„Wir wollen künstlerisch und politisch wirken und aktiv sein“
Euer neues Album „Sturm und Dreck“ erschien am 12. Januar. Habt ihr denn bei diesem Album etwas anders gemacht als bei den vorherigen?
Wir sind an das Album schon grundlegend ähnlich wie bei den anderen Alben zuvor herangegangen. 12 Songs haben wir geschrieben und diese zusammen arrangiert. Wir fanden die Songs super und haben die Texte dazu geschrieben. Dafür haben wir uns ca. 1,5 Jahre Zeit genommen. Währenddessen waren wir auf Tour und zogen einige Aktionen auf, wie die „Noch nicht komplett im Arsch“-Kampagne, mit der wir ein Zeichen gegen den Rechtsruck in Mecklenburg-Vorpommern setzen wollten. Wir hatten also alle Hände voll zu tun.
Viel Ruhe gönnen wir uns nicht – das klappt nicht so gut bei uns. Bei diesem Album haben wir mit Tobias Kuhn als Produzenten zusammen gearbeitet. Uns war wichtig, schon im Proberaum und im Songwriting-Prozess jemand externes mit dabei zu haben. Das bereichert nochmal und setzt hier und da i-Tüpfelchen. Er hat es geschafft unsere Liveenergie auf die Platte zu bringen. Auf dem Album sind wieder viele persönliche und politische Geschichten. Diese sind auch immer ein Zusammenspiel, wir versuchen das nicht zu trennen. Die Inhalte und Texte stammen direkt aus unseren Erlebnissen und Erfahrungen der letzten Jahre.
Wie immer ist es bei uns mal forsch und provokativ, mal laut und aggressiv, aber auch leise und sensibel. Zudem soll das Album ein gewisses Grundgefühl widerspiegeln. Ein positives „Da geht noch was“. Denn momentan ist das Gefühl der Angst in unserer Gesellschaft allgegenwärtig und der Rechtsruck bittere Realität. Wir wollen dem mit positiver und selbstbewusster Energie entgegentreten und es soll uns allen Kraft geben.
Im Lied „Wo niemals Ebbe ist“ singt ihr: „Zu viel Maloche macht uns dumm…“ Habt ihr nebenbei alle noch einen Job oder könnt ihr mittlerweile von der Musik leben?
Inzwischen haben wir das Glück, dass wir von der Musik leben können. Dennoch machen wir alle auch noch andere Sachen nebenbei, die für uns wichtig sind. Einige studieren und andere engagieren sich in sozialen und politischen Projekten. Die Priorität liegt aber bei uns allen bei der Band.
Bei „Wir haben immer noch uns“ geht es um Freundschaft, die hält, egal was passiert. Trifft dieser Text auch auf euch als Band zu?
Ja, selbstverständlich. Dieser Song handelt in der ersten Strophe direkt von meiner persönlichen Verbindung zur Band. Ich spreche da die anderen fünf an und will ihnen meinen Respekt aussprechen und mich für die Freundschaft bedanken. Die zweite Strophe schrieb Monchi. Darin besingt er das Zusammenstehen in dieser politisch schwierigen Zeit, in der es täglich Angriffe auf Unterkünfte von Geflüchteten gibt und Rassismus allgegenwärtig ist. Über das Zusammenhalten aller tollen Menschen, die tagtäglich für eine solidarische und humanistische Gesellschaft einstehen. Aber es geht auch um die Zweifel die immer wieder in uns aufkommen in dieser Zeit. Ein bisschen ist „Wir haben immer noch uns“ eine Mischung aus einem beherzten Song über die Freundschaft und dem Soundtrack zu unserer Kampagne „Noch nicht komplett im Arsch – Zusammenhalten gegen den Rechtsruck“.
Welcher Song der neuen Platte ist euch persönlich besonders wichtig und warum?
Grundlegend kann ich sagen, dass wir alle die gesamte Platte und die Songs darauf stark finden und von diesen überzeugt sind, soweit man das selber so über seine Musik sagen will. Ich finde das ja immer etwas schwierig, da Eigenlob bekanntlich stinkt, aber uns gefällt es schon sehr.
Auf diese Frage kann wahrscheinlich jeder von uns anders antworten, aber ich denke, dass z.B. für Monchi „Niemand wie ihr“ und „Suruc“ die beiden wichtigsten Songs sind, da die beiden Geschichten ganz unmissverständlich direkt ihn und seine Erlebnisse thematisieren. Ich mag beide Songs auch sehr. Für mich sind es dann „Alles anders“, wegen des engen persönlichen Bezugs und „Dreck der Zeit“, wegen der so wichtigen und klaren politischen Bestandsaufnahme und Message. Für mich auch eine Kernbotschaft des Albums: „Willkommen im Dreck der Zeit“.
Ihr unterstützt die Kultur und die Menschen in der Provinz, zum Beispiel bei Ihrem Kampf gegen den Rechtsextremismus. Mit zunehmendem Erfolg wird aber auch die Zeit knapper…?
Nein, auf keinen Fall. Bei uns sind Kampagnen wie „Noch nicht komplett im Arsch“ fester Bestandteil der Band. Solche Aktionen und Projekte gehören zu unserer Philosophie. Es ist ein Teil von uns. Das haben wir schon immer so gemacht. Wir wollen künstlerisch und politisch wirken und aktiv sein. Im besten Fall das Beides immer zusammen. Das macht unsere Band aus und das wird sich nicht ändern.
Am 10.03.2018 spielt ihr in Erfurt, das Konzert ist schon seit Monaten ausverkauft. Was erwartet uns denn auf dem Konzert und gibt es etwas, das ihr persönlich mit Thüringen verbindet?
Wir können es kaum erwarten, wieder zusammen live zu spielen und die Vorbereitungen für die Tour laufen auf Hochtouren. Wir sind total heiß aufs Konzert in Erfurt. Komischerweise haben wir noch nie in Erfurt gespielt und freuen uns umso mehr, dass das Konzert schon ausverkauft ist. Das Motto der Tour, „Alles auf Rausch“, ist Programm und steht für sich. Wir werden alles geben und wollen mit allen Leuten im Stadtgarten ein richtig tolles Konzert erleben und durchdrehen. Wir hoffen es wird grandios.
10. März, 20 Uhr
Stadtgarten Erfurt