In einer Nebengasse oder in der Silhouette des Erfurter Doms: sie sind überall. Die schwarzen Geisterwesen der Künstlerin „Krajamine“. Mit hellen Augen und scheinbar unbemerkt streifen sie durch die Straßen der Landeshauptstadt. Die 32-jährige Kraja Warkus, besser bekannt als Krajamine, ist Künstlerin und Tätowiererin. Die gebürtige Nordhäuserin verzaubert mit ihren Kunstwerken auf Papier, Foto oder unter der Haut. Das t.akt-Magazin hat Kraja in ihrem neuen Studio im Bandhaus Erfurt besucht und mit ihr über die märchenhafte Welt der Thüringer Wälder gesprochen.
Märchen, Sagen und mystische Dinge
Aufgewachsen ist sie in einem kleinen Ort namens Kraja im Landkreis Nordhausen. Ihre Großmutter regte sie zum Zeichnen an und entfachte ihre Begeisterung für Märchen, Sagen und mystische Dinge. Der Name Krajamine stammt von einer osmanischen Prinzessin aus dem frühen Mittelalter. Zusammen mit ihrem langjährigen Wohnort wurde der Name „Kraja“ ab 2016 ihr treuer Begleiter.
Kein klassischer Künstler-Werdegang
Sie schlug nicht den klassisch akademischen Werdegang eines Künstlers ein, sondern studierte Kulturwissenschaft an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Als Autodidaktin war das Zeichnen stets Teil ihres Lebens. Frei vom Korsett des akademischkünstlerischen Lehrplans konnte Kraja ihre Ideen vielfältig entwickeln und ausleben.
Sonnenstrahlen wie blinzelnde Augen
Prägend für ihre Ästhetik ist bis heute die Natur rundum den Ort Kraja. Im Tal liegend, steigt morgens dichter Nebel aus den Wäldern empor und sorgt für schummrig-schöne Augenblicke. Im Schatten der Blätter blitzen Sonnenstrahlen wie blinzelnde Augen hervor und verschwinden sogleich wieder in der Dunkelheit der Wälder. Abbildungen beseelter Natur und die Liebe zu Geschichten verbindet Kraja zu fantasievollen Szenerien, welche empathisch zum Kern der Dinge vordringen.
https://www.facebook.com/krajamine/photos/a.373023109538946/1382883688552878/?type=3&theater
Die Geburtsstunde der Kraja-Geister
Den Zugang zur eigenen Bildsprache fand sie jedoch über die Fotografie: „Ich bin irgendwann im Thüringer Wald spazieren gegangen und habe dort verschneite Baumkronen fotografiert. In diesen verschneiten Bäumen waren diese Wesen so offensichtlich für mich, dass ich angefangen habe sie ins Bild zu zeichnen. Das war sozusagen die Geburtsstunde der Kraja-Geister.“
Geister, Figuren der Mythologie, Tiere und Pflanzen
Der Weg vom Zweidimensionalen hin zur lebenden Leinwand ist eng verbunden mit dem Kennenlernen ihres Ehemannes. Dieser spielte in einer Band, für die Kraja ein Artwork entwerfen sollte. Der Sänger der Band – selbst Tätowierer – war derart begeistert, dass er ihr zeigte, wie sie ihr Werk auf seiner Haut verewigen kann. Bei ihm und weiteren Erfurter Tätowierern lernte sie in den folgenden Jahren das Handwerk und seit Januar diesen Jahres hat Kraja ihr eigenes Studio im Bandhaus Erfurt. Ihr Instagram-Account „kraja_tattoo“ ist gefüllt mit Geistern, Figuren der Mythologie, Tieren und Pflanzen. Wer jetzt so richtig Lust bekommen hat, sich unter die Nadel zu legen, kann Kraja ganz einfach via Instagram anschreiben.
YEA – Young Erfurt Artists #11
Doch damit nicht genug. Wer ihre Kunst in Natura sehen möchte, kann sich bis 27. März im Kunsthaus Erfurt von ihrem Talent überzeugen. Die Ausstellung „YEA – Young Erfurt Artists #11“ zeigt Jahr für Jahr junge Erfurter Talente und in diesem Jahr ist Kraja neben neun weiteren Künstlern dabei.
Hard Facts
- Kraja Tattoo
- Hugo-John-Straße 8 | 99086 Erfurt
- kraja@krajamine.de