T.akt-Redakteur Paul-Philipp Braun sprach mit dem Intendanten des Nordhäuser Theaters über den aktuellen Spielplan, theatrale Innovationen und die Besonderheiten seines Hauses.
Ein blutsaugender Graf, ein dänischer Prinz und ein falscher Zimmermann oder doch vielleicht ein echter Zar – das Theater Nordhausen führt in seiner aktuellen Spielzeit unterschiedlichste Figuren und Werke in einem Spielplan zusammen. Und dies ganz gewollt, wie Intendant Daniel Klajner im Gespräch mit dem t.akt-Magazin erklärt:
Wir bieten unserem Publikum bewusst eine größtmögliche Bandbreite des Repertoires an.
Das Spektrum spannt sich vom Barock, der Romantik über die Moderne bis hin zu Uraufführungen.
Ich versuche immer wieder die Balance zwischen herausfordernden, anspruchsvollen Abenden und zugänglicheren, gefälligeren Produktionen zu wahren,
betont der 53-jährige Intendant des nördlichsten aller Thüringer Theater. Kein Wunder also, dass Puccinis „La Bohème“ ebenso auf dem aktuellen Spielplan steht, wie das Musical „Dracula“, Tschaikowskys Ballett „Schwanensee“, „Salome“ von Richard Strauss oder die Uraufführung der RoadOper „Bonnie und Clyde“.
Mit der Premiere am 5. Mai soll den Besuchern der altbekannte Stoff in einer eindringlichen Nordhäuser Inszenierung wieder nahegebracht werden. Für Intendant Klajner spielen trotz der Pflege des Standardrepertoires die kreativen Neuerungen und Impulse an seinem Haus eine entscheidende Rolle:
Wir leisten uns als einziges Theater im ganzen Freistaat einen Composer in Residence, der für drei Jahre im Südharz tätig ist und für jede unserer vier Sparten ein maßgeschneidertes Werk komponiert,so Intendant Klajner.
Bereits Anfang der 90er Jahre haben die beiden Kulturstandorte Nordhausen und Sondershausen ihre jeweiligen Leuchttürme, das Theater und das Loh-Orchester zusammengeführt, um seither gemeinsame und neue Wege zu gehen. Mit „Hier stehe ich. Ich kann nicht anders.“ leistet die Theater Nordhausen/Loh-Orchester Sondershausen GmbH gemäß ihrer Entstehungsgeschichte einen weiteren integrativen Beitrag: ein Luther-Musical zum diesjährigen Reformationsjubiläum.
„Die Stellschrauben dieser Musical-Produktion liegen ganz in den Händen der Theaterprofis. Auf der Bühne stehen aber hauptsächlich begeisterte Laien aus allen Schichten unserer Gesellschaft“, berichtet Daniel Klajner von dem Vorhaben. Dass das Luther-Stück dabei ausgerechnet in Nordhausen aufgeführt wird, sei aber kein Zufall: „Die Nordhäuser waren ein wichtiger Motor der Reformation. Für Martin Luther hatte die Stadt und deren Bürger eine hervorgehobene Stellung.“
Dieses kommende Projekt, vom aus der Schweiz stammenden Intendanten Nordhausens, bietet auch anderen Häusern ein treffliches Beispiel für das Einbinden von Laiendarstellern. Ganz im Sinne der Tradition sollen aber die bereits bestens bekanntendiesjährigen Thüringer Schlossfestspiele Sondershausen stehen.
Für Daniel Klajner einer seiner persönlichen Jahreshöhepunkte. Ab Mitte Juni wird die komische Oper „Zar und Zimmermann“ im Schlosshof zu sehen sein. „Bei einem solchen Open-Air-Event herrscht immer eine ganz besondere Atmosphäre, die unser Publikum genauso wie uns Theatermacher in ihren Bann zieht“, meint Klajner und freut sich bereits auf jene lauen Sommerabende, bei denen das Loh Orchester Sondershausen und das Theater Nordhausen wieder einmal versucht, den höchsten Ansprüchen zu genügen und trotzdem zu unterhalten.