Kunst, Kultur und Handwerk sind nicht immun gegen Corona. In Thüringen trifft die Krise unzählige Freischaffende, Selbständige und Einzelkämpfer, die mit viel Herzblut und Schweiß ihr Business aufgebaut haben oder ihren Weg gegangen sind. Der Shutdown nimmt ihnen nun die Lebensgrundlage. Wir wollen diesen Menschen eine Stimme geben, sie sichtbar machen und zeigen, dass Kultur kein Luxus ist.
Kultur Shutdown mit Fotokünstlerin Minetta aus Erfurt
In unserer Interviewreihe „Kultur Shutdown“ sprechen wir diesmal mit der Künstlerin Minetta aus Erfurt. Als Fotokünstlerin, Historikerin, freie Autorin und Assistentin des Kunsthaus Erfurt verdient Minetta ihren Lebensunterhalt. Doch auch Multitalente haben an der aktuellen Lage zu knabbern.
Wie ist jetzt bei dir die aktuelle Lage?
Ich bin derzeit im Homeoffice. Auf Grund der Verordnungen und damit einhergehenden Maßnahmen, sind Museen und Galerien derzeit geschlossen. Dementsprechend auch das Kunsthaus Erfurt. Wir arbeiten natürlich weiterhin, wenn auch nur im Hintergrund. Durch den aktuellen Stillstand der Kultur, entfallen für mich Honorare, Aufträge usw. Auch an eigenen Projekten kann ich derzeit kaum arbeiten, da für meine Fotografie der Kontakt zu anderen Menschen unumgänglich ist.
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Welche Kosten musst du trotz Shutdown weiterhin tragen?
Die monatlich anfallenden Lebenshaltungskosten bleiben natürlich trotzdem bestehen. Zudem muss ich meinen Studienkredit weiterhin abbezahlen.
Gibt es einen Notfallplan, um weiterhin Geld einzunehmen? Hast du Aktionen geplant oder schon verwirklicht?
Wie viele andere Künstler*innen und Kulturschaffende habe ich Förderungen beantragt. Daneben gibt es eine Foto-Edition. Diese ist limitiert auf 20 Exemplare und kann via Instagram erworben werden. Unter dem Slogan #supportyourlocalartist können Liebhaber meiner Arbeit ein kleines Kunstwerk für Zuhause erstehen. Die Ständige Kulturvertretung Erfurt hatte zuletzt eine meiner Fotografien genutzt, um zur Solidarität aufzurufen und auf die finanzielle Schieflage im Kulturbereich aufmerksam zu machen. Diese Fotografie, von zwei sich haltenden Händen, ist ein Sinnbild für die Krise. Gerade weil wir den körperlichen Kontakt zu unseren Mitmenschen meiden sollen, müssen wir auf zwischenmenschlicher Ebene näher zusammenrücken.
Bekommst du von außen Hilfe?
Aktuell warte ich auf den Förderbescheid. Ansonsten muss ich weiterhin versuchen durch kleinere Aktionen und Projekte Einkommen zu generieren. Im schlimmsten Fall unterstützt mich meine Familie finanziell, worüber ich sehr dankbar bin.
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Was sollte die Regierung/Bevölkerung jetzt tun, um Kreativen wie dir zu helfen?
Die Soforthilfe-Programme von Bund und Länder sind ein Anfang, jedoch fallen nicht alle Künstler*innen in den förderfähigen Bereich. Dafür gibt es ganz unterschiedliche Gründe. Deshalb wäre ein bedingungsloses Grundeinkommen für die Krisenzeit eine notwendige Maßnahme, um die Existenzen der Künstler*innen zu sichern. Abgesehen davon, können die Menschen lokale Künstler*innen jederzeit unterstützen und zum Beispiel die bereits erwähnten Aktionen supporten. Reguläre Verkäufe wären natürlich wünschenswert, aber durch die im Allgemeinen sehr unsichere Lage, investieren weniger Menschen ihr Geld in Kunst.
Hast du Tipps, um das Beste aus der Lage zu machen?
Es mag banal klingen, aber wenn sich die Menschen freundlich und dankbar begegnen, ist allen ein wenig geholfen. Ich denke dabei an die Menschen, die derzeit unsere Gesellschaft am Laufen halten. Ihre Mehrarbeit verdient es mit Respekt und Dankbarkeit honoriert zu werden. Betritt man zur Zeit ein Lebensmittelgeschäft, so spürt man die Unsicherheit bei allen deutlich. Die Mitarbeiter sind gestresst und dann begegnen ihnen die Menschen zudem noch unfreundlich. Das muss nicht sein.
Was machst du mit deiner frei gewordenen Zeit?
Wenn ich nicht gerade an Projektideen arbeite oder Papierkram erledige, lese ich Bücher von und über großartige Frauen, gehe viel raus und genieße die Sonne.
Wie soll es nach der Krise für dich weitergehen?
Wir hoffen, dass wir den Ausstellungsbetrieb im Kunsthaus Erfurt bald wieder aufnehmen können. Als nächstes zeigen wir die Künstlerin Cornelia Renz aus Berlin. Sonst freue ich mich auf den Sommer, Café-Besuche mit Freunden und Nachmittage im Park oder am See.
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Denkst du, das alles kann etwas Positives bringen?
Auf jeden Fall. Ich hoffe darauf, dass die Menschen ein Bewusstsein für das Wesentliche entwickeln, aber auch verstehen, was Kunst- und Kulturschaffende leisten. Dass sie es sind, die unser gesellschaftliches Leben bereichern und schöner machen. Unsere Konsumgesellschaft hat sich daran gewöhnt – neben materiellen Dingen – Kultur selbstverständlich zu konsumieren, ohne diese hinreichend zu wertschätzen. Nachdem nun das kulturelle Leben zum Erliegen gekommen ist, sehe ich die Krise als Chance. Nach einem unerwartetem Winterschlaf, kann die Kreativ-Landschaft erneuert erblühen und das hoffentlich noch schöner und vielfältiger als zuvor. Aus diesem Grund braucht es jetzt effiziente Formen der Unterstützung.
Hard Facts:
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