Franziska Burkhardt ist eine interdisziplinäre Konzeptkünstlerin, die seit ein paar Jahren vor allem durch ihre feministischen Fotografien und ihre diversitätsbewussten Workshops zu Kinderbüchern in Erfurt, Weimar und Jena auffällt. Hier sensibilisiert sie ihre jungen Zuhörer*innen und deren Eltern für gendergerechte Märchen und Held*innengeschichten, die von vielfältigen Identitäten erzählen: „Mädchen dürfen auch Bärte tragen!“, so ihr Appell an das Publikum.
Feministische Mutterschaft
Der künstlerische Werdegang der 35-Jährigen ist eng mit biographischen Ereignissen verknüpft. Ihre Mutter lebte ihr das Kreativsein im Alltag vor. Sie nahm sie früh zu Zeichenkursen mit. „Trotzdem sah ich mich bis vor anderthalb Jahren nicht als Künstlerin. Ich bin DDR-sozialisiert und da musste man was ‚Ordentliches‘ lernen“, erklärt Franziska im Interview mit dem t.akt-Magazin.
Fotografie als Rettungsring
Die gebürtige Saalfelderin studierte in Erfurt zunächst Kunst und Religionswissenschaften im Bachelor. Nach ihrem Abschluss wurde sie Mutter einer inzwischen 7-jährigen Tochter. Franziska machte die Erfahrung mit einem Baby das erste Jahr als Alleinerziehende. „Mich hat Fotografie damals gerettet – weil ich sonst mit einem Säugling 365 Tage in meiner Bude gehockt hätte. Die Kamera half mir beim Durchhalten“, erinnert sie sich.
Kunst ist mehr als Malerei
Zu dieser Zeit beschließt Franziska sich in Weimar für den Masterstudiengang Medienkunst zu bewerben. Bereits seit ihrem 16. Lebensjahr fotografiert sie. In ihren Fotoserien experimentiert sie mit Selbst- und Fremdbildern. Sie inszeniert sich selbst, Gegenstände oder Themen, die sie persönlich bewegen. „Kunst hat das Potenzial, in ihrer eigenen Form Wissen zu vermitteln. Durch sie erarbeite und erforsche ich mir Wissen und reflektiere Erfahrung. Kunst ist mehr als Malerei oder Zeichnung.“ Franziska begann sich intensiv mit dem „Muttermythos“ zu beschäftigen und realisierte, „dass meine Kunst nicht einfach nur eine Abbildung meiner Gedanken ist, sondern sie Selbstaussagen impliziert, durch die ich mich befreie und emanzipiere von gesellschaftlichen Vorstellungen vom Frau- und Muttersein.“
Belastung von Müttern
Fünf Jahre später, im Sommer 2020, wurde sie mit dem Medienkunstpreis der Universität Weimar ausgezeichnet. Franziska bekam diese Ehrung für ihre Masterarbeit: „Eine Mutter* schafft das nicht allein“. In der 40-minütigen, autobiographischen Lecture Performance thematisiert sie Care- Arbeit, Mehrfachbelastung und die generationsübergreifende „ererbte“ Belastung von Müttern. Die Performance ist zugleich „Innenshow“ und gesellschaftlicher Spiegel, die bei den Professor*innen und Studierenden zu bewegenden Reaktionen führte.
Der Muttermythos
Franziska arbeitet mit Overhead-Projektoren, Fotografien, Gesang, Loop, Audios und inszeniert einen Raum mit Fachliteratur und Artikeln sowie großformatigen Projektionen an den Wänden. Sie bezieht ihr Publikum mit ein: „Was bedeutet Mutterliebe für dich?“ Franziska provoziert eine breite Debatte um den aufopferungsvollen, im Leiden aufgehenden Muttermythos, indem sie individuelles Erleben mit faktischen Rechercheergebnissen kombiniert: „Laut BGB ist übrigens Mutter nur, wer das Kind geboren hat. Eine soziale Mutter wäre demnach keine Mutter“, heißt es zum Beispiel in der Performance.
Für ein würdiges Frauen- und Mutterbild
Diese Definition schließt gleichgeschlechtliche Elternschaft oder alternative Familienmodelle nicht ausreichend mit ein. Deshalb stellt Franziska ihr eigenes feministisches Mutterbild dem christlichen Mutterbild gegenüber: „Gleichberechtigung fängt damit an, was ich meinem Kind vorlebe. Wenn ich ihm vorlebe, dass ich aufopferungsvoll bin, immer das Essen auf den Tisch stelle, dann wird es kein differenziertes Mutter- oder Vaterbild kennenlernen.“ Ihr künstlerisches Schaffen fordert nahbar und provokativ ein „neues“, vielseitiges und würdiges Frauen- und Mutterbild.
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Hard Facts:
- Franziska Burkhardt schafft vielfältige Kunst zum Thema „Feministische Mutterschaft“
- Franziska auf Instagram
- zu Franziska’s Website geht’s hier
- ihr könnt Franziska auch als Speakerin buchen
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