Musik ist wie ein Gefühl. Man kann zwar beschreiben, wie sie klingt, doch hundertprozentig klappt das ja nie. Wir versuchen es trotzdem. Deshalb gibt es im t.akt Magazin die Rubrik „Die Lokalen Musikheld:innen“, in der wir nicht nur versuchen, Klänge in Worte zu packen, sondern gleichzeitig Thüringer Musiker:innen die Möglichkeit geben, sich vorzustellen. Dieses Mal sprachen wir mit Liquid Cactus aus Erfurt.
Steckbrief
Funktion: Produzent und Musiker, der alle Instrumente so ein bisschen beherrscht, aber keins wirklich gut
Genre: Bedroom-Pop, Rock, Rap, Schlager, Hörspiel … die Liste ist lang
Vorbild/Inspiration: Clairo, Billie Eilish und Finneas, The Beatles und viele mehr
Interview
Wie würdest du deine Musik beschreiben?
Ich liebe melancholische Musik. Und immer, wenn ich Songs schreibe, die kein gegensätzliches Konzept im Vornherein haben, wird es etwas melancholischer, mit einer Prise Lofi. Aber abgesehen davon gibt es kaum etwas, was ich selbst als „Rote Linie“ durch meine Diskografie bezeichnen würde. Denn die sind alle komplett unterschiedlich. Ich mache einfach das, worauf ich im Moment Lust habe. Es wäre nicht mehr meine Musik, wenn ich mich auf ein einziges Genre oder ein Stil festlegen müsste. Musik ist so vielfältig, ich könnte mich gar nicht auf eine Sache beschränken.
Seit wann machst du Musik und wie kamst du dazu?
In der Schule habe ich immer wieder kleine trashige Beats mit Freunden gebaut oder bei jeder Gelegenheit gejammt. Besonders mit Hannes (aka Beautiful Chains von meinem ersten Album) habe ich oft versucht, komplette Songs zu schreiben. Richtig los ging es mit einem Album und meinem Selbstverständnis als Musiker aber erst 2018. Da bin ich nach Erfurt gezogen und habe mir das Ziel gesetzt: Als Student habe ich viel Zeit und ich werde das Studium nicht beenden, ohne ein Album released zu haben.
Warum diese Art von Musik?
Die Frage ist eher: Warum so viel Arten von Musik. Ich bin einfach ein kompletter Musik-Nerd. Nicht in dem Sinne, dass ich irgendwie jedes Releasedatum oder jede kleine Indieband aus Lüneburg kenne, sondern, dass ich wirklich alles an Nerd-Musikwissen aufsauge – wie ein Schwamm. Eine Doku über die Entstehung von Vaporwave? Her damit! Ein stundenlanges Tutorial über die Aufnahmetechniken der Beatles? Mehr davon! Und alles, was ich von außen aufnehme, bündelt sich dann meistens in meiner Musik. Ein einheitlicher Sound ist da für mich kaum möglich. Natürlich könnte ich mich einfach auf ein Genre oder einen Sound festlegen, aber dann verpasse ich ja all das Spannende drumherum. Aber auch die unterschiedlichen Leute, mit denen ich zu einem Zeitpunkt Musik mache, formen den jeweiligen Sound enorm. Oft habe ich selbst keine Ahnung, wie das nächste Projekt klingen wird. Ist es Punk? Oder ein Horrorsoundtrack? Kann alles passieren, und das macht es so spannend für mich.
Wieso dieser Künstlername?
Weil mein Kaktuseis als Kind immer geschmolzen ist. Aber vielleicht ist das auch gelogen.
Was hast du bereits an Musik veröffentlicht?
Mein erstes Album „Sunset“ ist ein sehr persönliches Konzeptalbum. Es soll den Vibe eines endenden Sommers und die verbundene Melancholie einfangen. Alles bisschen lofi. Das „Die drei Strafanzeigen“ Projekt, zusammen mit den Homies Max und Hanno, ging dann in eine ganz andere Richtung: Rap und Hörspielproduktion.
Erstmal eine verrückte Mischung, vor allem, wenn man weiß, dass keiner von uns je gerappt, geschweige denn ein Hörspiel aufgenommen hat. Aber für mich war es ein absolutes Herzensprojekt. Ich liebe „Die drei Fragezeichen“ und wir haben uns einfach gefragt: Was wäre eigentlich, wenn die drei Fragezeichen Rapper wären? Was für Abenteuer würden sie erleben in der Stadt in der Nähe von Los Angeles?
VEZ, ein weiteres Projekt, war dann Rap, nur kompetent. Er selbst rappt und schreibt schon seit Jahren, aber nur so privat auf Free-Rap-Type-Beats. Hanno hat uns einfach mal zusammengebracht, damit das auch endlich mal auf die Streamer kommt. Es war einfach ein top Match und ich konnte noch mal eine ganz andere Richtung an Rap-Produktion ausprobieren. Und wer eher melancholischen Indie fühlt, sollte sich die Songs von Thalena Thelen anhören. „Running Through My Mind“ und „Fly“ habe ich produziert.
Was gibt es derzeit Neues bei dir?
Mein aktuelles eigenes Projekt sind die Lausbuben, zusammen mit meinem Kumpel Lennard. Es ist eine EP mit drei Schlagersongs. Wir wollten mal eine neue Zielgruppe erreichen. Der Fernsehgarten hat aber leider nicht angerufen. Mit Songs wie „Prisoner of Love“ oder „Ozean der Emotionen“ ist es eine EP voller Leidenschaft, Liebe und absolutem Trash.
Was bringt die Zukunft?
Ich freue mich riesig darüber, dass eigentlich alle Projekte so nebenbei weiterlaufen und auch 2024 weiter releasen. Das aller Wichtigste ist natürlich, dass das drei Strafanzeigen Hörspiel auf die Streamer kommt. Da waren erst nur die Songs, ab diesem Jahr kann und sollte man sich das ganze Hörspiel online anhören. Denn eventuell wird zurzeit schon an „Die Drei Strafanzeigen 2“ geschrieben… VEZ und ich haben auch schon eine neue EP fertig und Thalenas Song „Fly“ sollte jetzt gerade frisch online sein. Das klingt jetzt erstmal nach einem vollen Jahresplan, aber ich hoffe natürlich sehr, dass da noch viele weitere Projekte und neue spannende Künstler:innen 2024 dazukommen werden. Also hier mein Werbeblock: Wenn du Ideen für ein nices Projekt hast, dann hit me up!
Hardfacts:
- Instagram: @cactusliquid
- Spotify: liquid cactus