Das Bauhaus wird 100. Ein Jubiläum, an dem in diesem Jahr niemand vorbeikommt. Zahlreiche Projekte und Ausstellungen sind dieser revolutionären Schule der Architektur und Gestaltung gewidmet. Auch in Gotha dreht sich dieses Jahr unter dem Motto „Die Moderne einer Residenzstadt“ alles um den runden Geburtstag. Das takt-Magazin hat deshalb mit Patrick Rössler von der Universität Erfurt über sein neues Buch „Neue Typografien: Bauhaus und mehr. 100 Jahre funktionales Grafikdesign in Deutschland“ und die dazugehörige Ausstellung in Gotha gesprochen.
Herr Rössler, Sie beschäftigen sich schon länger mit dem Thema Typografie. Bereits 2017 gab es in der Bibliothek der Universität Erfurt eine Ausstellung, die sich der Typografie widmete. Wie wurde Ihr Interesse für Typografie geweckt?
Ich bin Kommunikationswissenschaftler, dabei ist ein Feld die Medien-Wirkungs-Forschung und ein anderes die Medien-Geschichte. Ich habe mich zum Beispiel damit beschäftigt, wie Werbematerialien auf die Gesellschaft wirken. Es gibt Studien über die Wirkung von Plakaten, die bereits in den 20er Jahren entstanden. Nicht nur die Botschaft selbst übt Einfluss auf den Menschen, sondern auch die Art und Weise, wie diese Botschaft präsentiert ist und das interessiert mich. Für mich ist Typografie nicht nur die reine Buchstabengestaltung, sondern auch die Organisation der Elemente auf dem bedruckten Blatt.
Was veranlasste Sie dazu, das Buch ,,Neue Typografien: Bauhaus und mehr. 100 Jahre funktionales Grafikdesign in Deutschland“ zu schreiben?
Bisher gab es unterschiedliche Darstellungen zum Thema. Zum Beispiel Abhandlungen zur Typografie von Schutzumschlägen von Büchern und einzelnen Gestaltern oder Künstlern. Doch es gab bisher noch keine Zusammenschau, die diese Aspekte miteinander in Bezug setzte. Der Aufhänger war das Buch “ Die neuen Typografie“ vom Grafikdesigner Jan Tschichold. Dieser nennt 1917, begründet durch das Erscheinen eines bestimmten Druckwerks der Künstler John Heartfield und George Grosz, als Beginn der neuen Typografie. Tschichold hat diesen Punkt herausgegriffen, welcher sich 2017 zum 100. Mal gejährt hat und in diesem Zusammenhang entstand die Ausstellung in der Universitätsbibliothek.
Wie kam die Kooperation mit dem KunstForum Gotha zustande und führte letztlich zur Ausstellung ,,Das Bauhaus wirbt – Neue Typografien und funktionales Grafik-Design in der Weimarer Republik“?
Die Kollegen aus Gotha vom Kunst- Forum waren 2017 hier und haben die Ausstellung in der Bibliothek gesehen. Dadurch entstand die Idee das Ganze weiter auszubauen, den Fokus auf das Bauhaus zu stärken und dabei die “ Bauhaus-Typografie“ in einen größeren Kontext zu setzen.
Für mehr freshe News und geilen Scheiß:
Die Ausstellung wird zwischen 1. März und 12. Mai im Kunst- Forum Gotha zu sehen sein. Was wird die Besucher erwarten?
Die wichtigste Erkenntnis, mit der der Besucher aus der Ausstellung rausgehen sollte, ist die, dass der Begriff “ Bauhaus-Typografie“ ein sehr guter und treffender Begriff ist. Er suggeriert aber, dass diese Art von Typografie am Bauhaus erfunden wurde. Das ist nicht richtig. Das Bauhaus war eine Art Katalysator. Tendenzen, die es vorher schon gab, wurden durch das Bauhaus zusammengefügt und bekamen dadurch das Label “ Bauhaus- Typografie“. Faktisch handelt es sich um funktionales Grafikdesign.
Die Ausstellung zeigt, dass diese Art von Gestaltung eben nicht nur am Bauhaus gemacht wurde. Die Ausstellung hat zwei Teile. Zum einen zeigt sie die Vorläufer dieser Entwicklung bis hin zum Nachwirken und zum anderen wie das Bauhaus seine Drucksachen gestaltet hat. Wichtig für mich ist, dass der Besucher versteht, dass es damals Gebrauchsgrafik war und das spiegelt sich auch in der Präsentation in der Ausstellung wider, weil wir zum Beispiel die Plakate als solche zeigen und nicht als Kunstwerke. Nie hätte jemand gedacht, dass das 100 Jahre später im Museum hängt.
Diese Ausstellungen finden im KunstForum Gotha 2019 statt:
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1. März bis 12. Mai
Das Bauhaus wirbt – Neue Typographie und funktionales Grafik-Design in der Weimarer Republik
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24. Mai bis 11. August
Anlass Bauhaus 100 – Thüringer Künstler gestalten und leben „Bauhaus 2019“
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23. August bis 3. November
Bauhaus entdecken: Spurensuche im Freistaat Thüringen – Die Ausstellung zum Fotowettbewerb
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15. November bis 19. Januar 2020
Inspiriert von Bauhaus – Gotha erlebt Moderne
Hier findest du das KunstForum Gotha:
Öffnungszeiten:
- Dienstag bis Sonntag sowie an Feiertagen von 10 bis 17 Uhr
- Der Eintritt kostet 4 Euro, ermäßigt 3 Euro.
- Mehr Informationen findest du unter: www.Kunstforum-Gotha.de