Lena setzt an und klopft vorsichtig mit dem Hammer den Schamottstein klein. „Wir brauchen einen Keilzwicker, den wir dann in die Kachelzwischenräume klemmen“, erklärt Kurt. Nachdem der poröse Stein in die richtige Form geklopft wurde – dabei kann Lena noch nicht so viel falsch machen – ist die Kamin-Kachel dran. Vorsichtig, ohne die grüne, glasierte Seite zu beschädigen, soll sie die Kachel abschrägen. „Du kannst ruhig mit etwas mehr Kraft draufhauen – aber vorsichtig!“, erklärt ihr der Kaminbauer und kann merklich gar nicht hinsehen.
Lena beim Kaminbauer Winkler in Erfurt
Lena bekommt erst kaum etwas von der circa fünf Zentimeter dicken Kachel (nicht zu verwechseln mit einer flachen Fliese) weggeschlagen. Dann geht es „krack“. Eine Kante fliegt weg und die glasierte Sicht-Seite ist beschädigt. „Glücklicherweise trainieren wir nur an alten Kacheln, die ich nicht mehr brauche. Sonst hättest du jetzt neu anfangen und diese wegwerfen müssen“, sagt Kurt.
Wir wollen Handwerk kennenlernen
Wir sind wieder einmal mit unserer Lena on Tour in Thüringen, um das Handwerk kennenzulernen. Diesmal muss sich die 18-Jährige, die sonst im Büro sitzt, richtig schmutzig machen, denn wir sind bei Kaminbau Winkler in Erfurt und nehmen das Handwerk – wer hätte es gedacht!? – des Kaminbauers unter die Lupe. In der vierten Generation betreibt Kurt Winkler die kleine Firma mit Sitz im Herzen der Thüringer Landeshauptstadt bereits und weiß von vielen Veränderungen des Berufsbildes im Laufe der Zeit zu berichten. „Der Kamin früher der Bezugspunkt für die ganze Familie. An kalten Abenden saß man gemeinsam am Ofen. Heute ist ein Kamin ein reines Luxusprodukt“, erklärt der Handwerker. Reduziert man Kaminbauer aber lediglich auf das Aufstellen eines Ofens, hat man weit gefehlt. Deshalb antwortet Kurt auch so gerne auf die Frage, was er arbeite, mit: „Alles rund ums Feuer.“
Kaminbauer konzipieren ganze Heizungssystemen
Und damit ist auch der große Umfang der Ausbildung gut beschrieben. Denn als Kaminbauer lernt man Putzen, Fließen, Fundament gießen, Bauzeichnungen erstellen und mehr. Ein Hauptteil der Lehre drehe sich um Werkzeug- und Materialkunde. Laut Kurt beinhaltet besonders Letzteres viel Physik und Chemie. Man muss wissen, wie Luftströme funktionieren, welche Eigenschaften feuerfeste Materialien besitzen, bei welcher Temperatur das Feuer perfekt heizt und vieles mehr. Der Handwerker repariert, wartet, konzipiert und baut alles von einfachen Kaminöfen bis hin zu kompletten Heizungssystemen.
Kurt Winkler restauriert Kachelöfen
Doch der schönste Teil der Arbeit ist immer noch die Restaurierung und der Aufbau alter Kachelöfen, sagt er. Eben das, wobei sich Lena gerade die Hände schmutzig macht. Denn sie darf jetzt die beschlagene und ins Wasser getauchte Kachel mit dem Keilzwicker und reichlich Schamott-Mörtel an den Trainingskachelofen zimmern. Kein leichtes Unterfangen: „Ich hatte Probleme alles zu halten, durch das ganze Wasser ist die Kachel wirklich sehr schwer“, erklärt sie.
Vermehrt im Fokus von Häuslebauern
Kurt lacht nur. Er weiß, dass viel mehr dazu gehört, als nur die zwei, drei Handgriffe, die Lena ausprobieren darf. Und das ist auch gut so. Nicht umsonst ist es ein Handwerk, das gelernt sein will und im Schatten der derzeitigen Klimadebatte wieder vermehrt in den Fokus von Häuslebauern rückt. Denn mit einem modernen Kamin, den Kurt Winkler plant und baut, heizt man annähernd klimaneutral das ganze Haus. Fast wie es die Kamine seines Großvaters vor hundert Jahren schon gemacht haben. Aber nur fast…
Hard Facts:
- Weitere Infos und Öffnungszeiten findest du hier.
- Mehr Infos zu diesem Handwerk unter www.handwerk.de