Das Jahr hat gerade erst begonnen, und noch herrscht in euren Terminkalendern gähnende Leere? Dem können wir Abhilfe schaffen! Zückt eure Stifte und macht euch bereit mitzuschreiben, denn wir stellen euch die Ausstellungshighlights in Weimar für 2022 vor. Es wird so einiges auf die Kultur-Liebhaber unter euch zukommen, denn die Planungen bei der Klassikstiftung und der Stadt Weimar laufen bereits auf Hochtouren.
Ausstellungshighlights in Weimar für 2022
Wir starten im Schloss Belvedere. Dort beginnt ab 5. März die Ausstellung „Kamelie und Skulptur“. Anlässlich der Kamelienblüte in der Orangerie Belvedere treten die Werke von dem Künstlerehepaar Michael Ernst und Cosima Göpfert in einen spannenden Dialog mit den Pflanzen und der Architektur des Langen Hauses und des Roten Turms. Die Arbeiten von Michael Ernst sind hauptsächlich inmitten der Kamelien im Langen Haus zu finden, welche die kinetischen Skulpturen und die neuesten Stahlskulpturen aus massivem Vierkantstahl zum Thema Nexus umfassen. Cosima Göpfert zeigt hauptsächlich im Roten Turm Porzellanarbeiten aus dem Bereich der konzeptkünstlerischen Art mit gesellschafts- und politkritischen Sichtweisen und aus dem Bereich der Optical Art bzw. konkreten Kunst. Der augenscheinliche Material- und Formenkontrast schafft es eindrücklich, eine Verbindung zu den Wachstumsprozessen in der Natur- und Pflanzenwelt herzustellen.
Gesellige Teekultur in Weimar
Ab 22. März zeigt die Ausstellung „Exotische Inspiration. Gesellige Teekultur in Weimar um 1800“ im Schloss Belvedere und Kirms-Krackow-Haus erstmalig den Reichtum der für Weimar typischen Teegeselligkeit, vom Familien- zum Spieltee und vom Tanz- zum Theatertee. Die in den 1790er Jahren voll entfaltete Weimarer Teegeselligkeit zeichnete sich durch ungezwungenen Umgang und meist anspruchsvolle Konversation aus. Statt materieller Repräsentation kam es auf geistige Gaben an, angeregt durch Tee von ebenfalls möglichst erlesener Qualität. Um 1800 waren Treffen zum Tee zum Synonym für jede Art von Geselligkeit geworden. Zu sehen sind die für eine Teegesellschaft unentbehrlichen Utensilien, von der Teemaschine über das Teeservice bis hin zum Teewärmer.
Die Ausstellungen „European Heritage Volunteers“ und „Klimawandel in historischen Gärten“ werden vom 4. Juni bis 11. September gleichzeitig in der Orangerie des Schloss Belvedere gezeigt. Bei „European Heritage Volunteers“ werden Im Rahmen einer Tafelausstellung verschiedene nationale und internationale Projekte von European Heritage Volunteers gezeigt. Hierbei sind auch Projekte, die unter den Folgen des Klimawandels leiden. In der Ausstellung „Klimawandel in historischen Gärten“ im Nordflügel der Orangerie Belvedere wird exemplarisch gezeigt, welche Maßnahmen die Schlösser- und Gartenverwaltungen gegen die Auswirkungen des Klimawandels ergreifen. Es werden sowohl Lösungsansätze für den Erhalt des Baumbestandes, Projekte der kulturellen Umweltbildung, als auch Maßnahmen für den Schutz und Erhalt der historischen Wege präsentiert.
Zeitgenössische Perspektiven auf Walter Benjamin
Im Bauhaus-Museum Weimar startet das Jahr am 12. März mit „Übersetzungen. Zeitgenössische Perspektiven auf Walter Benjamin“. Die Ausstellung zeigt bis zum 31. Oktober drei Installationen von Esther Shalev-Gerz, Ori Gersht und Aura Rosenberg, die im Themenjahr 2022 „Sprache“ aufeinanderfolgend im Bauhaus-Museum Weimar gezeigt werden. Ihnen allen gemeinsam ist die Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Sprache und Bild, das auf verschiedene Weise inszeniert wird, mit Objekten, Fotografien, Projektionen, animierten Filmen sowie geschriebenen oder gesprochenen Texten ganz unterschiedlicher Art. Ausgangspunkt für alle drei Arbeiten ist der Bezug auf Walter Benjamins berühmte IX. Geschichtsthese, die er 1939 auf der Flucht vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten niederschrieb. Abgelöst wird die Ausstellung im Bauhausmuseum mit der Schau „Farbe. Entwurf. Raum. Die Farben des Bauhauses“ ab 2. Dezember.
Wege in Weimar
Im Stadtmuseum Weimar kann man ab Mai die Ausstellung „Emigration in eine neue Welt“ besuchen. Sie zeigt die Berufung Christoph Martin Wielands nach Weimar vor 250 Jahren. 1772 berief Herzogin Anna Amalia den damals bereits weithin anerkannten „Nationaldichter“ Christoph Martin Wieland (1733–1813) als Instructor an den Weimarer Hof. In den genau sechzig Jahren zwischen 1772 und Goethes Tod im Jahre 1832 ist Weimar die Stadt der „Klassik“. Am Beginn dieser kulturhistorischen Einmaligkeit steht die Berufung Christoph Martin Wielands. Sein „Weg nach Weimar“ und seine „Wege in Weimar“ werden in der Sonderausstellung des Stadtmuseums beleuchtet.
Papier-Ankleidepuppen bis heute im Spielwarenangebot
Ab November geht es im Stadtmuseum dann mit „Eine neue sehr artige Erfindung– Ankleidepuppen aus Papier“ weiter. Bereits 1791 in Bertuchs Weimarer „Journal des Luxus und der Moden“ wohlwollend als „Kinderspiel für kleine Mädchen, aber dabey so artig und geschmackvoll, daß auch wohl Mütter und erwachsene Frauenzimmer gern damit spielen“ beschrieben, sind die Papier-Ankleidepuppen bis heute im Spielwarenangebot. Mehr als 2 Jahrhunderte lang spiegelten sie die wechselnden Damen-, Herren- und Kindermoden wider, wobei letztere immer mehr in den Vordergrund rückten. Neben sehr seltenen Exemplaren des neunzehnten und den preiswerten Ausschneidepuppen des zwanzigsten Jahrhunderts wird auch Originalkleidung und weiteres Spielzeug zum direkten Vergleich zu sehen sein.
Mit „Cranachs Bilderfluten“ kommt ab 4. Juni eine neue Dauerausstellung in den Renaissancesaal der Herzogin Anna-Amalia-Bibliothek. Gezeigt werden Objekte von Lucas Cranach dem Älteren, dem Jüngeren und ihrer Werkstatt, die zu den produktivsten der Kunstgeschichte zählt. Sie stellte viele tausend Bilder her, mehr als jemals zuvor durch einen Künstler. Kein Medium, das Cranach nicht beherrschte, und jedes ist in der Ausstellung vertreten – Gemälde ebenso wie Grafiken, illustrierte Bücher ebenso wie Medaillen – für Cranachs Zeitgenossen eine überwältigende und nie gekannte Bilderflut. Diese Erfahrung beschäftigt auch unsere Gegenwart mehr denn je und verbindet uns eng mit den Menschen der Reformationszeit.
Übersetzung im Streit
Parallel zu „Cranachs Bilderfluten“ startet ebenfalls am 4. Juni die Sonderausstellung „Übersetzung im Streit – Bücher auf Reisen“ in der Anna-Amalia-Bibliothek. Die Präsentation führt auf eine Reise durch die Sammlungen der Bibliothek und die Geschichte des Übersetzens. Die Bibel wird mit Martin Luthers Übersetzungen als neues Buch erfunden, nimmt im Streit Gestalt an und erzeugt neue Konkurrenzen sowie Sichtweisen. Dies veranschaulichen Illustrationen des 16. Jh. aus der Weimarer Bibelsammlung. Im 17. und 18. Jh. werden Bücher im Format mobiler. Im Zentrum steht eine historische Reisebibliothek der Zeit um 1800, die Besucherinnen und Besucher im Freihandbestand entdecken können. Ergänzend zur Präsentation auf der Vulpius-Galerie werden Bände aus der Bibliothek der Weimarer Herderkirche zu sehen sein.
Eindrücken aus der Natur
Im Haus Hohe Pappeln findet vom 14. April bis 31. Oktober die Ausstellung „Formen der Natur“ statt, die die Jugendstilkeramik von Henry van de Velde zeigt. Blüten, Muscheln oder Insekten bedeuteten für den belgischen Kunstreformer eine wesentliche Inspiration. Viele seiner Werke sind von Eindrücken aus der Natur abgeleitet. Henry van de Veldes Vasen erinnern an Körper von Quallen oder Tintenfischen und seine vegetabilen Ornamente weisen auf abstrahierte Blüten. Mit zwanzig keramischen Arbeiten aus einer Privatsammlung legt die Ausstellung Henry van de Veldes Auseinandersetzung mit der Natur offen und verweist auf die Bedeutung des Jenaer Naturforschers Ernst Haeckel für die neuen Formen des Jugendstils.
Die Pluralität und Dynamik
Wieland! Weltgeist in Weimar lautet der Name der Ausstellung, die ab 6. Mai im Goethe- und Schiller-Archiv gezeigt wird. Zum 250. Jahrestag der Ankunft des Aufklärers, Schriftstellers und Übersetzers Christoph Martin Wieland in Weimar präsentiert das Goethe- und Schiller-Archiv die Vielschichtigkeit seines Werks in einer Ausstellung. Sie stellt Wieland als einen Denker der multimedialen Vermittlung vor. Die Ausstellung zeigt auf, dass Wielands Denken durchaus Anschlüsse an aktuelle Fragestellungen und Herausforderungen wie ein lebenslanges Lernen, einen internationalen geistigen Transfer und eine offene Diskussionskultur erlaubt. Handschriften und Bücher, Gebrauchsgegenstände und Grafiken werden Wielands interessantes Werk und Wirken veranschaulichen. Die Pluralität und Dynamik seiner Arbeiten soll auch auf gestalterischer Ebene in der Ausstellung reflektiert werden.
Danach geht es ab 26. August mit „Mut zum Chaos. Ottilie von Goethe“ im Goethe- und Schiller-Archiv weiter. Die Ausstellung rückt Ottilie von Goethes bislang kaum beachtetes intellektuelles Lebenswerk in den Mittelpunkt: ihre Tätigkeit als Übersetzerin, als Redakteurin des von ihr gegründeten, mehrsprachigen Journals Chaos und als wichtige Agentin des englisch-deutschen Kulturtransfers. Ebenso werden ihre Unterstützung einer neuen Generation von Autoren in Weimar, Leipzig und Wien, ihre Dichtung und ihr politisches Engagement vorgestellt.
Nietzsche – Weimar – DDR
Von zwei Italienern, die den echten Nietzsche entdecken, handelt die Ausstellung „Nietzsche – Weimar – DDR“ ab 6. Mai im Nietzsche-Archiv Weimar. Die Wechselausstellung in der Nordveranda des Nietzsche-Archivs erzählt mit ausgewählten Objekten von dem italienischen Germanisten Mazzino Montinari, der in den 1960er Jahren in Weimar arbeitete. Eigentlich hatte er gemeinsam mit seinem Lehrer Giorgio Colli nur eine Neuübersetzung von Nietzsches Schriften geplant. Doch bald fielen ihnen die umfangreichen Eingriffe und Fälschungen auf, die Elisabeth Förster-Nietzsche und ihre Mitarbeiter am Nietzsche-Archiv vorgenommen hatten. Über mehrere Jahre erarbeiten die beiden Italiener die bis heute gültige wissenschaftlich-kritische Edition von Werk und Nachlass des berühmten Denkers. Ab 1964 publizierten sie die Neuedition in Italien, Frankreich und Westdeutschland. In der DDR hingegen war Nietzsche als Stichwortgeber der Nationalsozialisten verdächtig. Unter welchen Umständen die Edition dennoch entstehen konnte, belegt das ausgestellte Material. Die Präsentation der Fotos und Dokumente wird von einer Hörstation ergänzt, die über eine exemplarische Fälschung und deren Korrektur informiert.
Der erste Schriftsteller Deutschlands
Auf dem Wielandgut Oßmannstedt wird ab dem 4. September durch die neue Dauerausstellung „Der erste Schriftsteller Deutschlands“ in den historischen Wohnräumen des Gutshauses eine Einführung in Wielands Biographie und sein Werk in all seinen Aspekten geboten. Als Herzogin Anna Amalia einen intellektuellen Gesprächspartner für ihren jugendlichen Sohn Carl August suchte, fiel ihre Wahl auf den damals populärsten Schriftsteller Deutschlands: Christoph Martin Wieland. Vor 250 Jahren zog der Dichter, Übersetzer und Aufklärer nach Weimar. Hier gründete er unter anderem die Zeitschrift „Der Teutsche Merkur“ – und setzte Weimar noch vor die Ankunft Goethes auf die kulturelle Landkarte Deutschlands.
Auch im kompletten Stadtraum Weimars wird Kulturfreunden 2022 etwas geboten. Vom 5. Mai bis 30. September findet der Parcour „Sprachexplosionen“ statt. Er verbindet die kreative Sprengkraft der Literatur um 1800 mit dem Konflikt- und Eruptionspotential öffentlichen Sprechens im 20. und 21. Jahrhundert. Goethe- und Schillerhaus, Museum Neues Weimar, Nietzsche-Archiv und vor allem der Stadtraum werden mit literarischen Explosionskörpern bespielt. Die expressive Gestaltung der in Weimar geborenen und in Berlin lebenden Grafikdesignerin Ariane Spanier stellt zwischen den inhaltlich verschiedenen und an unterschiedlichen Orten aufgestellten Präsentationen eine Verbindung her.
Jahresübersicht:
Schloss Belvedere
- Kamelie und Skulptur | 5. bis 20. März
- Exotische Inspiration. Gesellige Teekultur in Weimar um1800 | 22. März bis 31. Oktober
- European Heritage Volunteers | 4. Juni bis 11. September 2022
- Klimawandel in historischen Gärten | 5. Juni bis 11. September
Bauhaus-Museum Weimar
- Übersetzungen. Zeitgenössische Perspektiven auf Walter Benjamin | 12. März bis 31. Oktober
- Farbe. Entwurf. Raum. Die Farben des Bauhauses | 2. Dezember bis 30. Januar 2023
Stadtmuseum Weimar
- „Emigration in eine neue Welt“ – Christoph Martin Wielands Berufung nach Weimar vor 250 Jahren | Mai bis November
- „Eine neue sehr artige Erfindung“ – Ankleidepuppen aus Papier | ab November
Anna-Amalia-Bibliothek
- Cranachs Bilderfluten | ab 4. Juni
- Übersetzung im Streit – Bücher auf Reisen | 4. Juni bis 18. Januar 2023
Haus Hohe Pappeln
- Formen der Natur – Jugendstilkeramik von Henry van de Velde | 14. April bis 31. Oktober
Kunsthalle Harry Graf Kessler
- Horst Jährling – Ausstellung zum 100. Geburtstag | 26.Februar bis 15. Mai
Goethe- und Schiller-Archiv
- Wieland! Weltgeist in Weimar | 6. Mai bis 14. August
- Mut zum Chaos. Ottilie von Goethe | 26. August bis 18. Dezember
Nietzsche-Archiv
- Nietzsche – Weimar – DDR – Zwei Italiener entdeckenden echten Nietzsche | 6. Mai bis 27. März 2023
Wielandgut Oßmannstedt
- „Der erste Schriftsteller Deutschlands“ – Wieland in Weimar und Oßmannstedt | ab 4. September
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