Im Herbst 2020 startet das Themenjahr „Neun Jahrhunderte Jüdisches Leben in Thüringen“. Gemeinsam mit den Achava Festspielen Thüringen bieten die Friedrich-Schiller-Universität Jena und die Stadt Jena Einblicke in die reiche und geschichtsträchtige jüdische Vergangenheit des heute führenden Wissenschaftsstandortes. Im Wintersemester 2020 werden zudem die Jenaer Stadtführer*innen in der Volkshochschule eine Stadtführung „Jüdisches Jena“ erarbeiten. Diese wird ab dem Frühjahr 2021 im Themenjahr „900 Jahre Jüdisches Leben in Thüringen“ durch die Jena Tourist-Information angeboten.
Jena wird „Achava Stadt“
Universitätspräsident Walter Rosenthal hat sich sehr dafür eingesetzt, die Festspiele nach Jena zu holen: „Jena wäre nicht, was es heute ist, ohne die Jüdinnen und Juden, die hier seit Jahrhunderten lebten. Auch die Universität hat dem Wirken jüdischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler viel zu verdanken. Jüdisches Leben gehörte und gehört selbstverständlich zu uns. Das müssen wir heute mehr denn je wieder unmissverständlich deutlich machen.“ „Achava Festival“-Intendant Martin Kranz freut sich auf die Zusammenarbeit: „Es ist wunderbar, dass Jena nun auch „Achava Stadt“ wird und wir gemeinsam zu spannenden Veranstaltungen einladen können. Wir wollen die jüdische Geschichte von Stadt und Region aus den letzten 100 Jahren exemplarisch darstellen. Das ist in heutigen Zeiten besonders wichtig, um Rassismus und Antisemitismus entgegen zu treten. Seit Jahrhunderten hat das jüdische Leben in Thüringen einen festen Ort. Das wollen wir zeigen.“
Als Kulturverantwortlicher der Stadt Jena misst auch Jonas Zipf, Werkleiter von JenaKultur, der Zusammenarbeit mit Achava einen hohen Wert bei: „Ohne jüdisches Leben gäbe es heute in Jena nicht die Kultur, wie wir sie kennen und schätzen. Die Stadt Jena freut sich daher ganz besonders auf die in diesem Jahr neu beginnende Zusammenarbeit mit Achava: Gemeinsam können wir es schaffen, die Spuren des jüdischen Lebens sichtbar zu machen und in eine neue Lebendigkeit zu überführen.“
Hört die Zeugen am 16. September um 19:30 Uhr
Ein wichtiges Element der Achava Festspiele sind Zeitzeugengespräche. Am 16. September 2020 lädt die Friedrich-Schiller-Universität Jena in ihre Aula ein, um mit dem Buchenwald Überlebenden Naftali Fürst per Livestream zu sprechen. Naftali Fürst hat über seine Zeit als Jugendlicher im KZ ein Buch veröffentlicht, welches seit Kurzem auch in deutscher
Übersetzung erhältlich ist. In „Wie Kohlestücke in den Flammen des Schreckens“ beschreibt er seine Verhaftung und die Transporte in verschiedene Konzentrationslager, bis hin zum Todesmarsch nach Buchenwald. Das Buch wird an diesem Abend vorgestellt. Als Gesprächspartner sitzen Prof. Walter Rosenthal – Präsident der Friedrich-Schiller- Universität Jena und Martin Kranz – Intendant der Achava Festspiele Thüringen – auf dem Podium.
Stadtspaziergang durch das Jüdische Jena
Der Stadtspaziergang fühlt versteckten Spuren des jüdischen Lebens in Jena nach, erzählt
von historischen Ereignissen und zeigt Orte, an denen jüdische Persönlichkeiten lebten und
wirkten. Anhand historischer Fotos werden außerdem Orte in der Jenaer Innenstadt vorgestellt, die mit der jüdischen Geschichte verknüpft sind.
- Wann: 20. September | 15 Uhr
- Start: Hanfried-Denkmal | Jenaer Markt
- Dauer: 120 Minuten
- Konzeption und Durchführung: Constanze Mann (Stadtarchiv Jena)
E.R. – Portrait eines Vergessenen
Eduard Rosenthal hatte zahlreiche Wirkungsstätten in Jena und Thüringen. An insgesamt fünf Orten in Jena, Weimar und Erfurt wird der Demokrat, Menschenfreund und Verfassungsvater nun mit einem dezentralen Denkmal gewürdigt. Die Nationalsozialisten hatten ihn für lange Zeit aus dem Gedächtnis gelöscht. Anlässlich der Einweihung der drei Jenaer Denkmalstandorte wird die Stadt selbst zur Bühne für ein bewegtes Portrait. Ausgehend von den „Erkundungsbohrungen“ bohren wir weiter und begeben uns auf eine performative Suche nach E.R. Verschiedene Stationen markieren Spuren und Fragmente einer scheinbar vergessenen Persönlichkeit, die an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert lebte.
Auf ein ungewöhnliches Wiedersehen und Kennenlernen. E.R. lädt ein zu einer unterhaltsamen und eigenwilligen Entdeckungsreise in eine Stadt, die wir zu kennen glauben – die aber ohne E.R. nicht die heutige wäre. Aus der Perspektive E.R.s schärfen die Reisenden den Blick, vermessen Leerstellen, markieren Wendepunkte, tauchen zwischen Akten und Büchern ab und treffen auf laufende Zitate. Ausgestattet mit allerlei Werkzeug und angeleitet durch den Schauspieler Markus Fennert begeben sich die Teilnehmer*innen im Spannungsfeld zwischen dem Hier und Jetzt, historischen Tatsachen, vagen Versatzstücken und dem Unscheinbaren auf Zeitreise – und werden dabei selbst zu Spurensucher*innen.
- Wann: 27. September | 15 Uhr
- Start: Haupteingang Universitätshauptgebäude der Friedrich-Schiller-Universität Jena |
Fürstengraben 1 | 07743 Jena - Weitere Spieltermine: Fr.: 2. Oktober | So.: 4. Oktober | So.: 10. Oktober | So.: 11. Oktober
- Konzept, Recherche & Regie: Anke Heelemann/ FOTOTHEK mit Markus Fennert
- weitere Infos zu E.R.