Etwa 350 Zentimeter, und damit rund doppelt so hoch wie Florian Schmigalle, misst der bisher größte „Wooden Character“ aus der Holzbildhauerwerkstadt des Erfurter Künstlers, der auch unter dem Namen Flosion bekannt ist. Florians Atelier zeichnet sich nicht nur durch eine besondere Atmosphäre aus, sondern auch durch einen ganz eigenen Duft – eine Mischung als Holz und Orange. Dieser resultiert aus dem Finish, das alle seine Skulpturen erhalten; ein selbst angerührtes Öl, das der Oberfläche einen matten Glanz, zusätzliche Tiefe und diesen typischen Geruch verleiht.
Florian Schmigalle im Theater Erfurt
Seine aktuelle Werkstatt im Erfurter Ortsteil Bischleben ermöglichte dem diplomierten Holzgestalter nicht nur größer zu denken, sondern auch in seinen Arbeiten größer zu werden. Beim Besuch in den ebenso hellen wie hohen Räumen arrangiert Flosion seine Wooden Characters in Vorbereitung der Werkschau „Flosion 23“ im Theater Erfurt immer wieder neu an. „Wenn sie nur ein paar Zentimeter zu weit auseinander stehen, kann der Faden reißen“, sagt Florian, der mit seinen hölzernen Charakteren unsichtbare Bande sichtbar macht
Oft stammen die in Bezug zueinander arrangierten Figuren aus einem Stück Holz, manchmal werden sie frei kombiniert. Indem Florian die Figuren anordnet, macht er sie zum Teil eines Ganzen. Jede Figur steht für sich, erzählt ihre eigene Geschichte. In der Gruppe und in Beziehung zueinander offenbart sich die wahre Komplexität; dann sagen die Figuren sowohl etwas über sich aus, über den Künstler als auch über den Betrachter. Sie geben Anlass zu persönlichen Geschichten.
Werkstatt in Bischleben
Die Werkstatt in Bischleben ermöglicht nicht nur ein Größerwerden der Arbeiten, sondern auch das Hinzuziehen neuer Materialien. Die klare Formensprache, so der Künstler, vertrage dieses Mehr an Größe und Höhe. So sehr seine Wooden Characters in klein funktionieren, so sehr funktionieren sie auch jenseits der zwei oder drei Meter. „Gerne auch in noch größer als es aktuell der Fall ist. Mal sehen was das Holz hergibt“, sagt Florian und blickt an der drei Meter hohen Gruppe empor, welche in den kommenden Tagen um das Element Metall ergänzt wird.
Engelsfiguren und neonfarbene Gemälde
Egal wie groß oder klein seine Wooden Characters sind, ihnen allen ist gemein, dass sie aus Eichenholz sind und mit Säge, Feile, Schnitzwerkzeug und Hobel bearbeitet wurden. Auf die Frage, weshalb sich der Bildhauer, der auch für freie Objekte, Köpfe, Engelsfiguren und neonfarbene Gemälde steht, aktuell auf die Wooden Characters konzentriert sagt er, das sei er seinen Figuren schuldig. Der kreative Tausendsassa hat viele Jahre verschiedene Themen und Projekte gleichzeitig bearbeitet, jetzt seien seine Figuren dran. Der Fokus täte ihm genauso gut wie seinen Arbeiten.
Wie sehr er seinen Wooden Characters verbunden ist, zeigt sich auch während des Werkstattgesprächs. Die ganze Zeit zeichnet und skizziert er. Skulpturen, so Florian, seien räumliche Zeichnungen. Zu zeichnen schule nicht nur den Strich, auf dem Papier sähe man auch, ob und wie die Figuren wirken: „Wenn es zeichnerisch funktioniert, geht es auch in Holz.“ Gleichzeitig ist es schön zu sehen, dass Flosion auch seinen Engelsfiguren treu bleibt. So wird es im Theater Erfurt einen Baum mit zahlreichen goldgeflügelten Engeln geben; sein Appell, nicht so festgeklebt zu sein, sich zu öffnen und offen zu sein für Zwischenräume. Diese Einstellung ist es, die seine Arbeit als Dozent und Kulturagend so wertvoll macht.
Wooden Charakters erzählen Geschichte
Obwohl der Erfurter keine pädagogische Ausbildung hat, schafft er es mit seiner unvoreingenommenen und inspirierenden Art, das seine Kursteilnehmer frei werden im Denken und im Tun. Florian Schmigalle, der sich für das gewachsene Material Holz und dessen „totale Individualität“ begeistert ist ein Künstler, der es vermag, ebendieses Wachstum zu ermöglichen. Ähnlich wie bei seinen Wooden Charakters, die letztlich alle aus kleinen Pflanzen zu großen Bäumen gereift sind und die – jeder für sich und im Miteinander – ihre ganz individuellen Geschichten erzählen.
Hard Facts:
- Vernissage: 8. März um 19 Uhr
- Wo: Theater Erfurt
- Mehr: www.flosion.de
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