Fast ein ganzes Leben lang wurde Uta Schwarz von einem ebenso formbaren wie natürlichen Werkstoff begleitet. Bis heute arbeitet die inzwischen 67-Jährige mit Ton. Als Teenagerin verdiente sie sich als Hilfskraft in einer Töpferei etwas dazu. Sie säuberte die Werkstatt und versuchte sich auch selbst an der Drehscheibe. Dabei war sie so fasziniert von den Möglichkeiten, die das Material bereithielt, dass sie mit einer Lehre in diesem Beruf liebäugelte: „Ich war damals 17 Jahre alt und eine Ausbildung wäre erst ab dem 18. Geburtstag möglich gewesen. Also musste ich Zeit überbrücken – und reiste nach Paris.“
Von der ländlichen Idylle zur Sozialpädagogik
Das rege Treiben der französischen Hauptstadt bildete einen harten Kontrast zum beschaulichen Leben in einem mittelfränkischen Dorf. Uta Schwarz sagte ihre sichere Lehrstelle ab und hielt sich mit Gelegenheitsjobs finanziell über Wasser. Beim Betreuen von Kindern lernte sie von der Pike auf die französische Sprache – und entdeckte, dass sie mit Menschen sehr gut umgehen kann. Also entschied sie sich letztlich für ein Studium der Sozialpädagogik. Später war sie in der Kinder- und Jugendarbeit tätig – und dabei spielte die Keramik wieder eine wichtige Rolle.
„In einer Stunde beim Töpfern gewinnt man einen tiefen Einblick in die Persönlichkeit eines Menschen. Das reicht von der Entscheidungsfähigkeit über die Fantasie und das Selbstbewusstsein bis hin zur Konzentrationsfähigkeit, wenn ich bestimmte Arbeitsschritte erkläre oder Geduld und Ausdauer, wenn vor dem Brand Trockenzeiten des Tons einzuhalten sind“, erklärt Uta Schwarz in typisch fränkischem Singsang mit rollendem „R“. Sie setzte Töpfern lange Zeit in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, psychisch Kranken oder Inhaftierten ein. „Ich habe schon mit allen möglichen, vermeintlich schwierigen Gruppen von Menschen gearbeitet“, scherzt die ebenso humorvolle wie besonnene Naturliebhaberin, die 2003 als Leiterin einer soziotherapeutischen Einrichtung den Sprung in die Selbstständigkeit wagte.
Viele Menschen aus der Region
„Ich habe mir den Traum eines eigenen Ateliers erfüllt und wollte eigentlich eigene Keramik produzieren. Doch das war mir zu langweilig und so bot ich jeden Montag ein offenes Atelier an. Alle konnten vorbeikommen und sich selbst im Töpfern versuchen. Das Angebot wurde von vielen Menschen aus der Region gut angenommen. Erwachsene konnten einige Stunden Urlaub von ihrem Alltag erleben und bei kreativen Kindergeburtstagen konnten die Kleinen etwas erschaffen, was sie sich nicht zugetraut hätten.“
Sanierung eines historischen Forsthauses im Thüringer Wald
2009 kaufte sie in Siegmundsburg im Thüringer Wald ein denkmalgeschütztes Forsthaus, das vom Schimmel im Mauerwerk regelrecht zerfressen war. „Keiner hat sich da rangetraut. Umso mehr wurde ich bewundert, dass ich am Haus das Meiste selbst gemacht habe.“ 30 Tonnen Schutt sammelten sich bei den Rekonstruktionsarbeiten an, bei denen Uta Schwarz auf ihre Kenntnisse aus einem abgebrochenen Innenarchitektur Studium zurückgreifen konnte.
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Heute bietet der historische Bau bei sichtbarer Handwerkskunst rustikalen Charme und durch seine liebevolle Einrichtung – etwa mit eigener Bibliothek, Kunst an den Wänden und einem Bullerjan-Ofen – auch zeitlose Behaglichkeit. Kurse gibt sie in ihrer Werkstatt, welche nur durch eine Fachwerk-Konstruktion vom Wohnzimmer getrennt ist. Die passende Atmosphäre, um sich kreativ zu entfalten – allerdings nur selten für Uta Schwarz.
Individuelle Kurse und kreatives Feedback für die Teilnehmer
„Zu mir kommen Menschen, die selbst etwas gestalten möchten. Meist haben sie klare Vorstellungen, was sie machen möchten, und ich zeige ihnen, wie sie ihr Ziel erreichen. Das heißt: Ich gebe auch ehrliches Feedback“, so Uta Schwarz, die auf Wunsch auch Kurse in der Bearbeitung von Leder, Holz, Schiefer, Filzwolle oder Gips anbietet. „Gips ist gerade für die Ungeduldigen interessant, die nach ihrem Besuch bei mir etwas mit nach Hause nehmen möchten. Ton muss ja erst zweimal gebrannt werden, das dauert ein paar Wochen“, erklärt sie und führt in einen kleinen unverputzten Raum, in dem man noch ein altes gemaltes Muster auf dem Mauerwerk erkennen kann. Hier steht ihr Ofen.
Ton als bevorzugter Werkstoff und eine besondere Atmosphäre
Der liebste Werkstoff bleibt für Uta Schwarz aber der Ton. „Es ist einfach ein beruhigender und erdender Werkstoff, der die Seele baumeln lässt. Nicht nur meine, sondern auch die meiner Gäste, die gerne zu ‚Wiederholungstätern‘ werden.“ Wer einmal im gemütlichen Atelier in dem Denkmalschutzen Forsthaus von Uta Schwarz nahe des Rennsteigs zu Besuch war, kommt gern wieder.
Hard Facts:
- Atelier Uta Schwarz: Hiftenberg 11 | 98724 Siegmundsburg
- E-Mail: info@atelier-utaschwarz.de
- Mehr: www.atelier-uta-schwarz.de