Gemeinsam mit dem Zoopark Erfurt wollen wir einmal im Monat hinter die Kulissen blicken. Diesmal verrät uns Zoo-Pflegerin Martina Böhm, wie sie das Vertrauen der Präriehunde gewann:
2011: Der Verein der Zooparkfreunde finanziert den Bau einer Präriehunde-Anlage, die an die Bison-Anlage im Zoopark angrenzt.
2016: Durch einen Tierpflegerwechsel innerhalb der Bereiche erhielt ich die Möglichkeit, sechs männliche Präriehunde zu pflegen. Die Erwartungshaltung war groß, als ich das erste Mal das Gehege betrat. Aber ein Warnlaut reichte und alle Tiere waren verschwunden. So hatte ich mir das allerdings nicht vorgestellt. Also überlegte ich mir, wie ich die kleinen Racker etwas zutraulicher bekommen könnte. Als erstes habe ich beim Säubern der Anlage irgendetwas erzählt, damit sie meine Stimme kennenlernen. Manch ein Besucher hat sich da bestimmt gewundert.
Sommer 2016: Der erste Erfolg zeigte sich nach circa zwei Monaten, ab und zu guckte ein Präriehund aus seinem Loch und schaute mir zu. Voraussetzung war, dass ich mich extrem langsam bewegte. Nachdem ich die Anlage verlassen hatte, sind die Tiere dann auch gleich zum Fressen herausgekommen und ich konnte sie endlich beobachten.
Herbst 2016: Es liefen die Wintervorbereitungen. Der Heu- und Gemüseverbrauch war groß. Meine sechs Jungs hatten sich richtige kleine Bäuche angefressen. Einen Winterschlaf halten sie nicht, nur eine Winterruhe. Deshalb genießen sie bei schönem Wetter Sonne und frische Luft.
2017: Der Januar wurde verschlafen. Bis Anfang März waren alle sechs Präriehunde zu sehen. Die nächsten zwei Monate waren es nur drei oder vier. So ganz geheuer war mir das nicht. Wo war der Rest? Mitte Mai dann die Überraschung: Ich stand vor der Anlage und traute meinen Augen kaum. Jungtiere! Nachwuchs! Jetzt wurde mir auch klar, wo meine zwei fehlenden Präriehundjungs, in dem Fall aber Mädels, abgeblieben sind.
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August 2017: Ich betrat das Gehege und setzte mich neben die Tür, um ihnen Leckerlis zuzuwerfen. Eine
Woche später kamen fünf Tiere bis auf einen halben Meter heran. Wow! Auch beim Säubern blieben ein bis zwei Tiere draußen und beobachteten mich. Ende August konnte ich einen Präriehund sogar aus der Hand füttern. Mitte September schon zwei. Mehr wurden es in diesem Jahr auch nicht mehr, denn sie bereiteten sich schon wieder auf den Winter vor und ließen sich nur noch bei schönem Wetter blicken.
2018: Anfang Juni tauchten auch die ersten Jungtiere auf. Es waren 13. Eine stolze Zahl und alle waren putzmunter. Da wir eine Vorbestellung von einem Tierpark in der Nähe hatten, der eine neue Anlage gebaut hat und so viele Präriehunde wie möglich suchte, haben wir beschlossen, sämtliche großen und kleinen Mädels abzugeben. Wir starteten also eine große Fangaktion mit Lebendfallen. Innerhalb von einer Woche hatten wir bis auf ein Tier alle Mädels gefangen. Abgegeben wurden 13 Tiere, neun Jungs sind dageblieben.
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2019: Am 31. Mai war die Freude und das Erstaunen wieder groß. Drei Jungtiere sprangen über die Anlage. Ein Wunder der Natur. Zehn Männer und drei Jungtiere. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist der Präriehund, der nicht gefangen wurde, doch ein Mädel. Im Juli waren meine Jungs so zahm geworden, dass sie auf meine Beine hüpften, dort fraßen und sich streicheln ließen. Im August konnte ich im Sitzen einen Präriehund auf den Arm nehmen. Wie man sieht, kommt man mit vielen kleinen Schritten und viel Geduld zum Erfolg. Die Bindung zwischen Pflegern und Tieren ist extrem wichtig und schafft Vertrauen. Ich bin gespannt wie es 2020 weitergeht…
Hard Facts:
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- Aufgrund der aktuellen Lage bleibt auch der Zoopark bis auf Weiteres geschlossen