Drum ’n‘ Bass und Nähkaffee? Post-Punk und Theater? Poetry Slam und Techno? Fahrradworkshop und Balkanbeats? Politisches Kino und Hip-Hop? – in ganz Thüringen gibt es wahrscheinlich nur einen Ort, der all diese zuvor erwähnten Spielarten von Kultur und Musik unter einem Dach vereint und zugleich offen für alles Neue ist: das Kassablanca in Jena.
Kassablanca in Jena – eine Institution
Viele kennen das soziokulturelle Zentrum eher als Club, wo man die Nacht durchtanzen, oder als Konzertsaal, wo man seine liebsten Bands live erlebt kann. Doch das ist bei Weitem nicht alles. „Das Kassa ist ein Platz abseits des herkömmlichen Kulturtreibens. Im Kassa findet alles eine Bühne, was sonst keinen Raum fände. Hier treffen Menschen mit verschiedensten Ideen, Musikgeschmäckern und Motivationen aufeinander, um Subkultur zu erleben und aktiv mit zu gestalten“, beschreibt Martin Schröder-Zabel, der Programmleiter des Kassablanca, das Konzept der fast schon altehrwürdigen Institution.
Fast schon Tradition – The Happy Market:
Um die Leere und Langeweile in Jena zu bekämpfen
Altehrwürdig, weil das Kassa, wie es von vielen liebevoll genannt wird, bereits seit 1990 Offenheit sowie Toleranz proklamiert und immer schon ein bisschen anders war. In Jena gab es Anfang der 90er eine kleine Gruppe von Menschen, die sich – anstatt nur über die Zustände und das Fehlende zu lamentieren – Gedanken machten und selbst etwas unternehmen wollte, um die Leere und Langeweile in der Nachwendezeit zu bekämpfen. Sie gründeten den Verein „Organisation Kultur e.V.“, der später in „Kassablanca Gleis1 e.V.“ umbenannt wurde.
Kassablanca = „blanke Kasse“
Zunächst fand der Kulturverein in einem Haus im Jenaer Villengang einen Platz. Eine kleine Bar, ein Saal, eine Küche und ein Dachgeschoss – der Verein konnte dort vieles realisieren. Das Kassablanca war geboren. Doch warum dieser Name? Ganz einfach: „Da die Getränke-, Essens- und Eintrittspreise jugendgemäß angepasst wurden, waren die Kassen ziemlich leer. Hier findet der Name seinen Ursprung, ‚blanke Kasse‘ einmal verdreht und schön vertont ergibt Kassablanca“, heißt es auf der Homepage des Kulturzentrums.
Einige Eindrücke des Kassablanca:
Für mehr freshe News und geilen Scheiß:
„Das Kassa bietet Möglichkeiten“
Zwei Jahre glückte das Experiment Kultur im Villengang. Dann mussten die Räumlichkeiten geräumt werden, weil der benachbarte „Fischer-Verlag“ Ansprüche auf das Haus geltend machte. Nach einem kurzen Zwischenstopp im ehemaligen Tanzcafé im Jenaer Paradies fand der Verein am Westbahnhof in Jena eine Heimat, in einem ehemaligen Wasserturm mit einem zur Turnhalle umgebauten Lokschuppen, ein 5633 Quadratmeter großes Grundstück. Alle Energie wurde in Aus- und Umbaumaßnahmen investiert. Ende 1995 konnte der Turm geöffnet werden, und am 30. April 1997 öffnete der große Saal seine Pforten. Seitdem residiert der Verein in den Räumlichkeiten am Westbahnhof und bietet für Musik, Kunst und Subkultur eine Plattform, die in ständigem Wandel begriffen sind.
Das Kassa steht für Wandel und Offenheit für Neues
Laut Martin Schröder-Zabel sind es genau dieser Wandel und die Offenheit für Neues, die das Projekt Kassabanca in die Zukunft tragen. „Das Kassa bietet Möglichkeiten. Jeder kann sich mit seiner Idee an uns wenden. Das Team versucht dann für alle Visionen Raum zu schaffen.“ Und das, was der Programmleiter da äußert, sind nicht nur leere Phrasen, denn der 29 Jährige spricht aus eigener Erfahrung: „Auch ich bin zum Kassa durch meine Ideen gekommen. Ich habe anfangs einen Raum gesucht, an dem Indie und Post-Punk gespielt werden. Da es nichts gab, bin ich auf das Kassablanca-Team zugegangen und so organisierte ich plötzlich Musikveranstaltungen, die mich interessierten und sonst keinen großen Raum in Thüringen hatten.“
Jeder kann sich an das Kassa wenden
KASSABLANCA
www.instagram.com/kassablancajenaGepostet von Kassablanca Jena am Mittwoch, 29. November 2017
„Wichtig ist nur, dass man einen Arsch in der Hose hat und sich traut.“
Ähnlich soll es mit vielerlei Veranstaltungen im Kulturzentrum gewesen sein. Ob „Schöne Freiheit“, eine regelmäßige Elektroparty, „Peace Please!“, eine politische Diskussionsplattform des Vereins „Attac!“ oder „Freestyle Seife“, ein Rapworkshop für jedermann – alles hat mit der Idee eines engagierten Menschen angefangen. Und jeder kann sich an das Kassa wenden, wenn er Vielfalt mitgestalten will. „Jeden Dienstag gibt es bei uns eine offene Runde. Da können die Leute einfach kommen und ihre Ideen vortragen. Wichtig ist nur, dass man einen Arsch in der Hose hat und sich traut.“ Genau das sei es, was das Kassablanca über die Jahre etablierte, meint Martin Schröder-Zabel. Interessierte Leute kommen und bringen frischen Wind in den Verein und das Kulturzentrum.
Kassablanca ist vielfältig und bunt
Verschiedene Menschen formen mit unterschiedlichen Blickwinkeln ein buntes, vielfältiges, soziokulturelles Umfeld und sorgen somit dafür, dass Drum ’n‘ Bass, Nähkaffee, Post-Punk, Theater sowie alle anderen erwähnten Spielarten von Kultur und Musik unter einem Dach – dem Kassablanca – zum Leben erweckt werden können.