Das Einstehen für LGBTQ*-Rechte ist das Einstehen für Freiheit und Menschlichkeit. Wir als t.akt-Team verstehen Vielfalt als Bereicherung– egal, ob die Vielfalt sexueller oder geschlechtlicher Identitäten, sozialer oder ethnischer Herkunft, Alter, Religionen oder Weltanschauungen, Befähigungen oder Beeinträchtigungen. Gleichberechtigung geht uns alle an! Sie ist ein Menschenrecht – unabhängig von Geschlecht, Sexualität oder Hautfarbe. Und weil diese Botschaft noch längst nicht in allen Köpfen angekommen ist, widmet sich die Thüringer LSBTIQ*-Koordinierungsstelle von nun an regelmäßig in unserem „QueerBlog“ Themen, für die sensibilisiert werden muss. Egal, ob die Gleichstellung der Geschlechter und Sexualitäten, queere Rechte, oder das Ende der Gewalt gegen Andersdenkende – wir geben heute Denkanstöße, die morgen das Denken verändern sollen.
Fehlende Sichtbarkeit in ländlichen Gebieten
Die Liste an Angriffen von Neonazis auf und um Christopher Street Days (CSDs) bzw. gegen queere Menschen in Thüringen ist lang: angefangen beim Verbrennen von Regenbogenflaggen und Gegendemonstrationen der rechtsradikalen Kleinstpartei „Neue Stärke“ gegen den CSD Erfurt, über die unzähligen Morddrohungen an den Initiator des CSD Altenburg, Torge Demitzel, bis hin zu einem schwulenfeindlichen Mord in Altenburg – die Gewalt von rechtsradikalen Menschen und Strukturen in Thüringen trifft die Community immer wieder und ganz gezielt. Klar ist zunächst, queeres Leben kommt überall vor: Es wird davon ausgegangen, dass ungefähr zehn Prozent aller Menschen queer sind – also Lesbisch, Schwul, Bisexuell, trans*, intergeschlechtlich oder genderqueer (LSBTIQ*). Diese Zahl ist unabhängig von der Region – es ist also egal, ob von Berlin oder Meuselwitz die Rede ist. Sehr verschieden sind aber die Grundvoraussetzungen, die queere Menschen vor Ort vorfinden. Während in Großstädten oft Beratungsstellen, Freizeitangebote und mehr für queere Menschen existieren, fehlt in ländlichen Gebieten oft alles, sogar die Sichtbarkeit.
Aus Angst vor Diskriminierung verstecken sich viel mehr Menschen, outen sich nicht und versuchen, so wenig wie möglich aufzufallen. Das führt natürlich dazu, dass queere Menschen sich auch untereinander nicht kennen und kaum Community im Sinne von gemeinsamen Gruppen entstehen. Gleichzeitig stehen dadurch queere Menschen auch nicht in der Öffentlichkeit, sodass Vorbilder oft fehlen, an denen sich gerade Jugendliche oft orientieren. Es müssen also einzelne Menschen alleine den Schritt nach vorne wagen und die fehlende Sichtbarkeit schaffen – wie Torge Demitzel in Altenburg. An seinem Beispiel hat sich aber auch gezeigt, dass Sichtbarkeit auch heißen kann, vermehrt zur Zielscheibe von Neonazis zu werden.
Politische Maßnahmen für den CSD
Wer Diskriminierung oder gar Gewalt erfährt, kann Beratung aufsuchen, zum Beispiel im Queeren Zentrum in Erfurt oder bei ezra, einer Beratungsstelle für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Thüringen, die auch nach queerfeindlicher Gewalt berät. Ezra begleitet Betroffene auch bei Anzeigen und Gerichtsverfahren. Diese erfordern von den Betroffenen oft viel Energie, was – genauso wie schon oft die Verarbeitung der Tat selbst – ohne Unterstützer*innen schwierig ist. Queerfeindlichkeit gibt es auf dem Land wie in der Stadt, das Auffangen der Betroffenen ist aber sehr unterschiedlich, da in ländlichen Gebieten mit der Community oft auch das solidarische Netzwerk fehlt. Sichtbarkeit zu schaffen, kann also unglaublich wertvoll sein: sie schafft Vorbilder, kann anderen Menschen Selbstbewusstsein geben, sie bildet Communities, und vor allem bringt sie oft viele Steine ins Rollen. Der Christopher Street Day in Altenburg hat nicht nur Jugendliche dazu ermutigt, sich vor ihren Eltern zu outen, sondern auch auf ganz anderen Ebenen den Blick auf das Thema queere Menschen gerichtet. So gibt es in der Stadtverwaltung nun eine „AG Regenbogen“, die Fachkräfte ausbilden und Strukturen für queere Menschen schaffen möchte. In weiteren Kleinstädten wurde der CSD zum Vorbild genommen, sodass in Nordsachsen und Meuselwitz im Altenburger Land (ab 2023) neue CSDs entstehen.
Jetzt mitmachen!
Wer sich ein Podium rund um das Thema anschauen möchte, kann dies auf der Facebook-Seite des QueerWegs. Dort findet sich ein Mitschnitt einer Veranstaltung vom 10. Juli. Für alle, die die Motivation gepackt hat, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen, ist die LSBTIQ*-Koordinierungsstelle der richtige Partner: ob eine einzelne Veranstaltung, eine Community-Gruppe, ein neuer CSD oder etwas anderes, die LSBTIQ*-Koordinierungsstelle unterstützt gerne neue Projekte, die in Thüringen entstehen und stellt Wissen, Netzwerke, bestehende Ressourcen und mehr zur Verfügung. Kontakt: koordinierungsstelle@queerweg.de.