Die gute Nachricht zuerst: Der traditionsreiche Jenaer Nachtclub Rosenkeller – in Studentensprech einfach „Rose“ – bleibt der Kulturlandschaft der Zeiss-Stadt erhalten. Doch die Lage ist angespannt. „Kleine Clubs kämpfen ums Überleben, und für große Spendenkampagnen sind die Zeiten nicht rosig genug“, sagt Melanie Winkler, alias Melli.
Der Rosenkeller in Jena kämpft an vielen Fronten
Finanziell und personell steckt der Club in Schwierigkeiten, so die Rosenkeller-Kulturkoordinatorin. „Das merken wir alle. Akut gefährdet sehe ich uns zwar nicht, aber unsere Mittel sind eben begrenzt, und ohne Geld aus einer Notlage herauszukommen, ist sehr schwierig.“
Von außen betrachtet scheint die Lage gut: Der Club liegt zentral in der Innenstadt, ist seit den 1960ern eine feste Adresse für Subkultur, Konzerte sowie Partys und eine prägende Größe in der lokalen Szene. Doch die Realität sieht anders aus. „Das Publikum geht zurück, und das nicht nur in Jena. Samstags läuft die Disco gut, aber bei Konzerten und experimentelleren Formaten merken wir, dass der Zuspruch fehlt“, erzählt Melli und fügt an: „Wir versuchen stetig es herauszufinden, die Fehleranalyse ist ja lange noch nicht abgeschlossen.“
Ein bauliches Problem blockiert das Potenzial des Clubs
Nach der Pandemie ist vieles anders. Zusätzlich blockiert ein bauliches Problem das volle Potenzial des Clubs: Die „Konzert-Tonne“, ein Raum für Live-Musik und Diskos, liegt seit 2015 still. Grund: Wasserschäden. Es wurde oberhalb der Tonne, auf dem Platz „Faulloch“, ein Baum gefällt. Das wird als Grund vermutet. „Lange hat sich weder Uni noch Stadt gekümmert. Erst in den letzten vier, fünf Jahren kam Bewegung rein“, sagt die Rosenkeller-Bookerin.
Wasserschäden bremsen Jenas Rosenkeller
Inzwischen sind Teile des Faullochs betoniert, das Wasser gestoppt. Die Bausubstanz ist größtenteils restauriert – Stahlträger wurden entrostet, Fugen saniert. „Wir warten nur noch auf die Nutzungsfreigabe der Uni, weil wir Pächter sind“, erklärt die Rose-Sprecherin und schmälert die Vorfreude zugleich. Die Bühne muss noch erneuert werden und die komplette Technik fehlt: Soundsystem und Lichttechnik müssen her – Kostenpunkt rund 82.000 Euro. Viel Geld, besonders vor dem Hintergrund, dass der Kulturort von einem gemeinnützigen Verein mit wenig finanziellen Spielräumen getragen wird. „Wir sind sehr in unseren Möglichkeiten eingeschränkt, weil es uns an Mitteln fehlt.“
Zum Rosenkeller-Geburtstag im Mai 2025 startete der Club deshalb eine Spendenkampagne. Anfangs lief sie gut, dann flaute das Interesse ab, so Melli: „Wir sind super dankbar für alle Spenden – manche Leute haben sogar mehrfach gespendet – aber da ist leider noch viel Luft nach oben.“
Die Rose braucht einen neuen Clubchef
Ebenso Luft nach oben zeigt sich in der Führungsebene des Rosenkellers. Geschäftsführer Jens Napierkowski geht nach 13 Jahren. Ab Januar braucht die Rose einen neuen Gastro-Chef. Die Ausschreibung läuft. Laut Melanie ist die Bewerber:innen-Riege bislang dünn – obwohl viel Gestaltungsraum lockt. Ein fruchtbares und offenes Umfeld könne die zukünftige Club-Führung erwarten: „Wir suchen eine motivierte Person, die Lust hat, kreativ zu gestalten. Der Rosenkeller hat viel Tradition, erfindet sich aber gerade neu.“
Rose will sich musikalisch breiter aufstellen
Traditionell ist die Rose stark in Rock, Metal und Punk verankert – Genres, die eher männlich geprägt sind. Doch mit einem neuen Booking-Team will sich der Club breiter aufstellen: „Meine Kollegin Anne-Kathrin und ich wollen das Spektrum erweitern. Metal und Punk bleiben, aber Vielfalt ist uns wichtig“, erklärt die Sprecherin.
Gemeinsam mit Anne-Kathrin und andere Kolleginnen aus nahestehenden Clubs haben sie einen FLINTA*-Booking-Stammtisch ins Leben gerufen, bei dem sich lokale Musikerinnen sowie weibliche DJs über FLINTA*-Kunst und Kultur austauschen können. „Das ist seit September neu im Rosenkeller und soll die Szene breiter aufstellen.“
60 Jahre Rosenkeller Jena: Steht der Club vor einem Comeback?
Trotz aller Hürden bleibt die Botschaft klar: Der Rosenkeller kämpft um seine Zukunft und für die Szene. Das Club-Team zeigt, wie Tradition und Zukunft gemeinsam denkbar sind. 2026 feiert der Club seinen 60. Geburtstag – und vielleicht gibt es dann ein großes Comeback der Konzert-Tonne. „Das wäre großartig, um die Jenaer Kulturszene noch bunter und vielfältiger zu machen.“
Hard Facts
- 16 Oktober ab 19:30 Uhr: Los Fastidios
- 17. Oktober ab 19:30 Uhr: Falschgeld
- 30. Oktober ab 19 Uhr: Acht Eimer Hühnerherzen Support iedereen (im F-Haus)
- Adresse: Rosenkeller | Johannisstraße 13 | Jena
- Hier erfahrt ihr mehr
