Wann nach der Corona-Krise wieder eine Normalisierung des Erfurter Kulturbetriebs einsetzt, ist derzeit noch nicht absehbar. Die Stadtverwaltung will aber unbedingt an den diesjährigen Domstufenfestspielen festhalten, heißt es in einer Mitteilung. „Wir wollen sie unter allen berechenbaren Umständen so durchführen, wie sie geplant sind“, sagte Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein. „Ich bin optimistisch, dass der jetzige Shutdown Mitte Mai vorbei sein wird. Und dann kann die Inszenierung stattfinden.“ Am 10. Juli soll Giuseppe Verdis Oper „Nabucco“ Premiere auf den Domstufen feiern.
Krämerbrückenfest Vergaben für Bühnenbau gestoppt
Beim Krämerbrückenfest hingegen muss die Stadt Erfurt in diesem Jahr umdenken. Heute wurden große Vergaben für Bühnenbau und Veranstaltungstechnik gestoppt. „Unter den derzeitigen Umständen ist das Fest einfach nicht seriös planbar“, sagte der Erfurter Kulturbeigeordnete Dr. Tobias J. Knoblich. Ausländische Künstler könnten zurzeit nicht gebucht, Sponsoren hätten bereits ihren Rückzug verkündet. „Wir müssten jetzt mehrere Zehntausend Euro für die großen Bühnen ausgeben, das ist uns einfach zu riskant“, so Knoblich. Genauso wie Oberbürgermeister Bausewein sprach er sich aber dafür aus, dass das Krämerbrückenfest auch 2020 möglichst stattfinden soll. „Wir überlegen gerade, was da gehen könnte. Ein Stadtfest mit Straßenfestcharakter wäre denkbar. Improvisationstalent ist gefragt“, so der Kulturbeigeordnete. So erwäge die Kulturdirektion, die diesjährige Fete de la musique „anzureichern“. Das 45. Krämerbrückenfest war bisher vom 19. bis 21. Juni geplant. Die Fête de la musique findet alljährlich zum Sommeranfang am 21. Juni statt.
Lange Nacht der Museen im September
Improvisieren wird die Stadt Erfurt auch bei der Langen Nacht der Museen. Im Mai wird die traditionsreiche Veranstaltungsreihe ausfallen. Dafür plant die Kulturdirektion den Denkmaltag im September um geöffnete Museen zu erweitern. „Auch Kultur in einer Stadt ist systemrelevant, nicht nur Wirtschaft und Handel“, unterstreicht Oberbürgermeister Andreas Bausewein die Bemühungen, Veranstaltungen möglichst nicht ausfallen zu lassen, sondern zu verschieben. Das gelte auch für Jahrmärkte wie den im März gestrichenen Altstadtfrühling. „Wir versuchen ihn im August auf den Domplatz zu bringen, dann vielleicht als Altstadtsommer“, so der OB.
Beratung und Hilfe für Kulturakteure
Um die Folgen der Corona-Krise für Kulturschaffende abzufedern, arbeitet die Landeshauptstadt eng mit dem Freistaat zusammen. „Wir versuchen, unseren Beitrag für die Unterstützung Kulturschaffender zu leisten“, sagte Oberbürgermeister Andreas Bausewein. Ratsuchende können sich am städtischen Corona-Infotelefon melden: 0361/655 26 76 62 (Abfrageoption Nr. 2: Unternehmen, Institutionen, Kultureinrichtungen). Besonders hart betroffen sind private Kulturakteure, ob in freier Trägerschaft als Verein, als Selbständige oder Unternehmer (Kultur- und Kreativ-wirtschaft). Hier geht es uns darum, zum Erhalt von Einrichtungen und Projektträgern beizutragen.
Für die kommunale Kulturförderung gilt:
- Bei bereits bewilligten Projektförderungen können bei Absage von Veranstaltungen u. ä. die angefallenen Kosten abgerechnet werden (ggf. kann eine Veranstaltung auch verschoben werden).
- Die Zwei-Monats-Frist wird ausgesetzt (d. h. die zeitnahe Mittelverwendung muss nicht nachgewiesen werden).
- Bei noch nicht bewilligten Maßnahmen müssen Einzelfalllösungen geprüft werden; virtuelle Umsetzungen sind ebenfalls förderfähig.
- Grundsätzlich sollte Rücksprache mit der Kulturdirektion gehalten und der Kosten- und Finanzierungsplan überprüft werden; es findet eine wohlwollende und krisenbewusste Prüfung statt.
- Institutionell geförderte Einrichtungen können bei fehlender Liquidität früher Mittel abfordern. Über zusätzliche Mittelbedarfe wird später befunden, derzeit fehlen die haushalterischen Voraussetzungen.
„Wir werden am Ende auch bei der Prüfung der Mittelverwendung großzügig sein und die Härten für die Kulturakteure bedenken“, so der Beigeordnete für Kultur und Stadtentwicklung, Dr. Tobias J. Knoblich. „Das gilt auch für Projekte, die sich teilweise ins nächste Jahr verschieben, zumal wir nicht wissen, wie der Haushalt 2021 aussehen wird.“
Kulturakteure sollen sich melden
Ferner bittet die Stadt alle von Einschränkungen, existenzgefährdenden Einnahmeverlusten und sonstigen Corona-bedingten Effekten betroffenen Kulturakteure, sich zu melden (bei der Kulturdirektion oder dem Dezernat Kultur und Stadtentwicklung). Die Stadtverwaltung berät im Rahmen ihrer Möglichkeiten, gibt Informationen zu bestehenden Hilfsangeboten und setzt sich für weitere, möglichst bedarfsgerechte Unterstützungen ein. Über den Deutschen Städtetag läuft eine Erhebung zur kulturellen Situation der Kommunen, die wir nutzen können, um Aufmerksamkeit für spezielle Nöte zu erlangen.
Angebote des Bundes stehen bereit
Über Hilfen im Übergang haben die Thüringer Staatskanzlei und der Kulturrat Thüringen e. V. bereits Auskunft gegeben. Entsprechende Angebote des Bundes stehen bereit. An Hilfen für Vereine wird allerdings noch gearbeitet, weitere Informationen des Freistaates folgen voraussichtlich schon morgen. Zum aktuellen Stand informiert auf Nachfrage gern die Kulturdirektion (03 61/6 55 16 01).