Ab 23. September bis zum 27. September findet dieses Jahr das Graphit Festival in Erfurt statt. Das bedeutet fünf Tage prall gefüllt mit Vorträgen und Workshops, zu denen Dozent*innen und Referent*innen aus Nah- und Fern nach Erfurt eingeladen wurden. Das Symposium findet im Klanggerüst, dem Kontor sowie einzelnen Spots im umliegenden Quartier Ilversgehoven statt. In gediegener Atmosphäre, perfekt für intensive Schaffens- und Konzentrationsphasen können alle kreativen Leute etwas Neues lernen, sich ausprobieren und sich mit anderen austauschen. Wir haben den Graphit-Crew-Mitglieder Niels Jüngling, Stefan Kowalczyk und Anne Marx ein paar Fragen zum Festival, dem Programm und mehr gestellt.
Was ist eigentlich das Graphit?
Niels: Das Graphit ist ein Fachsymposium für Illustration, Malerei, Druck und urbanes Skizzieren. Aufgrund der Hygienevorschriften, lassen wir anders als 2018 die großen öffentlichen Veranstaltungen weg und konzentrieren uns auf das Symposium. Wir werden durch die Stadt gehen und sichtbar sein und direkt vor Ort Sachen auf Papier bringen. Es ist einerseits ein Symposium, wo man Inhalte mitnehmen kann, an Workshops und Vorträgen teilnehmen kann. Andererseits hat man bei uns die Netzwerkmöglichkeit, wo sich Künstler*innen kennenlernen und sich austauschen können.
Das Graphit findet zum zweiten Mal statt, wie kamt ihr damals auf die Idee für das Festival?
Stefan: Nils und ich haben uns im Sommer 2017, nachdem ich mein Studium beendet habe, getroffen. Ich war in diesem Jahr bei vielen Festivals, Veranstaltungen und Workshops und merkte, dass es echt Spaß macht, gemeinsam zu zeichnen. Wir stellten bei unseren Treffen fest, dass wir das in Erfurt auch brauchen. Niels hat dann eine Facebook-Veranstaltung erstellt und alle Leute eingeladen, die sich irgendwie mit Zeichnen beschäftigen. Das hat dazu geführt, dass beim Treffen der ersten Erfurter Zeichenrunde 12 bis 15 Leute zusammenkamen. Und die haben sich seitdem auch wöchentlich getroffen. Drei oder vier Monate nach dem ersten Treffen, kam jemand auf uns zu fragte, ob wir nicht mal einen Workshop oder ähnliches machen könnten. Erst dachten wir, nur an einem Tag etwas zu machen, dass war dann aber zu wenig und plötzlich war die Idee da, das Festivals zu gestalten.
Wer wird alles beim Graphit Festival angesprochen? Nur Illustratoren?
Stefan: Illustration ist per Definition das Bebildern von Texten, Plattencover, Büchern, T-Shirts und mehr. Das Spektrum ist relativ groß. Auch Filme, Spiele, Logos und Icons gehören dazu. Wenn wir ein Illustrations-Festival machen, sprechen wir also eine große Bandbreite von Leuten an. Je nachdem wen wir dann einladen, ist das unterschiedlich gewichtet. Wir haben urban Sketcher*innen, Leute aus dem Comic-, Virtual- Reality-Bereich und auch Leute die Animationen machen eingeladen. Wir beschäftigen uns auch mit theoretischen Grundlagen, wie Meditation und Diversität in Kinderbüchern.
Neben dem Illustrieren, wird man auch die Möglichkeit haben, mit Ölfarben zu malen oder T-Shirts zu drucken?
Anne: An sich werden verschiedenste Techniken angewandt, Malerei wird es weniger geben, aber mit Textildruck werden wir uns auseinandersetzen. Dieses Jahr geht es eher um das schnelle Zeichnen. Wir wollen in Workshops Techniken lernen und Situationen einfangen.
Was für Workshops wird es geben?
Niels: Es gibt eine Urban-Sketching-Tour, bei der man städtische Situationen zeichnet und als Pendant dazu haben wir auch eine Nature-Sketching-Tour. Dafür fahren wir nach Alperstedt, denn dort gibt es frei herumlaufende Wasserbüffel und englische Exmoore-Ponys. Dort werden wir eine exklusive Führung durch die Weidefläche der Tiere bekommen und zeichnen ganz im Einklang mit der Natur.
Stefan: Ich mache mit Daniel Eyrich einen Meditations- und Illustrations-Workshop. Das ganze heißt “Meditatives Illustrieren und illustriertes Meditieren”. Es wird um erste Grundlagen zur Meditation gehen, dass man in sich rein hört und schaut, welche Emotionen und Gefühle man gerade hat und wie man das zeichnet. Frances Buka aus Weimar macht den Workshop zu Diversität in Kinderbuchillustrationen. Man erfährt, wie Figuren und Familie dargestellt werden und setzt sich mit der Frage der konstruierten Stereotypen auseinander. Anne: Wir haben sehr viele Workshops. Am Samstag kann man zwischen den Räumen wechseln und muss sich nicht auf einen Workshop festlegen. Da haben wir zum Beispiel einen experimentellen Poster-Workshop, einen Comic-Workshop und ein Experimentallabor. Am AJZ wird zudem die Wand bemalt.
Ihr bezieht also die komplette Umgebung mit ins Festival ein?
Niels: Genau, dass geht sogar bis zum Kontor, wo unsere Auftaktveranstaltung am Mittwoch stattfinden wird. Dort gibt es dann den Auftakt-Vortrag von Gesa Foken über den Stellenwert der Handzeichnung heute und danach noch einen Film in Kooperation mit „Rotzfrech Cinema“ – die Deutschland-Premiere “Endless Letterpress”. Ein argentinischer Dokumentarfilm über ein aussterbendes Handwerk.
Das Festival ist sehr breit gefächert, habt ihr euch denn auf irgendeine Altersgruppe festgelegt? Oder kann hier jeder vorbeikommen?
Anne: Auf Kinder ist das Festival nicht ausgerichtet, aber sonst schließt es keine Altersgruppe aus. Es ist auch egal wieviel Erfahrung man im Zeichnen hat. Es ist für jeden etwas dabei. Die theoretischen Inputs sind für alle spannend, die im kreativen Bereich arbeiten. Man kann sich rauspicken, was einem am besten gefällt und so findet jeder etwas.
Wie viele Workshops wird es insgesamt geben und mit wie vielen Teilnehmern rechnet ihr?
Anne: Wir haben 14 Workshops und an einem Workshop können 10 bis 14 Leute teilnehmen. Was für einen Workshop schön überschaubar ist. Unser Ticketkontingent ist nicht so groß, auch wegen der Hygieneauflagen. Aber wir haben einen zusätzlichen Raum, den Boesner-Workshopraum im Kontor, und wir werden auch die Außenfläche nutzen. Es gibt noch ein paar wenige Tickets.
Stefan: Man kann die ganze Woche dabei sein oder mit dem Tagesticket an einem beliebigen Tag mitmachen. In einem gewissen Rahmen wird es möglich sein, auch nur abends für die Vorträge vorbeizukommen.
Mit welchen Materialien wird gearbeitet und muss ich meine eigenen Utensilien mitbringen?
Anne: Man kann sich vorher informieren, welche Workshops einen ansprechen und mit was dort gearbeitet wird. Die meisten Sachen versuchen wir zu stellen, manchmal braucht man aber sein eigenes Handy oder den Laptop, um etwas technisch umzusetzen. Wer ein Ticket für die gesamte Woche hat, bekommt bei der Ankunft eine kleine Grundausrüstung und ein paar Überraschungen von uns.
Und wie ist es mit Verpflegung?
Niels: Es wird vegane Burger geben. Green Republic macht Mittags- und Abend-Verpflegung bei uns mit einem Food-Truck. Gegen einen fairen Preis kann man sich da vernünftiges Essen holen, ohne dass ein Tier dafür leiden musste.
Wie unterscheidet sich Graphit 2018 von Graphit 2020?
Stefan: Wir sind dieses Mal wesentlich organisierter, was in der heutigen Zeit sehr wichtig ist. Wir werden alle Maßnahmen einhalten und darauf achten, dass für alles für alle sicher und trotzdem cool ist. Das Graphit 2020 wird zudem auch digital stattfinden. Wir haben einen Blog initiiert, der auch über das Festival hinaus als Austauschplattform dienen soll. Dort wird es einzelne Vorträge und einen “Mucke & Malen”-Livestream geben.
Nils: Unsere Lokation hat sich auch erweitert. Man kann also sagen, wir sind gewachsen. Es wird zwar keine öffentliche Party geben, aber einen Stream zu Versus Festival, das zeitgleich im Zughafen stattfindet. Deswegen kann man bei uns kostenlos die Musik im Livestream mitverfolgen.
Anne: Alles in allem wird es ein buntes und vielfältiges Symposium, an dem die Illustratoren*innen-Szene aufeinandertrifft, miteinander arbeitet, neues entdeckt und voneinander lernt.
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Hard Facts:
- Wo: Klanggerüst | Magdeburger Allee 175 | Erfurt
- Wann: 23. bis 27. September
- Das Programm und Tickets findet ihr hier