In Weimar haben am Dienstagabend Hunderte Nachtschwärmer Abschied vom Traditionslokal „Zum Falken“ gefeiert. Die Kneipe am Stadtring wird vom Betreiber dicht gemacht – Gründe dafür lässt er offen, wie der MDR Thüringen mitteilt. “ In einer kurzen Ansprache sagte er lediglich, man solle gehen, wenn es an schönsten ist. Viele ehemalige Studenten und Weimarer waren extra angereist. Einige nahmen sich Erinnerungsstücke aus dem Falken mit, wie zum Beispiel Instrumente, die an den Wänden hingen. Ab etwa 22 Uhr war die Straße vor dem Lokal unpassierbar. Lediglich einen Linienbus und einen Rettungswagen ließen die Feiernden durch. Autos mussten hingegen umdrehen. Die Polizei ließ die Feiernden gewähren und beschränkten sich darauf, die Autos umzuleiten“, heißt es weiter.
Kultkneipe Zum Falken in Weimar schließt
Wie es mit den Räumlichkeiten der urigen Bar weitergeht oder ob es einen Nachfolger geben wird, sei noch unklar. Wir haben aus diesem Grund noch einmal im Archiv gestöbert und unser schönes Portrait der Weimarer Kultkneipe herausgekramt:
Kultkneipe im Portrait: Zum Falken in Weimar
Ob einheimisch oder auf der Durchreise: Es ist nahezu unmöglich, sich in Weimar aufzuhalten, ohne eine der wohl kultigsten Kneipen in der Stadt zu besuchen. Die Rede ist von der Bar „Zum Falken“ in der Trierer Straße. Der Besitzer des „ Falken“ Tom Eisenberg mietete die Räumlichkeiten in der Trierer Straße im Jahr 1997. Er wurde kurz zuvor von seinem bisherigen Arbeitgeber gekündigt, lebte von seiner Abfindung und entdeckte die Bar bei einem Spaziergang. Aus der anfänglichen Schnapsidee des ehemaligen Bauarbeiters wurde ein Erfolgskonzept. Doch die ersten drei Jahre waren schwer.
Trotz Konzerten bleiben die Gäste anfangs fern
„Eisen“, wie ihn die Meisten in Weimar nennen, bot in den ersten Jahren Verpflegung für einheimische Bauarbeiter an. Sie besuchten den „Falken“ für ihren Pausensnack, bevor am Nachmittag einige Senioren zur Skatrunde in der Kneipe zusammenkamen. Immer wieder veranstaltete Tom Konzerte, doch die Gäste blieben fern.
,,Hier ist jeder willkommen!“
Der Durchbruch kam, als ein damaliger Architekturstudent mit seiner russischen Band rund 200 Gäste in die Bar lockte, die die Theke zum Beben brachten. Die Kneipe war im russischen Stil dekoriert, die Gäste bezahlten mit Rubel und das Barpersonal trug russische Stahlhelme.
Dieser Abend war der Beginn einer Erfolgsgeschichte
Dieser Abend war der Beginn einer bis heute anhaltenden Erfolgsserie, die mit regelmäßigen Jazzsessions und Livekonzerten ein Selbstläufer wurde. Die Konzertanfragen flatternmittlerweile wie von allein ins Haus und Tom profitiert von der Vielseitigkeit der Gäste. „ Es kommt nicht drauf an, wie du aussiehst“, betont der Inhaber. „ Jeder ist hier willkommen, egal ob alt oder jung, von der Müllabfuhr bis zum Professor von der Uni“, sagt er.
Für jeden Geschmack die passende Abendgestaltung
Der mittlerweile 48-jährige Tom ist sich sicher, dass der Erfolg von seiner Offenheit kommt. „Von ABBA bis Zappa, ich lass‘ eben alles zu“, erklärt der „Falken“-Betreiber. Vom klassischen Klavierkonzert über eine AC/DC-Coverband bis hin zum entspannten Barabend ermöglicht Tom für jeden Geschmack die passende Abendgestaltung.
Niedrige Preise, frisches Fassbier und offene Menschen
Die Gäste wissen den „Falken“ zu schätzen. Niedrige Preise, frisches Fassbier und offene Menschen – nicht nur Studierende kommen aus diesen Gründen hierher. Tom hat einen Raum für alle geschaffen, einen alternativen, kultigen Ort, der hoffentlich noch lange bestehen bleibt.
Hard Facts:
- Wo: Trierer Straße 7, Weimar
- Text vom MDR
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Text und Fotos: Selina Gehring