Vom 12. bis 15. März sollte die Leipziger Buchmesse stattfinden und die Besucher hätten sich über zahlreiche neue Druckwerke und Veranstaltungen in der Messestadt freuen können. Infolge der Ausbreitung des Coronavirus fällt dies Großveranstaltung jedoch flach. Wir wollen trotzdem einige der 21 Verlage aus Thüringen vorstellen, die tolle Sachen im Repertoire haben – mit und ohne Buchmesse in Leipzig.
Dr. Lutz Gebhardt über seine Berufswahl
Der Verlag Grünes Herz und der Rhino Verlag sind Teil der Verlagsgruppe „grünes herz“, die insgesamt mit vier Verlagen auf der Buchmesse vertreten gewesen wären. Der Name der Verlagsgruppe ist bei heimatverbundenen Titeln Programm. „Ich hatte schon vor der Wende Interesse daran, einen Radführer zu schreiben. Über Umwege veröffentlichte ich mit dem Moby Dick Verlag den ‚Radführer DDR‘ und bereits vier Wochen war die erste Auflage von 10.000 Exemplaren verkauft. Nachdem ich aufgrund der Wende meine Arbeit verloren hatte, war die für mich logische Konsequenz, in diesen Branchenzweig zu wechseln“, so Geschäftsführer Dr. Lutz Gebhardt.
Rhino Verlag veröffentlicht das Kochbuch „Thüringer Tapas“
Der leidenschaftliche Radfahrer erkannte bei touristischer Literatur schnell eine Lücke, die er mit seinen Veröffentlichungen zu füllen wusste. „Ich trat dann 1992 mit dem Erscheinen der Wanderkarte Oberhof-Zella-Mehlis ins Marktgeschehen ein.“ Inzwischen gehören zahlreiche Publikationen mit regionalen Fahrrad- und Wanderkarten sowie Wasser und Wintersport zum Programm des Verlags Grünes Herz. Zur Buchmesse veröffentlicht der auf Thüringer Regionalia und Sachbücher spezialisierte Rhino Verlag unter anderem das Kochbuch „Thüringer Tapas“ begleitet von Live-Koch-Events.
Drei Geschichten der Saga zu nordischen Mythen
Eigentlich war Holger Kliemannel ein Werkstoffprüfer für Stahl, der in seiner Freizeit gern Geschichten mit Sherlock Holmes, von Edgar Allan Poe und Sachbücher über Philosophie und Geschichte verschlang. Dabei vermisste er in diesem Segment hochwertig aufgemachte Veröffentlichungen. Als er dann seiner Erfurter Frau zuliebe aus dem Ruhrgebiet nach Remda-Teichel umzog, machte er sich nebenbei mit seinem Verlag Edition Roter Drache selbstständig, in dem er seitdem historisch fundierte Sachbücher über die Antike und die Germanen ebenso wie Fantasy-Literatur veröffentlicht. „Das war vor 14 Jahren. Inzwischen habe ich zahlreiche Kontakte zu bekannten Autoren der Szene geknüpft, bilde als einziger Betrieb in Ostthüringen eine Medienkauffrau Digital/Print aus und kann von den Einnahmen durch den Verlag auch leben. Damit habe ich vielen kleinen Verlagen etwas voraus“, so der 46-Jährige stolz. Als Novität zur Buchmesse hätte Holger Kliemannel unter anderem den ersten Band der dänischen Kult-Comicreihe „Walhalla“ im Gepäck mit drei Geschichten der Saga zu nordischen Mythen.
Der Cass-Verlag wächst
Nicht im Norden, sondern vielmehr in Fernost liegt das Interessengebiet von Katja Cassing. Da sich die promovierte Japanologin an den Universitäten in Berlin und Tokio von einer befristeten Stelle zur nächsten hangelte und gern japanische Krimis las, die in Deutschland nicht erschienen, entschied sie sich Ende 2000 für die Gründung eines Verlags. „Wir haben zunächst unregelmäßig, dann ein bis zwei Titel im Jahr veröffentlicht. Inzwischen erscheinen jedes Jahr drei bis vier Titel im Cass-Verlag und wir haben ein kleines Team aus unserer Hausgrafikerin und freien Übersetzern, mit denen wir regelmäßig zusammenarbeiten“, so die 49-Jährige, die auf der Suche nach einer „schönen Stadt im Grünen mit guter Anbindung“ in Bad Berka eine neue Heimat fand.
Aufzeichnungen eines Serienmörders
Inzwischen wurde neben japanischer auch koreanische Literatur ins Verlagsportfolio aufgenommen. „Die Sprachstruktur ist sich ähnlich“, so Katja Cassing. Zur Buchmesse wollte sie den Krimi „Aufzeichnungen eines Serienmörders“ von Kim Young-ha um einen dementen Serienkiller vorstellen, der einen letzten Mord plant – und war beim Lesen des Manuskripts begeistert. „Ich dachte mir: ‚Das ist ja unglaublich, eine bestechende Romanidee!‘ Das Buch musste ich einfach verlegen.“
Aktionen trotz Coronavirus
Natürlich konnten wir in unserem Text nicht alle Verlage berücksichtigen. Doch eines sei gesagt, viele der Verleg nutzen die mediale Aufmerksamkeit rund um die Leipziger Buchmesse, um ihre organisierten Lesungen und Aktionen trotzdem anzubieten. Hier lohnt sich oft ein Blick auf die Facebook-Seiten der Thüringer Buchverleger.