Wie kann man sich als junge/r Künstler /in über Wasser halten? Wie kann man der eigenen Berufung folgen und gleichzeitig Geld damit verdienen? Das sind große Fragen. Fragen, die sich Studierende nach Abschluss eines künstlerischen Studienganges stellen und an denen sie nicht selten scheitern. Diesen Fragen widmet sich seit kurzem die etwas andere Talk Show in Weimar: Brotlose Kunst.
„Abenteuerreise“ des Musikerleben
Es ist die klare Vision, die oft fehlt – viel zu unkonkrete Vorstellungen davon, was nach dem Studium kommt, erklärt Daniel Heide. „Ich bin der Meinung, wenn man im Kopf nicht mal richtig formulieren kann was danach kommen soll, was die ideale Tätigkeit wäre, ist der Weg in eine bestimmte Richtung noch viel schwieriger.“ Eine Vorbereitung auf die „Abenteuerreise“ des Musikerlebens findet während des Studiums nicht statt.
Vorbereitung auf den „Dschungel“ nach dem Studium
„Der kreativste Teil im Prozess eines Künstlers ist, wie er in sein Tun kommt.“ So entstand die Idee zur Veranstaltungsreihe: Möglichst verschiedene Menschen von ihrer eigenen Abenteuerreise erzählen zu lassen. Der erste Gast war der Gründer des Festivals „Yiddish Summer“ Alan Bern. Sein ungewöhnlicher Lebensweg wurde durch eine positive Einstellung geprägt und die ist entscheidend um dem „Dschungel“ wie es Daniel Heide ausdrückt, gewachsen zu sein, der nach dem Studium wartet.
Orientierungslosigkeit der Absolventen
„Da tun mir die Studenten ein bisschen leid weil man sie vollkommen im Dunkeln tappen lässt.“ Er hat es selbst so erlebt und erzählt von der Diskrepanz zwischen der musikalischen Ausbildung und dem Lebenswandel als freischaffender Musiker. In seiner ersten Woche glaubte er, das nicht lange durchhalten zu können.
Immer wieder neu erfinden gehört zum Künstlerleben
Doch er blieb stur – eine Sturheit, die von seinem Umfeld nicht verstanden wurde und lange grundlos zu sein schien. Nach und nach zahlte sich das aus: Die gefürchtete Konkurrenz hatte längst aufgehört, während er noch immer auf dem Weg blieb. Irgendwann wurde ihm klar, dass er aus seinem „unkonkreten Klaviertraum“ aufwachen muss und es mit der Karriere als Solist nichts wird. Als Teamplayer ging es weiter-Der Auftritt mit einer Cellistin kam gut an: „Das wurde so gut aufgenommen, dass ich dachte, das klingt nach Perspektive, auf dieses Pferd musst du setzen.“ Die zweite Idee-Veranstaltungen wie den lyrischen Salon im Schloss Ettersburg und nun die Reihe „brotlose Kunst „ zu etablieren, ist auch Teil dieses sehr individuellen Weges. Schon als Kind hatte er Spaß daran, vor Leuten zu sprechen, zu moderieren. „Man muss sich alle fünf Jahre neu erfinden. Viele sind nicht mutig genug , zu schauen was hinter den unbekannten Toren noch so alles kommen kann-aber man muss durch so viele Tore gehen!“
Der individuelle Weg
Wir sprechen auch über die Probleme, die Ängste und Sorgen. Daniel Heide hatte selbst damit zu kämpfen: „Als ich sah, hier geht’s nicht weiter und die Armut ist vorprogrammiert, es gibt keine Weiterentwicklung-da war ich sehr frustriert.“ Doch aus diesen abwechselnd grau-hoffnungslosen und wütenden Gedanken wurde irgendwann der eine entscheidende Gedanke: „Was ist meine Fähigkeit, meine Idee, und wie bring ich sie an den Mann? wie hebe ich mich von der Masse ab, wo liegt mein individueller Weg?“
Brotlose? Kunst
Brotlose Kunst könnte ein aufklärendes, beratendes Format sein, erklärt Daniel Heide. „In den Gesprächen wird es immer einen Protagonisten geben, bei dem man sagen kann, der hat es geschafft, hinter dem liegt ein Berufsleben, er scheint mit der Sache Geld zu verdienen. Das wäre dann für junge Leute der Beweis, es geht, aber ihr müsst natürlich wach sein.“
Die nächste Talkrunde im Januar mit Ulrike Theusner
Für Veranstalterin Ulrike Mönnig vom ACC ist es wichtig, ein differenziertes Bild zu zeichnen: Wunschgäste sind diejenigen, die sich jedes Gespräch anhören, denn jeder Gast hat eine ganz eigene Sichtweise auf dieses Thema und andere Erfahrungen. Und nur wer sich der Komplexität dieses Themas aussetzt, kann es erfassen und verstehen. „Wir stoßen als Galerie auf viele verschiedene Biographien. Da stellt sich immer die Frage wie klappt das? In der bildenden Kunst ist es nochmal ein bisschen anders. Mit seiner Biographie ist Daniel der perfekte Talkmaster -ich bin gespannt wie es wird wenn er sich auf unbekanntem Terrain bewegt, wenn er Leute befragt, deren Kunstwirkungsbereiche nicht so ähnlich sind.“ Die erste Veranstaltung bekam positive Resonanz – man darf gespannt sein wie es weitergeht: Die nächste Talkrunde gibt es im Januar, Gast wird die Malerin Ulrike Theusner sein.
Hard Facts:
- Was: Talkrunde mit Daniel Heide
- Wo: ACC Galerie, Burgplatz 1-2, Weimar
- Mehr Infos dazu findet ihr hier