ohhh“ nicht verkneifen können. Mir geht es nicht anders! Ich liebe das, was ich tue und darf dabei so tolle Hundeschnuten kennenlernen…und auch deren Dosenöffner.
Vorbestellen könnt ihr den Kalender bereits jetzt! Hier geht´s zur Homepage von Stadthunde Erfurt.
(Dort sind übrigens auch Shootings buchbar.)