„Es sollte anders kommen als gedacht!“ – Diese Überschrift fasst wohl am besten zusammen, was im April 2015 seinen Anfang nahm und heute zu einem der bekanntesten Technoclubs Thüringens zählt: der Kalif Storch in Erfurt. Doch der Club ist längst mehr als das. Hip-Hop-Partys, Indie-Konzerte, Tischtennisabende und antirassistische Lesungen gehören inzwischen ebenso zum vielseitigen Programm wie legendäre Klubnächte.
Der Ursprung: Ein leerer Industriebau und eine Vision
Dabei war das alles ursprünglich gar nicht so geplant, als Hubert Langrock damals in einer Off-Location im Erfurter Norden die erste Party veranstaltete. Da war damals lediglich ein leerstehender Industriebau, ein paar Leute, die Bock hatten, eine Party auf die Beine zu stellen und ganz viel Engagement, welches in der Folge dazu führte, dass Hubert und seine Kolleg:innen die Hallen im Zughafen okkupierten und dort einen Club einrichteten. In Eigenregie. „Einfach machen“ lautete die Devise …
Von der spontanen Idee zum festen Treffpunkt
„Die Idee war, ein, zwei oder drei Partys zu veranstalten, mehr nicht“, erinnert sich Hubert. „Dass daraus ein Club wird, der an fünf Tagen in der Woche geöffnet hat, war absolut nicht abzusehen.“ Ein Schlüsselmoment: der erste Geburtstag des Kalif Storch im Dezember 2016. „Bei der ersten Klubnacht war Matthias Kaden zu Gast und spielte ein Liveset“, erzählt Hubert.
Auch am kommenden Wochenende, am Samstag, zum 9. Geburtstag des Erfurter Clubs gibt der Thüringer DJ, der Weltweit gebucht wird, den Takt an. Zur 99. Klubnacht legt er gemeinsam mit Techno-DJ-Größe Gregor Tresher auf. Es wird jedoch bereits einen Tag zuvor, am Freitag, im Kalif Storch gefeiert. Denn die Geburtstage des Clubs zelebriert der Clubseit Corona gleich doppelt. Ganz einfach, weil mit dem Club auch das Publikum erwachsen wurde.
Hindernisse überwinden: Lärmschutz und Sommerpause
Und weil natürlich zudem junge Technofans nachkommen, spendiert der Veranstaltungsort im Zughafen gleich zwei Geburtstagspartys. Am Freitag kommen dann alle Raver der schnelleren und trancigeren Gangart auf ihre Kosten, wie sie auf Technopartys weltweit derzeit gefeiert wird. Mit u. a. Justin Tinderdate und 3Lina zeigt das Booking-Team einmal mehr, dass der Kalif musikalisch breit aufgestellt ist.
Techno bis Pop-Party: Alle Clubs und Discos von Erfurt im Überblick
Dabei verlief der Start alles andere als reibungslos. Bereits kurz nach der Eröffnung stellte sich heraus, dass nur zehn Veranstaltungen pro Jahr länger als bis 22 Uhr gehen durften. „Da wir von Anfang an auch Hip-Hop einbinden wollten, mussten wir eine Lösung finden“, erzählt Hubert. Der Club legte nach nur drei Monaten eine Sommerpause ein, weil das Umweltamt nicht so einfach mitspielte. Ein Schallschutz musste her. Pünktlich zum zweiten Geburtstag gab das Amt nach einem zweiten Schallschutzgutachten sein Ok. Die Party im Kalif Storch nahm dann erst so richtig an Fahrt auf.
Stetige Weiterentwicklung: Vom Bauzaun zum Designerklo
Über die Jahre entwickelte sich der Kalif Storch immer weiter. 2016 starteten Hubert und sein Team zunächst mit einer Bar in einer Halle und einem rudimentären Außenbereich, der mit Bauzäunen abgeriegelt war. Sanitär wurden lediglich ein paar Chemieklos geboten. Im zweiten Jahr gab es dann schon einen Holzzaun, wie er jetzt noch den Außenbereich des Clubs umgrenzt, und einen Klowagen. Der nächste Coup im dritten Jahr: Das wohl stylishste Klo in Thüringen, gestaltet von den Künstlern Marc Jung und Dr. Molrok, löste das Outdoor-WC ab, das im Winter für so manche – im wahrsten Sinne des Wortes – arschkalte Party sorgte.
Das wohl stylischste Klo der Welt ist in Erfurt im Kalif Storch
Ganz nebenbei okkupierte das Clubteam weitere Räumlichkeiten im Zughafen. In einem Nebengelass entstand ein zweiter Dancefloor mit Bar. Der „Kleiner Muck“ war geboren. In der Namensgebung blieb man schließlich dem Thema „1000 und eine Nacht“ treu. Und schaut man auf die weitere Genese des Veranstaltungsortes, könnte man schon behaupten, es wird eine 1001. Partynacht geben. Bei der Addition aller Veranstaltungen samt Konzerten und Hip-Hop-Happenings ist der Kalif Storch davon wohl nicht mehr allzu weit entfernt.
Zukunftsvisionen: Ein Jahrzehnt voller Überraschungen
Doch erst einmal wird die 99. Klubnacht gefeiert – mit Schokotorte, großem Trara und einer Menge Energie. Und das zehnte Jahr des Kalif Storch verspricht, weiterhin Überraschungen zu bieten. „Es gibt Überlegungen, die Räumlichkeiten neu zu denken“, verrät Clubchef Hubert. Zum runden Jubiläum ist sogar eine ganze Party-Woche geplant. Und die Geschichte zeigt, eines ist sicher: Im Kalif Storch wird immer alles anders kommen – aber immer genau richtig.
Hard Facts:
- Klubnächte zum Kalif-Geburtstag: 6. und 7. Dezember
- Kalif Storch | Zum Güterbahnhof 20
- Mehr: www.kalifstorch.com
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