Mit einem Lächeln im Gesicht sitzen Catherina Seeber und Jörg Pfistner an diesem sonnigen Herbstnachmittag im Biergarten des Stadtgartens. Sie haben am letzten zur Verfügung stehenden Holztisch platzgenommen. Catherina streicht das bunte Laub vom Tisch, Jörg steckt sich eine Zigarette an. Weder Trauer, noch Wehmut ist in ihren Stimmen zu erkennen – und das, obwohl ihr Stadtgartenherbst bereits vorbei ist. Vielmehr sind sie in der letzten Jahreszeit ihres Kulturschaffens im Erfurter Stadtgarten angekommen. Und gerade dieser Umstand nehmen die beiden ganz nonchalant: „Wir sind stolz, auf das, was wir die letzten Jahre geschafft haben“, sagt Catherina. Und auch Jörg stimmt in diesem Tenor ein: „Als wir 2005 angefangen haben, wieder Kultur in das verfallene Gebäude zur bringen, hatten die Erfurter ihren Stadtgarten schon fast abgeschrieben.“
Stadtgarten in Erfurt schließt
Mit Stolz blicken die zwei Stadtgarten-Geschäftsführer auf die vergangenen 14 Jahre zurück. Nur mit dem Antrieb etwas Kultur zurück nach Erfurt zu bringen, waren die beiden 2004 gestartet. Auf der Suche nach einer Veranstaltungs-Location standen sie eines Tages vor den Toren des Stadtgartens. „Als wir das Gebäude übernahmen, war es eine einzige Baustelle – das Parkett im Saal hatte sich gehoben, die Fenster waren einfach verglast, kein Schallschutz“, erinnert sich Catherina. „Die Stadt überließ uns das marode Objekt für wenig Miete – dafür mussten wir alles in Eigenregie sanieren“, blickt Jörg zurück.
Fotogalerie: Eindrücke aus 14 Jahen Stadtgarten
Februar 2005 eröffnete der Stadtgarten neu
Im Februar 2005, nach mehrmonatigen Bauarbeiten, feierten sie Eröffnung. Zu Beginn planten sie, unterstützt vom Erfurter Verein „Kulturrausch“, vorwiegend Theater, Kino und Lesungen zu veranstalten. Doch das Kultur-Repertoire steigerte sich proportional zum Fortgang der Ausbauarbeiten. „Umso mehr wir umbauten, umso mehr Genehmigungen erhielten wir von der Stadt“, erklärt Jörg.
Bela B., Broilers, Beatsteaks und Feine Sahne Fischfilet spielten
Der große Saal und das Café ermöglichten einen Biergarten- und Konzertbetrieb. Schnell gelang es den beiden, den Stadtgarten mit Größen der Musikszene zu bespielen. Bela B., Broilers, Beatsteaks und Feine Sahne Fischfilet brachten die Massen im Saal zum Kochen. „Geren erinnere ich mich an Monstermagnet und Sea Sick Steve. Als Fan war es für mich ein ganz besonderer Auftritt – gerade, weil sie damals nur wenige Deutschlandkonzerte spielten“, erinnert sich Jörg.
Viele Konzerte und lustige Geschichten
Und auch Catherina weiß ein paar lustige Geschichten zu erzählen: „Bei einem Konzert von Fettes Brot hatte die Bühne nachgegeben. Ein Musiker brach damals leicht ein“, lacht sie. „Dafür verzichteten wir dann auf die Saalmiete.“ Mit einem lachenden Auge blicken die beiden auch auf ein Erlebnis mit „The Boss Hoss“ zurück. „Die Jungs feierten Geburtstag nach einem Konzert. Im Stadtgarten Club ließen sie es ordentlich krachen. Sturzbetrunken schliefen sie dann im Tourbus ein und vergaßen ihre Rechnung von mehreren 100 Euro zu bezahlen. Da mussten wir uns im Bus querstellen, bis einer die Zechen beglich“, schmunzeln die beiden.
Im Stadtgarten wurde für Groß und Klein etwas geboten
Viele schöne Erlebnisse verbinden die beiden mit dem Stadtgarten. Seien es lachende Kiddis, die sich bei den beliebten Sommerfesten austobten oder junge Erfurter Künstler, die sich in lauen Sommerabenden im Biergarten präsentieren durften. Im Stadtgarten wurde für Groß und Klein immer etwas geboten. Und auch im Winter ihres Schaffens wollen die beiden noch einmal alle Register ziehen. Deshalb soll die Gipsy Juice Balkan Disco am 28. Dezember zum 10-jährigen Jubiläum mit Jamaram ganz groß gefeiert werden. Den Abschluss bildet dann die große Silvester-Sause, bei der sie ihren Stadtgarten noch einmal aufleben lassen wollen. Getreu dem Motto: Danke für die tolle Zeit, verabschieden sich Catherina Seeber und Jörg Pfistner dann voller Stolz und mit einem Lächeln im Gesicht von den Erfurtern.
Das könnte Euch auch interessieren:
-
Preis-Reigen: Vier Thüringer Clubs zu Spielstätten des Jahres gekürt
-
Solyn aus Erfurt feiert die Freundschaft
-
„Es ist an der Zeit zu gehen“ – Joschi will Erfurt verlassen