Diesen Sommer haben die städtischen Museen Jena den Maler Albrecht Behmel eingeladen, ein besonderes Gemälde für die Kunstsammlung Jena anzufertigen. Wir haben uns mit ihm vorab über sein ungewöhnliches Vorhaben unterhalten, das am 13. März offiziell beginnt.
Erzähl uns ein wenig über dein Projekt in Jena.
Diesen Monat wird die Museumswerkstatt der Kunstsammlung Jena wiedereröffnet, und das wollen wir mit einem besonderen Workshop feiern, zu dem wir alte und junge Menschen zusammenbringen und befragen, an was sie denken, wenn sie das Wort “Jena” hören – wir nehmen alles auf, was kommt und daraus mache ich dann in den nächsten Wochen ein großformatiges Gemälde, das wir zusammen mit den Leuten aus dem Workshop der Stadt überreichen. Es wird ein Gemälde, das allein aus Gesprächen entstanden ist.
Weißt du schon, wie das fertige Bild aussehen soll?
Nein, ganz und gar nicht, aber ich vermute, dass es eine sehr bunte Mischung aus berühmten Bürgern und Bürgerinnen der Stadt, Besuchern, Wahrzeichen und Symbolen wird. Ich will alles zulassen, was gesagt wird und mir dann mit den Besuchern Gedanken darüber machen, wie das Bild strukturiert sein könnte, welche Farben man nehmen kann und so weiter… Ein Bild entsteht ja nicht so, wie man es nachher betrachtet nur zeitlich umgekehrt. Es ist alles anders.
Hast Du einen Lieblings-Promi aus der Geschichte Jenas?
Alexander von Humboldt wäre mein persönlicher Favorit aus der wirklich langen Liste berühmter Leute, die mal hier gelebt haben; ich werde ihn ziemlich sicher irgendwie in das Gemälde reinschmuggeln, falls ihn sonst keiner erwähnt. Er war ein Universalgenie, und ich empfehle das wunderbare Buch von Angela Wulf “Alexander von Humboldt. Die Erfindung der Natur”.
Entstehen alle deine Werke so?
Normalerweise arbeite ich in Serien, die ich zusammen mit einer Galerie oder einer Institution präsentiere wobei nur ich entscheide, was auf die Leinwand kommt. Deswegen reizt mich dieses Projekt so sehr, weil ich eine ganz andere Rolle dabei spiele als sonst. Was sich gleicht, ist die Recherche und das Überlegen vorher. Ich bin kein sehr spontaner, wilder Maler, der einfach loslegt, wenn ihn die Muse küsst. Bei mir ist alles ziemlich strukturiert. Ich mache quasi mit der Muse vorher einen Termin aus.
Was ist für dich das Besondere an Thüringen, beziehungsweise an Jena?
Ein Teil meiner (sehr großen!) Familie stammt aus Thüringen, und so habe ich schon mein Leben lang enge Beziehungen zur ganzen Region. An Jena selber gefällt mir, dass akademische und unternehmerische Traditionen miteinander verbunden sind und teils ineinander übergehen; es ist eine überschaubare Studentenstadt, die aber weltoffen ist – und ich mag die Kneipenszene.
Du denkst grade an eine bestimmte Kneipe, oder?
Ja. Als nächstes gehe ich wahrscheinlich mal ins Fiddlers Green, das sieht ziemlich urig aus.
Was rätst du jungen Leuten, die sich überlegen, Künstler zu werden?
Es ist einer der besten Berufe der Welt, wenn man davon leben kann – und dann ist es etwa so wie bei anderen Handwerkern auch. Man muss seinen Bereich finden, mit Kunden und Partnern reden, verkaufen, Fundraising machen, Steuern zahlen und das alles in Verbindung mit inhaltlich selbstbestimmter Arbeit. Es ist eine spezielle Art von Unternehmertum. Aber man kann auch Künstler sein und einen so genannten normalen Beruf nebenher haben, das kann wunderbar funktionieren.
Was bedeutet es für dich selbst, Künstler zu sein?
Es ist eigentlich eher eine Lebensweise als ein Beruf, die es mir erlaubt mit allen möglichen Leuten zu sprechen und sehr international zu arbeiten. Ich habe eine Menge Freiheit dabei aber auch einen gewissen Erfolgsdruck. Mir gefällt das, weil ich jeden Morgen weiß, wofür ich aufstehe und mir die Finger dreckig mache: Ich produziere als introvertierter Mensch und präsentiere als extrovertierter. Ich wäre für die meisten anderen Jobs eher ungeeignet.
Hard Facts
- Wo: Kunstsammlung Jena | Saalstrasse 23
- Was: Wiedereröffnete Museumswerkstatt der Kunstsammlung
- Wann: to be announced
- Mehr Infos auf der Homepage