Das Einstehen für LGBTQ*-Rechte ist das Einstehen für Freiheit und Menschlichkeit. Wir als t.akt-Team verstehen Vielfalt als Bereicherung – egal, ob die Vielfalt sexueller oder geschlechtlicher Identitäten, sozialer oder ethnischer Herkunft, Alter, Religionen oder Weltanschauungen, Befähigungen oder Beeinträchtigungen. Gleichberechtigung geht uns alle an! Sie ist ein Menschenrecht – unabhängig von Geschlecht, Sexualität oder Hautfarbe. Und weil diese Botschaft noch längst nicht in allen Köpfen angekommen ist, widmet sich die Thüringer LSBTIQ*-Koordinierungsstelle von nun an regelmäßig in unserem „QueerBlog“ Themen, für die sensibilisiert werden muss. Egal, ob die Gleichstellung der Geschlechter und Sexualitäten, queere Rechte, oder das Ende der Gewalt gegen Andersdenkende – wir geben heute Denkanstöße, die morgen das Denken verändern sollen.
CSD-Jena findet morgen statt
Der erste Thüringer Christopher Street Day war bereits am 25. Juni in Weimar, mit CSD Jena am 30. Juli steht der nächste bereits vor der Tür. Auch wenn CSDs oft als bunte Parade wahrgenommen werden, so sind sie doch viel mehr: als Demonstration für Vielfalt, Sichtbarkeit und gleiche Rechte werden jedes Jahr auch Forderungen aufgestellt. Sie zeigen auf, wo juristische und gesellschaftliche Gleichstellung bis heute fehlen und damit auch, wofür auf den vielen CSDs in Thüringen und bundesweit jedes Jahr demonstriert wird. Natürlich hat jeder queere Mensch andere Bedürfnisse, Erfahrungen und Forderungen. Die nachfolgenden Forderungen hat der CSD Jena formuliert, dafür wird am Samstag ab 14 Uhr (Start vor dem Westbahnhof) demonstriert:
Queere Elternschaft
Familie ist für uns dort, wo Menschen füreinander Verantwortung übernehmen. Doch noch immer werden queere Eltern benachteiligt, Adoptionen werden stark von Ehe sowie Beziehungsstatus abhängig gemacht. Der Zugang zu Reproduktionsmedizin muss allen Menschen, unabhängig ihrer geschlechtlichen Identität, sexuellen Orientierung, Beziehungsstatus und sozio-ökonomischen Status möglich sein.
Queere Jugendliche
Wir brauchen queere Jugendzentren, die mit staatlichen Mitteln gefördert werden, und deren Notwendigkeit anerkannt ist. Die Kürzungen der Mittel, die auf Landesebene für 2022 beschlossen worden sind, bedrohen die Fortführung queerer Projekte in Thüringen. Wir fordern eine fundierte schulische Sexualaufklärung, die auch queere Lebensweisen hinreichend beinhaltet und auch über die Besonderheiten der queeren Sexualkunde aufklärt (z.B. queerer Sex, Verhütung, Asexualität, geschlechtliche Orientierung, Genderbewusstsein, u.v.m.).
https://www.facebook.com/csd.jena/posts/pfbid0DBuRxSj27dMrMkvu6eHbtAHLTNFq7ewEWYvR9HBeW5UW791aZBzt7uEfDZQX7B7Jl?__cft__[0]=AZVa40XgIW3lVKooFyMtSE7KFGEDwyGkVoGFzbp_99h7xYF8fj9FW4-IWA_VPfGAXnIjO5J03mk2AHF5Qlx1pwH7V7x0AMCCszlapwL4WuqH3UEY-apCw8pCatN2dXNMGSI&__tn__=%2CO%2CP-R
Blutspende
Wir fordern ein komplettes Aufheben des Blutspendeverbots queerer Menschen sowie die Entstigmatisierung bzgl. Geschlechtskrankheiten durch eine bundesweit durchgeführte Aufklärungskampagne.
Familienmodelle
Wir fordern eine Gleichstellung aller Familien und Partner:innenschaftsmodelle, ohne eine Benachteiligung dieser Haushalte. Ebenfalls fordern wir die Möglichkeit einer Ehe mit mehr als einer Person.
Aufklärung
Der beste Schutz vor Diskriminierung ist Aufklärung. Daher fordern wir die verpflichtende und umfassende Aufnahme von geschlechtlicher, sexueller, romantischer Vielfalt und verschiedenen Familienmodelle in allen Lehrplänen, die Einbindung von Community-Projekten sowie die umfassende Schulung von pädagogischen Fachkräften.
Auch innerhalb der queeren Community sollen die Belange und Anliegen von bisher wenig sichtbaren Gruppen (z.B. zum A-Spektrum) gefördert werden. Lange Zeit wurden queere Menschen unsichtbar gemacht oder sogar verfolgt, inhaftiert und ermordet. Hier fordern wir umfangreiche Aufklärung und Sichtbarmachung, um nachhaltig aufzuklären und zu sensibilisieren.
Gender und Gendernorm
Trotz geschlechtlicher Vielfalt zieht sich noch immer ein starres, binäres Geschlechtermodell durch nahezu alle Bereiche unserer Gesellschaft. Nicht-binäre Menschen bleiben vor diesem Hintergrund unsichtbar und werden ausgegrenzt. Sie sollen in allen Lebensbereichen mitgedacht und nicht misgendert werden.
Der Schutz vor Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität muss im Artikel 3 Grundgesetz festgeschrieben werden, um nachhaltig zu schützen.
Selbstbestimmung von trans* Menschen
Personen, die ihren Geschlechtseintrag ändern wollen, warten seit Jahrzehnten auf ein Selbstbestimmungsrecht, das auch von der neuen Bundesregierung nur zögerlich angegangen und einem ersten Entwurf – insbesondere im medizinischen Bereich – nur unzureichend umgesetzt wird.
Wir unterstützen die Forderungen von Selbstvertretungsorganisationen nach einem sofortigen Ende der derzeitigen, menschenrechts-missachtenden Regelungen und die umfangreiche Umsetzung von Selbstbestimmungsrechten. Beispielhaft fordern wir eine Entbürokratisierung der Namensänderung, von der auch cis-geschlechtliche Menschen profitieren können sollen.
Förderung
Wir fordern eine Schulung von Behörden auf allen Ebenen zu queeren Themen, um Sensibilität für den Umgang mit queeren Personen zu schaffen. Projekte zur Sichtbarmachung und Sensibilisierung von queerer Vielfalt müssen genauso mit ausreichenden finanziellen Mitteln ausgestattet werden, wie Empowerment- und Begegnungsprojekte für queere Menschen. Zur Entwicklung einer nachhaltigen Kultur von Akzeptanz und Vielfalt müssen diese Projekte langfristig durch institutionelle Förderung abgesichert werden.
Flüchtende
Wir fordern mehr Fokus auf queere Flüchtende und die umfassende Anerkennung der Verfolgung aufgrund von geschlechtlicher Identität und sexueller Orientierung als Fluchtgrund.
Hard Facts:
- CSD Jena: Demo + Rasenfest am kommenden Samstag (30. Juli) Start um 14 Uhr vor dem Westbahnhof | ab etwa 16 Uhr startet das Rasenfest auf der Rasenmühleninsel im Paradiespark CSD Jena Aftershow Party: 22 Uhr (Open End) Kassanblanca Jena | Felsenkellerstraße 13 A Kommende
- CSDs in Thüringen: Erfurt – 27. August Gotha – 3. September | Altenburg – 17. September | Gera – 24. September | Saalfeld – noch kein Datum