Es ist oft schwierig, zu behaupten, dass ein Ereignis oder eine Veranstaltung einzigartig ist. Schließlich ist heutzutage fast alles reproduzierbar. Beim „Winterviadukt“ in Erfurt scheint das allerdings anders zu sein. Der kleine Weihnachtsmarkt, der nun seine Pforten in der Wilhelm-Külz-Straße geöffnet hat, wird dieses Jahr wohl das einzige Mal stattfinden. Das zumindest behauptet Benedikt Frantz, der gemeinsam mit Robert Kriesche und Friedrich Bergmann den kleinen Markt abseits des touristischen Massentreibens initiierte.
In einem etwas heruntergekommenen Hinterhof, der zu DDR-Zeiten zum Kombinat Volkseigener Betriebe in Erfurt gehörte, wollen die drei jungen Männer einen „abgefahrenen, verwunschenen Weihnachtsmarkt“ kreieren. Einzigartig werde das „Winterviadukt“ laut Frantz zum einen, weil das gesamte Gelände bereits an einem Investor verkauft wurde, der dort ein Mehrfamilienwohnhaus plant. Zum anderen, weil wahrlich außergewöhnliche Kulissen den Rahmen für die Veranstaltung vorgeben – ein etwa zwei Meter hoher und fünf Meter langer Viadukt, der schon bei den diesjährigen Domstufen Festspielen für Aufsehen sorgte.
„Für uns ist wichtig, den Lebensraum, in dem wir wohnen, mitzugestalten“
Auf die Idee mit dem Markt kamen die Initiatoren eher zufällig. In den Sommermonaten betreiben die drei „Das kleine Gartenhaus“ in unmittelbarer Nähe des alten VEB-Geländes. Weil das Bar-Café nur in der warmen Jahreszeit öffnen kann, dachten sich die Jungs: „Lasst uns doch auch mal im Winter etwas machen.“ Durch einen Kontakt zum Theater kamen sie zu den Kulissen, die, als Spende für kulturelle Akteure deklariert, erneut in Szene gesetzt werden sollten. Mit Hilfe der Stadtwerke Erfurt schafften Frantz, Kriesche und Bergmann das Ungetüm in einer Hauruck-Aktion auf den Hinterhof. Um das Ganze noch etwas weihnachtlicher zu gestalten, besorgten sie Tannen und verwandelten den Hof in ein Winterwunderland. Etwa zehn Stände mit Kunsthandwerk und kleinen, aber feinen Geschenken runden das Weihnachtsmarkt-Feeling ab.
Einen eigens in Eisenach ersteigerten alten Wohnwagen bauten die Jungs als Imbiss aus.
„Wir haben einen indischen und einen syrischen Koch, die winterliches Streetfood zubereiten“
schwärmt Frantz. „Heiße und kalte Getränke bieten wir natürlich auch an – die üblichen Verdächtigen halt.“ Darüber hinaus planen die drei Organisatoren weihnachtliche Live-Musik und coole Aktionen wie zum Beispiel eine Versteigerung, um außerhalb des regulären Markttreibens noch etwas Besonderes zu bieten.
Wenn es gut läuft, soll der Markt bis nach Weihnachten geöffnet sein. Und egal,wie es kommen mag: Der Aufwand hat sich für Benedikt Frantz und seine Kollegen auch schon im Vorfeld gelohnt, denn:
„Für uns ist wichtig, den Lebensraum, in dem wir wohnen, mitzugestalten, wenn auch nur mit einem einmaligen, temporären Weihnachtsmarkt.“
Zur Facebookseite von Winterviadukt