„Sie sind die Trümpfe der Provinz, Kulturschrittmacher in den Städten und zuweilen die letzten Mohikaner auf dem Land“ – mit diesen Worten beschreibt die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Soziokultur Thüringen e.V. die kulturellen Zentren und Initiativen unseres Bundeslandes. Um diese über ihren Standort hinaus sichtbar zu machen, hat die LAG Soziokultur einen Reiseführer abseits der gängigen Kultureinrichtungen herausgebracht. Aufgeteilt nach den Himmelsrichtungen und den drei großen Städten Erfurt, Weimar und Jena, kann sich ein jeder auf kulturelle Entdeckungsreise begeben. Das t.akt-Magazin hat mit Initiator Thomas Putz gesprochen und gefragt, was es mit Pappe, Peng und Paradiese auf sich hat.
Der Kulturschrittmacher – bunt, kreativ und liebevoll
Die LAG betreut 80 Mitglieder aus ganz Thüringen, 72 davon sind nun im alternativen Reiseführer, dem Kulturschrittmacher, zusammengefasst. Dieser ist ebenso wie die kulturellen Einrichtungen bunt, kreativ und liebevoll in seiner Gestaltung, für die Stefan Kowalcyzk von Greatmade und Johanna Schuhmacher verantwortlich waren. Das Titelblatt zeigt eine Statue, welche im Sockel das Thüringer Wappen aufgreift. Eine Figur mit sechs Armen sitzt auf einem Skateboard und hält verschiedene Attribute, die für die freie Kultur stehen, in den Händen: Mikrofon, Spraydose, Gitarre, Kamera und eine Maske verweisen auf die Vielfalt der soziokulturellen Szene. Warum diese Gemeinschaft so besonders ist, erklärte uns Thomas wie folgt: „Soziokultur ist Kulturarbeit am Puls der Zeit, die neue Formate ausprobiert, Neues wagt, sich zwischen die Stühle setzt, Soziales und zum Beispiel Stadtteile einbezieht. Zudem ist Soziokultur sehr nah am Alltag, an den Bedürfnissen und aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen.“
Der Kulturschrittmacher zeigt das alternative Thüringen
Pappe, Peng und Paradiese – die Alliteration steht für die alte Papierfabrik in Greiz, Peng bezieht sich auf die Peng-Academy der alten Trafo- Station in Jena und kleine Paradiese findet man sowieso, wo man sie am wenigsten erwartet. Egal ob Provinz oder in der Stadt, die freie Kultur tummelt sich überall, muss gefördert und erhalten werden. Dass dies nicht immer leicht ist, wird im Gespräch mit Thomas deutlich. Es mangelt an allen Ecken und Enden, an Personal und Fördermitteln. In der Regel arbeiten die Akteure ehrenamtlich und versuchen mit wenigen Mitteln viel auf die Beine zu stellen. Der Kulturschrittmacher zeigt, dass dies erfolgreich funktionieren kann, doch langfristig gesehen geraten die Akteure an ihre Grenzen. Zum einen müssen Stellen besetzt werden, damit die Häuser regelmäßig bespielt werden können und zum anderen herrscht ein hoher Sanierungsbedarf.
Mehr Raum, Wertschätzung und finazielle Mittel für die freie Szene
Initiativen wie die Ständige Kulturvertretung Erfurt setzen sich für die freie Szene ein und fordern mehr Raum, Wertschätzung und finanzielle Mittel. Die LAG Soziokultur Thüringen fungiert, auch über die Vereinsmitglieder hinaus, als Vermittler und Ansprechpartner für Kulturakteure. Auch können Workshops zu Themen wie beispielsweise Gema und Buchhaltung besucht werden. Der Kulturschrittmacher zeigt den Weg zu kleinen Thüringer Paradiesen und ist ebenso Anstoß zur weiteren Vernetzung und Förderung der freien Kultur. Wir finden ihn mehr als gelungen, also macht euch auf die Socken und holt ihn euch. Erhältlich ist das auf 2000 Stück limitierte und kostenlose Buch „Pappe, Peng & Paradiese – eine Entdeckungstour durchs alternative Kulturland Thüringen“ direkt in den kulturellen Einrichtungen oder kann bei der LAG Soziokultur Thüringen angefragt werden.
Hard Facts
- die digitale Version zum Lesen und Downloaden findet ihr hier
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