Adel verpflichtet? – Adel Tawil im Interview
Am 2. Juni kommt Adel Tawil im Rahmen seiner „So schön anders“-Tour auch nach Erfurt. Wir sprachen mit ihm über seine Musik und was er mit Thüringen verbindet.
Wie oft wirst Du eigentlich mit der Redewendung Adel verpflichtet belästigt?
Ich werde häufig so angesprochen. Seit jungen Jahren – finde ich aber überhaupt nicht schlimm. Ich mag meinen Namen und hab damit überhaupt kein Problem. Irgendwie klingt das ja ganz charmant.
Hast du einen Bezug zum Adelshaus in England, oder so?
Eigentlich nicht, aber die royale Hochzeit ist auch an mir nicht spurlos vorbei gegangen. Das war ein großes Spektakel im Fernsehen.
Im Juni machst du Tour-Stopp in Erfurt. Du bist in Thüringen schon öfter aufgetreten. Hast du auch schon unseren Freistaat besichtigen können? Was blieb hängen?
Erfurt blieb hängen – Gerade die musikalische Community dort, rund um Clueso zum Beispiel. Da ist ja gerade im letzten Jahrzehnt richtig viel passiert. Tolle Musiker, tolle Leute. Ich beneide euch auch wegen eurer Natur. Gerade im Sommer hänge ich da deshalb gerne noch ein, zwei Tage ran, wenn ich da bin. Es ist ein schönes Bundesland. Ich bin ja begeisterte Mountainbiker und dass kann man bei euch wunderbar machen.
Warst du schon mal mit dem Bike in Thüringen unterwegs?
Ja. War ich schon. Das muss so 2012 gewesen sein. Wir haben ein paar Hügel- und Bergtouren gemacht. Es war schon sehr schön. Wir hatten jemanden dabei, der sich sehr gut auskannte und dann haben wir es uns drei Tage in Thüringen gut gehen lassen.
Deine aktuelle Tour heißt wie dein 2017 erschienenes Album. Du hast die Platte auch schon in Thüringen vorgestellt. Seitdem ist viel Zeit vergangen. Können sich die Fans auch auf neue, unveröffentlichte Lieder freuen, die du im vergangenen Jahr noch nicht gesungen hast?
Ja. Ich habe jetzt gerade ein neues Lied veröffentlicht, das Flutlicht heißt. Passend zur WM-Zeit. Das ist zwischenzeitlich im Studio entstanden, durch Zufall. Mir gefällt das Lied, weil es das Gefühl beschreibt, wenn man im Stadion ist. Das ist kein normaler Sound, den man auf Fußball allgemein münzen kann. Der funktioniert eben nur im Stadion. Deswegen werde ich den live spielen. Bisher kam Flutlicht wirklich sehr gut an. Darüber hab ich mich gefreut und ich bin gespannt, was die Erfurter dazu sagen.
Deine neue Single Flutlicht ist nicht auf dem Album von 2017. Ist das quasi die Ankündigung für eine neue Platte?
Absolut. Ich hab ja den alten Vorsatz, wie beim Fußball auch: Nach dem Album ist vor dem Album. Letztes Jahr kam meine letzte Platte „So schön anders“ raus und seitdem bin ich auch wieder am Schreiben. Wenn ich so ein paar Freiräume geschaffen habe, zwischen den Touren, dann nutze ich die Möglichkeit, mich mit Weggefährten zu treffen und Musik zu machen. Das ist Teil meines Lebens. Ich muss sagen, da sind schon ein paar richtig schöne Sachen zusammen gekommen. Mal schauen, wie schnell ich bin, um die dann wirklich auch auf den Punkt zu bringen. Das nächste Album ist also schon in Sicht.
Adel Tawil – Flutlicht
Wo wir über Leben sprechen: „Adel Tawil ist ein Sänger, der die Lieder, die er singt, lebt“, heißt es in einem Text deiner Agentur. Wie können wir das verstehen? Wie lebst du deine Lieder?
Ich singe über Themen, die ich erlebt habe und selbst beobachtete. Und ich will mit meiner Musik keinen Hass verbreiten. Genau das Gegenteil. Ich will Liebe verbreiten, Verständnis. Ich will, dass man sich verstanden fühlt, wenn man meine Musik hört und merkt: „Ach kuck mal. Der hat gerade dasselbe am Laufen wie ich. Der versteht mich.“
Ich gebe ja in der Musik manchmal den einen oder anderen Ratschlag. Bei „Ist da jemand“ ist es zum Beispiel: Wenn man nicht mehr danach sucht, dann geht vieles von alleine. Hinter jeder neuen Tür kann die Sonne wieder scheinen. Das ist eine Lebensweisheit, die ich mir dann selber zurufe, die ich dann versuche zu leben. Das ist natürlich nicht immer so einfach. Jeder kennt das: Wenn man mal down ist, dann ist das lieb und nett, wenn die Leute zu einem sagen: „Ey Kopf hoch, das wird schon wieder.“ Aber die Person, die gerade das Gefühl empfindet, ist schwer davon zu überzeugen – und das geht mir bei meinen eigenen Texten auch nicht anders.
Du machst ja eher Popmusik. Hörst du zwischendurch auch mal Techno oder Schlagermusik?
Seltener. Ich bin natürlich für jede Musik offen. Ich finde jede Musik hat eine Berechtigung. Es ist albern, wenn sich jemand als Musikpolizei aufspielt und gegen Schlager oder Techno hetzt. Auch ich lasse mich von elektronischer Musik inspirieren. Es gibt den einen oder anderen Song auf meinem Album, der von elektronischer Musik inspiriert ist.
Ich brauche das Gefühl, im Sinne von: es müssen Text und Melodie da sein. Ich liebe es zu singen, deswegen kommt es für mich nicht in Frage im Studio zu sitzen und nur einen Instrumental-Song zu machen, bei dem man keine Stimme hört. Wie gesagt: jede Musik ist eine ganz eigen Kunstform und dem gebührt Respekt.
Nach dem Echo-Skandal: Hast du auch mit dem Gedanken gespielt deine Preise zurückzugeben?
Nein. Ich fand das etwas albern. Es war für mich eine aufgebauschte Geschichte. Ich finde, es sollte um die Sache gehen. Dass man darüber diskutiert, war absolut notwendig und wichtig. Auch die kritisierte Textzeile war so nicht in Ordnung. Die Musiker haben sich in aller Form auf der Bühne bei allen entschuldigt, haben gesagt: „Das war nicht korrekt.“
Die 90er sind derzeit voll im Trend, können wir auf eine Re-Union von „The Boyz“ hoffen, die Band der du damals angehörtest?
(Lacht) Ha, ha. Das würde ich feiern. Da wäre ich voll dabei. Aber da müssten wir die anderen vier Jungs mal fragen. Das ist ja das Schöne: Je länger die Zeit verstrichen ist, desto cooler wird es auf einmal wieder. Jetzt wäre es schon wieder eine richtig coole Geschichte, wenn wir fünf uns zusammenraffen und was machen würde. Wer weiß, das Thema kam noch nicht auf, aber vielleicht liegt da wieder etwas in der Luft. Ich würde es echt begrüßen und mit machen. Mindestens bei einem Song wäre ich auf jeden Fall dabei.
Abschließend noch ein kleines Assoziations-Spiel. Bitte antworte auf die Stichworte und Wortgruppen mit höchstens einem Satz:
Thüringen: Clueso
Bratwurst: Oh, ja. Das ist auch Thüringen. Sehr lecker.
Schlüpfer: Liegt manchmal auf der Bühne, aber das hat jetzt nichts mit Thüringen zu tun.
Nervige Journalisten-Fragen: Nehm ich locker.
Rechtsextremismus: Hat in unserer Gesellschaft schon mal viel Schaden angerichtet!
Ich und Ich: Ein großes Geschenk meines Lebens.
WM 2018: Wir kommen definitiv ins Finale.
Heimat: Berlin.
Facebook: Ich habe mich privat gelöscht – kurz vor dem Datenskandal, weil es mir zu viel wurde.
Einhörner: Den Song „The last Unicorn“ fand ich als Kind super.
Samstag, 2. Juni 2018, 20 Uhr
Messehalle Erfurt