Warme Semmeln und geschnittenes Brot gehören zum Frühstück einfach dazu. Cosima Göpfert hat daraus in Verbindung mit Porzellan ein wohltätiges Kunstprojekt gemacht. „Zur letztjährigen Kunstmesse artthuer wollte ich etwas Kleines zum Mitnehmen gestalten. Als das Event dann wegen der Corona-Pandemie ausfiel und ich im Frühjahr 2020 für die Hungersnöte im Jemen und Madagaskar spendete, nahm ich anschließend Kontakt mit zwei Hilfsorganisationen auf“, so die 40-jährige Künstlerin.
Cosima Göpfert formt Porzellan zu Kunst
Die Logos von „Save the Children“ und der Welthungerhilfe werden auf die kleinen, aber ungenießbaren Kunstwerke aufgebracht, die sie nach einem hauseigenen Abdruck der Backwerke in Zusammenarbeit mit Kahla-Porzellan brennen wird. Sie behält nur den Selbstkostenpreis – der Käufer oder die Käuferin können selbst entscheiden, welcher Organisation gespendet werden soll. Das Projekt erreicht eine große Aufmerksamkeit, sodass die Künstlerin 2022 auf der Ausstellung „Kamelie und Skulptur“ (von 5. März bis Ostern 2022) auf dem Schloss Belvedere den Roten Turm mit einer Kunst-Installation eines großen Brot- und Brötchenhaufens aus Porzellan bestücken wird, während ihr Mann Michael Ernst in der benachbarten Orangerie Stahlskulpturen ausstellen wird.
Mit Passion für Porzellan
Wer Porzellan nur in Form von Tassen und Tellern aus der Küche kennt, wird bei den auffälligen Installationen von Cosima Göpfert, bei denen schon mal Beine oder Fäuste aus den Plastiken hervortreten, eines Besseren belehrt. „Porzellan ist für mich als Künstlerin meine Nische geworden, das in dieser Form nur sehr wenige verwenden. Dabei ist es für mich immer wieder ein Faszinosum und eine diebische Freude, wie ich dieses edle Material formen kann und wie es nach dem Brennen seine Form behält. Ich kann es befüllen, es ist dicht. Gieße ich es dicker, wird es sehr stabil, sogar klimafest. Das eröffnet für die Nutzung viele Möglichkeiten. Mein Traum ist es, mittels Op-Art aus Porzellan einmal eine Hausfassade zu gestalten“, so die vielbeschäftigte Absolventin der Bauhaus Universität in Weimar.
Zusammen mit Michael Ernst und den beiden gemeinsamen Kindern wohnt und arbeitet sie im kleinen Örtchen Bechstedtstraß in der Nähe von Weimar. Auf dem großen Areal befindet sich nicht nur die Werkstatt des Künstlerpaares, sondern auch ein Skulpturengarten und – im ehemaligen Schafstall – der hauseigene Porzellanofen, in dem die gegossenen Rohlinge gebrannt werden. Hier ist viel Raum für kreative Ideen, wenn Cosima Göpfert und Michael Ernst zwar ihren jeweils eigenen Projekten nachgehen, aber die Arbeit des jeweils anderen immer kritisch unter die Lupe nehmen. Und es ist auch Platz für kulturelle Veranstaltungen, zu denen die Beiden in dem weitläufigen Garten in unregelmäßigen Abständen einladen. Der Nachteil: „Man kann auch irgendwie nie ganz abschalten“, schmunzelt die Porzellankünstlerin.
Entwurf des Hauptpreises
Einen für sie besonderen Auftrag erhielt die Künstlerin bereits im Jahr 2013. Micky Remann, einer der Organisatoren des Full-Dome-Festivals im Zeiss-Planetarium Jena, bei dem 360-Grad-Projektionen gezeigt werden, suchte noch nach kreativen Impulsen für das Design des Hauptpreises. Er nahm Kontakt mit der gebürtigen Apoldaerin auf, die schließlich die sogenannte Janus-Skulptur entwarf: Eine Figur mit deutlichen Ähnlichkeiten zur weltweit wichtigsten Filmauszeichnung Oscar, allerdings bestehend aus Porzellan mit einem Überzug aus Platin.
Da das Full-Dome-Festival dieses Jahr neben Jena zeitgleich an mehreren Spielorten weltweit stattfinden wird und jeweils ein Preis für den besten Beitrag von jedem Erdteil vergeben wird, trat Remann für die Preisverleihung 2021 mit dem Wunsch für eine neue Auszeichnung an sie heran. Das diesjährige Konzept sollte sich auch in der Trophäe widerspiegeln: Auf einer Halbkugel, welche die Kuppel des Planetariums symbolisiert, ist eine von einem Lorbeerkranz umrankte Kugel aufgebracht. Die Form wurde gegossen, gebrannt und schließlich mit Gold überzogen. Am Samstag, 9. Oktober, um 23 Uhr, wurden insgesamt sechs „Best Of Earth Fulldome Awards“ verliehen, live aus dem Großplanetarium in Berlin. Cosima Göpfert hat die Verleihung aus der Ferne verfolgt – und ist vielleicht abends noch einmal die wenigen Meter aus dem Wohnzimmer in die Werkstatt gegangen und hat weitere Ideen verwirklicht.