„Über 76.000 Männer, Frauen und Kinder sind in den Konzentrationslagern Buchenwald und Mittelbau-Dora von den Nationalsozialisten zu Tode gebracht worden, mehr als 340.000 Menschen aus ganz Europa wurden in beide Lager und ihre Außenlager verschleppt“, heißt es in der Pressemitteilung von Rikola-Gunnar Lüttgenau, von der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Am 11. April 1945 wurden unzählige Menschen aus den Fängen der Konzentrationslager befreit. Zum Anlass dieser Befreiung und trotz geschlossener Gedenkstätten sollen und dürfen diese Ereignisse nicht in Vergessenheit geraten.
Überlebende aus aller Wet waren eingeladen
Aus Anlass des 75. Jahrestages der Befreiung hatte die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora gemeinsam mit dem Freistaat Thüringen und den Städten Weimar und Nordhausen zahlreiche Veranstaltungen vorbereitet und Überlebende aus aller Welt sowie an der Befreiung beteiligte Veteranen der 3. US-Armee eingeladen. 42 Überlebende aus 14 Ländern konnten trotz ihres hohen Alters ihr Kommen zusagen.
Gedenkfeiern fallen wegen Corona aus
Im Mittelpunkt der Veranstaltungen hätten ein Gedenkakt im Deutschen Nationaltheater Weimar und eine große Gedenkfeier in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora gestanden. Eine Lange Nacht in Kooperation mit dem Deutschen Nationaltheater Weimar und mit Beteiligung vieler Mitwirkender aus Kultur, Kunst, Wissenschaft, Politik, Kirchen und Zivilgesellschaft hätte die Gedenkveranstaltungen eröffnet.
https://www.facebook.com/mittelbaudoramemorial/photos/a.447039298738792/2655887274520639/?type=3&theater
Historische Verantwortung wahren – Demokratie und Menschenrechte verteidigen
„Auch wenn die Bekämpfung des Coronavirus im Augenblick die Tagesordnung bestimmen muss, sollen und dürfen die gegenwartsrelevante historische Erinnerung an den Nationalsozialismus und die von ihm zur Staatsräson erhobene Menschenfeindlichkeit nicht verblassen“, heißt es weiter. Die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau und die Repräsentanten des Freistaates Thüringen haben deshalb gemeinsam mit Überlebenden, die am 5. April im Deutschen Nationaltheater gesprochen hätten, eine „Thüringer Erklärung: 75 Jahre danach – Historische Verantwortung wahren – Demokratie und Menschenrechte verteidigen“ verfasst, die am 11. April bundesweit veröffentlicht wird. „Alle Menschen guten Willens sind eingeladen, sich dieser Erklärung anzuschließen und damit auch ein Zeichen zu setzen gegen diejenigen, die vom Nationalsozialismus als „Vogelschiss“ sprechen oder eine radikale Kehrtwende der Erinnerungskultur fordern.“
https://www.facebook.com/buchenwaldmemorial/videos/336547796435321/
Webseite und Banner statt Veranstaltungen
Veröffentlicht wird die Erklärung zusammen mit den Reden – insbesondere auch denen der Überlebenden – auf einer eigens zu den Befreiungstagen eingerichteten Webseite: www.thueringer-erklaerung.de. Die Webseite ist ab dem 11. April online und bietet auch die Möglichkeit zur Mitunterzeichnung der Erklärung. Hier finden sich zudem Statements von Überlebenden und Nachgeborenen. Ab dem 9. April erinnern außerdem Banner öffentlich an Gebäuden und Orten in Weimar, Erfurt und Nordhausen an die Befreiungstage und ihre Bedeutung. Sie fokussieren mit Bezug auf die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ von 1948 eine zentrale Lehre: alle Menschen sind gleich an Würde und Rechten geboren.
https://www.facebook.com/buchenwaldmemorial/photos/a.181280525295383/2695793793844031/?type=3&theater
Möglichkeit zur Blumenniederlegung an beiden Orten
Auch wenn die Gedenkstätten und die Lagergelände geschlossen sind und mehr als zwei Menschen aus Gründen der Pandemiebekämpfung sich nicht gemeinsam in der Öffentlichkeit bewegen dürfen, sollen Einzelpersonen unter Beachtung der Regeln der Allgemeinverfügungen die Möglichkeit haben, still zu gedenken und Blumen niederzulegen. Diese Möglichkeit besteht in beiden Gedenkstätten: in Buchenwald am Lagerzaun links vom Lagertor und in Mittelbau-Dora beim Pylon am Eingang zum ehemaligen Häftlingslager.
Nachholung der Veranstaltungen 2021
Sobald es wieder möglich ist, sollen die Überlebenden, die in diesem Jahr kommen wollten, erneut eingeladen werden und die Veranstaltungen anlässlich des 76. Jahrestages im April 2021 entsprechend groß und nachhaltig gestaltet werden. Dies ist ein wichtiges politisches Zeichen.
Hard Facts
- Wo? Online unter www.thueringer-erklaerung.de
- Wer? Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora
- Ab wann? Die Webseite geht am Morgen des 11. April online
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