Im November 2020 beschloss der Deutschen Bundestages eine Projektförderung für drei kulturelle Leuchttürme Thüringens. Zwei davon sollten den Thüringern mittlerweile bekannt sein: die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha und die Klassik Stiftung Weimar. Eher weniger im kollektiven Bewusstsein der Thüringer ist jedoch der dritte Kultur-Leuchtturm: das Lindenau-Museum Altenburg. Ein prachtvoller Bau, der seinen Namen dem sächsisch-thüringischen Gelehrten und Kunstsammler Bernhard August von Lindenau verdankt. So verfügt die Kultureinrichtung über 180 kostbare Werke früher italienischer Malerei und somit über die größte Sammlung solcher Kunstwerke außerhalb Italiens, die den internationalen Rang des Museums begründet. Darüber hinaus glänzt das Lindenau-Museum mit weitern bedeutenden Sammlungen Malerei des 16. bis 19. Jahrhunderts, Antike Gipsabgüsse oder grafische Werke umfassen.
Lindenau-Museum Altenburg plant Großes
Da das Museum in die Liste der national bedeutsamsten Kultureinrichtungen in Ostdeutschland aufgenommen und als kultureller Leuchtturm klassifiziert wurde, erhalten die Institution bis zum Jahr 2027 eine Förderung von bis zu zwei Millionen Euro jährlich. Gelder, die im Rahmen des Gesamtprojektes „Lindenau21Plus“ in bisher nie da gewesenem Maße in die Bereiche Digitalisierung, kulturelle Bildung, Provenienzforschung und Marketing investiert werden soll. Die Digitalisierung der Sammlung des Lindenau-Museums stellt dabei den umfangreichsten Bereich dar. Sie erstreckt sich auf alle Sammlungen des Lindenau-Museums sowie auf die Lindenauschen Sammlungen im Residenzschloss Altenburg. Zu Beginn der Digitalisierungsmaßnahmen liegt der Fokus auf der Erfassung von 3D-Objekten, aber auch die Digitalisierung von Gemälden und Grafiken ist in Vorbereitung. Als Voraussetzung der Erfassung der Kunstwerke finden zurzeit umfassende Restaurierungsmaßnahmen statt.
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Kulturelle Bildung wird mit dem im Februar eröffneten „studioLEONARDO“ vorangetrieben. In dieser neu eingerichteten Holzwerkstatt können Jung und Alt fortan unter professioneller Anleitung künstlerisch mit dem Werkstoff Holz arbeiten. Im kommenden Jahr werden mit dem „studioDIGITAL“ (Medienlabor) und dem „studioBAMBINI“ (Kinderkunstwerkstatt für Kinder von 2-4 Jahren) weitere neue Bereiche hinzukommen. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der eigenen Sammlung ist zentraler Bestandteil der Museumsarbeit. Dazu gehört auch die Provenienzforschung. Bisher gab es im Lindenau-Museum vor allem Untersuchungen zur NS-Raubkunst. Im Zuge von Lindenau21PLUS wird durch eine zweite Stelle in der Provenienzforschung nun auch ein Fokus auf die Zeit der SBZ (Sowjetische Besatzungszone) und der DDR gelegt.
Museumsmacher bereiteten eine Vielzahl an Schauen vor
Der Tenor ist klar: ein Abstecher nach Altenburg ins Lindenaus-Museum lohnt. Aber nicht nur aufgrund der Dauerausstellung. Die Museumsmacher bereiteten eine Vielzahl an weiteren Schauen vor, die garantiert sehenswert sind. So rückt die Ausstellung zum Bernhard-August-von-Lindenau-Förderpreis vom 3. Juni bis 17. Juli die künstlerischen Positionen von sechs jungen Künstlerinnen und Künstlern der umliegenden Kunsthochschulen in Dresden, Halle und Leipzig in den Fokus. Sie zeigt Werke unterschiedlichster Gattungen. Neben raumgreifenden Installationen und Fotografien finden sich in den Ausstellungsräumen des Prinzenpalais´ auch Malereien, filmische Arbeiten und plastische Werke.
Auflösung persönlicher Perspektiven auf die Gesellschaft
„Unter der Haut. Morgner zeichnet Rodin“ heißt es ab 14. August bis 3. Oktober. Gezeigt werden dann Werke von Michael Morgner der zu den bedeutenden Akteuren der zeitgenössischen Kunst gehört. Der Mensch mit all seinen Facetten steht dabei im Mittelpunkt seines künstlerischen Schaffens. Während es in seiner Malerei häufig um Verdichtung, Verinnerlichung und Auflösung persönlicher Perspektiven auf die Gesellschaft geht, wagt die Ausstellung des Lindenau-Museums im Prinzenpalais des Residenzschlosses eine zeichnerische Auseinandersetzung mit einem der bedeutendsten Bildhauer der Kunstgeschichte: Auguste Rodin. Für die Werkschau „Unter der Haut. Morgner zeichnet Rodin“ entwarf der Chemnitzer Künstler einen Zyklus von Zeichnungen, die sich mit dem Wirken des französischen Künstlers beschäftigen.
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Spielerisch geht es im Residenzschloss Altenburg 2022 zu. Ab 22. Mai bis 31. Oktober geht die Ausstellung „Vom Jammertal ins Paradies – Sterben, Tod und Trauer am Altenburger Hof“ der Frage nach, wie die herzogliche Familie von Sachsen-Altenburg (1603-1672) mit dem Tod umging und welches Bild sie von den Verstorbenen für die Nachwelt zeichnete. Die Besucherinnen und Besucher können dem sächsischen Hochadel damit in seinen privatesten Momenten nahekommen. Ab Juni erwartet euch dann „Das besondere Objekt – Kostbarkeiten aus dem Sammlungsbestand des Schloss- und Spielkartenmuseums“. Die Kabinettausstellung gibt einen kleinen Einblick in die vielfältigen Sammlungen des Schloss- und Spielkartenmuseums und ist als Vorgeschmack auf die geplante Neuausrichtung des Hauses zu sehen. „Mit Speed durchs Kinderzimmer“ heißt die diesjährigen traditionellen Weihnachtsausstellung im Residenzschloss. Historisches Spielzeug auf Rädern setzt auf gehörig Tempo! Vielerlei Autos, Eisenbahnen, die bekannten Fröbel-Fahrzeuge, Märklin-Baukästen, Kräne, Bagger, erzgebirgische Miniaturfahrzeuge und vieles mehr wird gezeigt.
Weitere Projekte sind in Planung
Weiter planen die Altenburger Museen ein Potpourri an Einzelevent. Die Eröffnung des „studioDIGITAL“ zum internationalen Museumstag, Mitmachaktionen zu den Thüringer Schlössertagen, die Altenburger Museumsnacht, die Kindermuseumsnacht, die Schlösserkindertag und viele weitere Events beweisen, dass Leuchttürme nicht nur an Nord- und Ostsee zu finden sind. Denn das Lindenau-Museum beweist mit seinen umfangreichen Plänen einmal mehr, was kulturelle Strahlkraft ausmacht.