Gera entwickelt sich kulturell weiter. Einen großen Teil tragen die vielseitigen Angebote bei. Zu diesen gehört die „Jugendkunstschule Gera e.V. – freie Akademie“. Die Kunstschule lädt in den Ferien zur siebten Sommerakademie. Das Besondere dabei: Man wird hier von bildenden Künstlern unterrichtet.
Das Kursangebot der Kunstschule Gera
Von A wie Analog-Fotografie bis Z wie Zeichnen, das Kursangebot der Kunstschule Gera deckt weite Teile verschiedener Kunstformen ab. In den Kategorien Fotografie, Bildende Kunst, darstellende Kunst, Musik und Klang, Digitalkunst und Film sowie Wort und Ausdruck vermitteln Künstler*innen und Pädagog*innen ihr Wissen und Können weiter.
Die Sommerakademie
Zur Sommerakademie, die vom 14. bis 18. August stattfindet, bietet die freie Akademie drei Kurse an. In der Filmwerkstatt mit Sahar Darvish Zade und Salman Vakili lernen die Teilnehmenden, wie Regie oder Kameraführung funktioniert und wie man ein Drehbuch schreibt. Die beiden iranischstämmigen Filmemacher*innen aus Weimar schafften es sogar mit ihrem Kurzfilm „Ein Bild nicht von dieser Welt“, der letztes Jahr in ihrem Workshop in der Sommerakademie entstand, bis zum Student World Impact Film Festival (SWIFF) 2023.
Ebenfalls aus Weimar kommt Florian Schmidt, der an der Bauhaus-Universität in der Fakultät Kunst und Gestaltung lehrt. Der international renommierte Künstler leitet bei der diesjährigen Sommerakademie die Objektwerkstatt, wo sich alles um Malerei, Bildhauerei und insbesondere die Anfertigung von Skulpturen sowie Installationen dreht. Kurs drei geht in der Siebdruckwerkstatt, die in den letzten Monaten weiter ausgebaut wurde, über die Bühne. Mit dem Geraer Künstler und Kunstschul-Dozenten Thomas Prochnow kann man hier verschiedene Drucktechniken kennenlernen und ausprobieren.
Der Verein Jugendkunstschule Gera
„Die Sommerakademie ist eine großartige Gelegenheit, Kurse mit Dozenten außerhalb unseres regulären Kursprogramms zu belegen, die in der Region und international eine wichtige Rolle spielen“, erklärt Stefan Lesueur, der neben Thomas Prochnow und Erik Buchholz zu den drei Leitern der Kunstschule in Gera gehört. Den Verein „Jugendkunstschule Gera e.V. – freie Akademie“ gibt es bereits seit über zehn Jahren. Aber erst in letzter Zeit machte die Entwicklung einen großen Sprung. Initialzünder der Kunstschule war ein Paradigmenwechsel in Geras Kunstszene. Um 2010 fehlte es der Stadt an Geld. Kürzungen im Kunst- und Kulturbereich waren die Folge. Es fehlte an Raum und Finanzierung. Viele der älteren Künstler*innen hatten keine Energie für einen Neuanfang. Doch einige wenige machten weiter.
Der Neuanfang war schwer
Seit 2019 war der Verein häufig in der Häselburg zu Gast. Das neuentstandene Kulturzentrum in der Burgstraße 12 beherbergt unter anderem auch das Thüringer Medienbildungszentrum, den Veranstaltungsraum „Altes Wannenbad“ und die Galerie „Mieze Südlich“. 2020 dann der nächste große Wurf: Der Verein mietete sich auf zwei Etagen in der Häselburg ein. Doch aller Neuanfang war schwer: „Keiner wusste, dass die Kunstschule existiert“, erklärt Thomas Prochnow im t.akt-Gespräch. Um das zu ändern, wurde ein Heft erstellt, das über die Kunstschule aufklärte und Interesse weckt. Die Werbung zeigte Wirkung.
Hilfe zur Selbsthilfe
Proportional zu den steigenden Schüler*innen-Zahlen, stieg dann auch das Kursangebot. Nicht zuletzt wegen eines Alleinstellungsmerkmals der Kunstakademie: aktive bildende Künstler erklären ihr Handwerk. Außerdem sei der Unterricht für die Dozenten eine Art Hilfe zur Selbsthilfe. Die Künstler nehmen ihre Schüler*innen in ihre Welt mit. Die Kursteilnehmer*innen „dürfen Teil des künstlerischen Prozesses sein“, sagt Erik Buchholz, der ähnlich wie Thomas Prochnow und Stefan Lesueur in den Kursen zwar eine Richtung skizziert, aber den Nachwuchs-Künstlern Freiraum zum Entfalten bietet. Die drei teilen sich eine Stelle, wodurch die Kunstschule die ganze Woche besetzt ist. Jeden Tag bietet die Akademie ein bis zwei Kurse. Hinzu kommen Projekte mit Schulen, die immer beliebter werden, denn gerade in Zeiten von zunehmendem Lehrkräftemangel sei man dankbar für einen spannenden Unterrichtersatz.
Mittlerweile fragen sogar Unternehmen Kurse an und überdies berät die Kunstschule bei Hausarbeiten und Künstlermappen. Auch bei Festen und Veranstaltungen in Gera ist die Jugendkunstschule ein gerngesehener Gast und immer offen für Neues. So realisierte Erik ein Projekt mit Kindergartenkindern und Demenzbetroffenen, das neue Zugänge lieferte. „Wir sind zwar zu allem bereit, aber es muss immer einen gewissen Anspruch haben“, erklärt Erik, der ähnlich wie seine Kollegen bekräftigt, dass sich die Kunstschule als Anlaufstelle und Treffpunkt für Nachwuchskünstler*innen in Gera sieht – egal wo sie herkommen oder welche Vorkenntnisse sie haben. Denn „Kunst verbindet“, da sind sich die drei Dozenten einig.
Hard Facts:
- Kunstschule Gera: Häselburg, Burgstraße 12
- Eingang über Stadtgraben
- Mehr zur Sommerakademie (14. – 18. August) und zur Kunstschule: www.kunstschule-gera.de