Energetisch und mitreißend, so lässt sich ein DJ-Set von Levt am besten beschreiben. Der 23-jährige aus Jena stammende DJ bespielt in mit seinem jungen Alter schon die größten Bühnen. Unter anderem spielt er beim diesjährigen SonneMondSterne-Festival (SMS) auf der zweitgrößten Outdoor-Bühne, der Second Stage. Wir sprachen vorab mit Levt über seine Musik, die Technoszene im Wandel und natürlich die SMS.
Hey Levt, wie kommt man in Jena eigentlich als junger Mensch zum Techno?
Es gibt viele Wege, um zum Techno zu finden. Ich interessierte mich schon früh für elektronische Musik. Damals war das noch undefinierter, geprägt durch Daft Punk, Chemical Brother usw. Mit der Zeit steigerte sich mein Interesse an Techno. Bei mir ist das sehr organisch gewachsen. Es gab natürlich die einschlägigen Clubs, wie das Kassablanca in Jena oder die Muna bei Hermsdorf, in denen ich in Kontakt mit der Musik kam.
Du machst jetzt schon länger selbst Musik und die Spielarten von Techno sind lange nicht mehr an einer Hand aufzählbar. Warum hast du dich für Melodic Techno entschieden?
Ich würde gar nicht mehr sagen, dass ich Melodic Techno spiele. Ich bin damit 2016/17 gestartet, begründet in meinem Interesse für das Berliner House Label „Katermukke“. Ich durfte dann auch relativ schnell auf den ersten Katermukke-Partys die Openings spielen. Das hat mich von den Sounds her so stark in den Bann gezogen. Irgendwann fing ich an, auf den ersten anderen Partys zu spielen und so entwickelte sich das. An Melodic Techno berührt mich vor allem, dass er nicht dauerhaft stumpf nach vorne geht, sondern etwas aufgemacht wird, das Emotionen erzeugt, und er dann erst wieder in das Treibende zurückfällt. Es ist das Spiel aus Emotionen.
Wie würdest du deine jetzige Tendenz beschreiben, wenn es nicht mehr Melodic Techno ist?
Heute würde ich sagen, dass ich eher „Peak Time“-Techno spiele. Trotzdem sind noch ganz viele Elemente aus dem Melodic Techno drin.
Was ist „Peak Time“-Techno?
Grundsätzlich ist „Peak Time“-Techno eigentlich Melodic Techno, nur schneller.
Schneller ist ein gutes Stichwort. In den vergangenen Jahren ist es schneller auf den Dancefloors geworden. Wie siehst du die Veränderungen in der Technoszene im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten? Siehst du einen Wandel?
Wandel und Entwicklung gibt es immer und ist auch überall zu spüren. In alten Strukturen verharren, tut nicht gut. Das gilt auch für die Musik. Ich glaube, während Corona war zwar Energie da, aber diese konnten die Menschen nicht raus lassen. Diese Energie setzte sich auch in der Musik um und so wurde die ganze elektronische Musik einfach schneller. Die Szene ist auch deutlich jünger geworden. Und viele von den jungen Menschen konnten nicht so organisch in die Clubszene reinwachsen. Außerdem ist Techno auch deutlich mehr im Mainstream angekommen. In der Szene wird das zwar teilweise kritisch gesehen, aber ich denke, dass dies auch befruchten kann und dass es auf lange Zeit gesehen die Musik nach vorne bringt.
Meinst du, dass das Internet da auch sein Übriges getan hat, dass das Ganze so in den Mainstream gerückt ist und mehr Leute Techno feiern?
Ja, auf jeden Fall. Während der Pandemie war es fast nur möglich, Techno über das Internet zu konsumieren. Erstmals legten DJs im Livestream auf. Das kannte man vorher nicht. Und definitiv hat das etwas mit der Szene gemacht. Die Sozialen Medien allgemein sind ein essenzieller Punkt in allgemeinem Sinne und das betrifft natürlich auch die Musik. Dazu kommen dann auch Geschichten und Mythen, die spannend sind und online geteilt werden. Da stellt sich allerdings die Frage, wie weit es gehen kann und muss, beziehungsweise wie weit die Szene da auch mitmachen will. Trotzdem bin ich der Meinung, dass man dadurch viele Leute erreicht, Interesse weckt und somit neue Techno-Liebhaber:innen gewinnt.
Apropos Techno-Liebhaber:innen: Du trittst gleich am Freitag zur Prime-Time auf der Second Stage beim SonneMondSterne Festival auf. Kannst du dich noch erinnern, wie es war, das erste Mal beim SMS aufzulegen?
Das war auf der „Katermukke-Bühne“ am Strand relativ früh von 6 bis 8 Uhr morgens. Es war bitterkalt und fing an zu regnen. Ich dachte wirklich: „Oh Gott, was soll das werden?“. Tatsächlich sind aber einige Raver:innen da geblieben. Es waren letztendlich zwei wunderschöne Stunden und ein wirklich einmaliges Erlebnis.
Zwischen Club und Festival liegt ja auch ein großer Unterschied. Kannst du den Unterschied beschreiben?
Der Club hat etwas Intimeres. Man ist einfach näher am Publikum. Es gibt auch mehr Möglichkeiten für die Dynamik und Entwicklung in einem Set. Ich würde selbst vermutlich im Club mehr experimentieren. Das Festival-Setting dagegen ist besonders, weil es nicht so dunkel ist. Musik in Kombination mit unglaublichen Lichtshows, Feuer und allem Drum und Dran zu erleben, hebt eine Party auf ein ganz anderes Energie-Level. Eigentlich will ich das auch gar nicht vergleichen, weil beides auf seine eigene Weise wunderschön ist. Im Sommer hat man eher Festivals und will raus ins gute Wetter und an die frische Luft. Dafür zieht es die Menschen im Winter eher in einen Club zum Raven.
Du spielst schon seit 2017 auf dem SonneMondSterne Festival. Was ist für dich das Besondere am SMS und wie unterscheidet es sich von anderen Festivals?
Beim SMS spielen ist wie nach Hause kommen. Mit der Zeit lernt man das Team kennen. Die ganze Crew dahinter ist wie eine große Familie. Außerdem ist die SMS top durchgeplantes Festival: heftige Bühnen und krasse Technik. Auch der Ort macht es besonders. Der See mit dem Strand – das hat schon etwas Magisches.
Du trittst auf der Second Stage auf. Ist das die größte Bühne, auf der du bis jetzt aufgetreten bist?
Ja, das wird die größte Bühne bis jetzt. Ich habe dieses Jahr auf einigen Bühnen gespielt, die ähnlich sind, aber nicht gleich groß und auch nicht gleich besonders.
Wie baust du dein Set dann auf? Wirst du auch Songs von dir zum Besten geben?
Auf jeden Fall. Es gibt auch noch viel Musik, die nicht veröffentlicht ist, die die Leute gar nicht kennen können. Das sind auch die schönsten Momente, wenn unveröffentlichte Tracks einfach funktionieren. Dann kommen noch ein paar Tracks von anderen Künstlern rein, bei denen ich der Meinung bin, dass das das Beste ist, was ich den Leuten gerade anbieten kann.
Ist es da schwer, sich für Songs zu entscheiden?
In zwei Stunden schafft man so zirka 20 Songs, das macht die Auswahl schon schwerer. Die Vorauswahl zu treffen ist erst mal nicht so kompliziert, da sucht man einfach nach seinem Geschmack aus. Und eine gute Vorauswahl ist auch wichtig. Ich habe einen Ordner, in dem etwa 50 bis 60 Tracks drin sind, so dass ich noch Freiheiten habe, Sachen zu ändern. Ich passe das Set dann letztendlich dem Vibe und der Stimmung an. Es braucht auch Erfahrung, um die richtigen Lieder zu spielen. Manche Tracks begeistern mich über Kopfhörer beispielsweise gar nicht, aber live liefern die dann richtig ab. Deswegen ist es wichtig, zu üben und auszuprobieren. Man braucht Live-Erfahrung, um die Tracks richtig einzuschätzen und richtig einsetzen zu können, um das richtige Timing abzupassen.
Wie geht man am besten auf das Publikum ein? Woran machst du den Vibe fest?
Ich glaube, das kann man gar nicht so richtig lernen oder beschreiben, das hat keine Didaktik. Man merkt relativ schnell, was vom Publikum zurückkommt. Das macht es auch so besonders in Momenten der Eskalation. Egal ob 200, 2.000 oder 10.000 Leute, das kann mit jeder Menschenmenge besonders werden. Wichtig ist, dass man das Publikum trifft und eine Verbindung aufbaut. Das ist wie ein Spiel, man versucht sich kennenzulernen. In den ersten ein, zwei Tracks merkt man, in welche Richtung es gehen könnte. Es gibt natürlich auch eine „Running Order“, ich weiß, wer vor- und nach mir spielt und muss das auch dahingehend anpassen. Trotzdem muss man einfach schauen und ausprobieren, was so geht und was sich auf beiden Seiten gut anfühlt und gut ankommt.
Hard Facts:
- Levt beim SMS: 11. August von 21.30 bis 23 Uhr auf der Second Stage | 13. August von 14 bis 17 Uhr am SMS.Beach
- Mehr zu Levt bei Instagram: @levt_official