Mal zart, mal stark, mal nachdenklich, mal aufbauend und nach vorne gehend – die Musik von Alexa Feser transportiert Gefühle. Im Oktober ist die Singer-Songwriterin mit ihrem aktuellen Album in Erfurt. Wir haben vorab mit ihr gesprochen.
Am 13. Oktober bist du im Kaisersaal in Erfurt, warst du schon mal in unserem beschaulichen Bundesland?
Ja, ich war schon in Erfurt. Ich habe sogar das Musikvideo zu „Leben“ dort gedreht.
Boa, da musst du Erfurt ja mögen! Was gefällt dir den hier so, dass du sogar ein Video bei uns gedreht hast?
Erfurt hat eine superkreative Szene. Clueso ist von dort und ich hab‘ witzigerweise auch mit Leuten aus seinem Team, zum Beispiel Dirk Rauscher, das Video gedreht. Die Stadt hat einfach eine richtig große kreative Community. Das war mir vorher gar nicht so bewusst. Auch wenn Erfurt groß ist, hat man trotzdem nicht das Gefühl, es sei kreativ überlaufen, wie beispielsweise Berlin. Ich fand die Stadt auch größentechnisch sehr angenehm. Selbst komme ich ja auch aus einer mittelgroßen Stadt – nämlich Wiesbaden. Aber mittlerweile lebe ich seit etwa 13 Jahren in Berlin. Ich finde jedoch, dass oftmals angenehmer ist, in einer etwas überschaubareren Stadt wie Erfurt zu sein. Deshalb fand ich es dort auch sehr, sehr schön.
Du kommst viel rum, machst schon länger Musik. Wie hat das bei dir eigentlich angefangen?
Das erste Mal gesungen habe ich schon sehr früh. Ein Alter kann ich da gar nicht sagen. Aber Klavierspielen lernte ich mit fünf und das sogar autodidaktisch und relativ schnell. Auch ohne Noten. Weil ich mich da freier gefühlt habe. Mit 12/13 Jahren habe ich dann angefangen, erste eigene Songs zu schreiben. Ich weiß jedoch nicht, inwiefern man das schon „Song“ nennen kann. (lacht) Aber immerhin versuchte ich, kreativ zu sein und hatte Spaß dabei.
Wenn man noch sehr jung ist und versucht, kreativ zu sein, entstehen meiner Meinung nach die ehrlichsten Werke. Da gibt es noch keinen Druck von außen, der einen einschränkt. Ist man älter, dann kommen die ganzen weltlichen Probleme hinzu. Dass man sich irgendwie selbst ernähren und schauen muss, wie man so durchs Leben kommt. Und das ist als Musiker nicht immer so einfach. Vor allem in der heutigen Zeit wird es immer schwerer, von Musik zu leben.
Hattest du wirklich nie Gesangsunterricht genommen?
Nein, ich hatte nie Gesangsunterricht. Ich habe relativ früh begonnen, meine eigene Stimme zu suchen – meine eigene Identität. Dabei experimentierte ich schon sehr früh mit meiner Stimme herum. So fand ich heraus, wer ich bin und wie ich klingen will. Deswegen habe ich Unterricht nie als Notwendigkeit angesehen. Bei vielen anderen Musiker hab‘ ich bemerkt, dass die Eigenheiten ihrer Stimmen eher weggearbeitet wurden. Das möchte ich bei mir nicht.
Deine Texte sind sehr tief und liefern starke Messages. Was inspiriert dich?
Oh Gott, das ist echt eine Frage, die ich nicht so einfach beantworten kann! Alles inspiriert ja irgendwie – und irgendwie auch wieder nicht. Bei mir geht es in Sachen Inspiration nicht nur um die Texte, es geht auch um die Musik. Meine Texte wirken nur, weil die Musik dazu die Passende ist.
Für mich ist ein Song ein Gesamtkunstwerk. Ich sehe das nicht voneinander losgelöst, denn ich glaube, dass es nur dann auffällt, dass der Text gut ist, wenn auch die Musik dazu passt. Ich kann wirklich nicht sagen, was mich alles inspiriert, denn das wäre zu platt und würde dem, was ich mache, gar nicht wirklich gerecht.
Und kannst du beschreiben, was du mit deinen Liedern bei den Hörern auslösen willst?
Nein. Ich mache Musik für mich und nicht für den Zuhörer. Ich bin Künstler. Ich singe über das, was ich sagen möchte, ohne darüber nachzudenken, ob mein Publikum das jetzt hören will oder nicht. In meiner Musik merkt man auch, dass ich das bin. Es geht nicht darum, irgendwelche Erwartungen zu erfüllen. So bin ich noch nie gewesen und so werde ich auch nie sein.
Aus diesem Grund habe ich auch nicht mit der Musik angefangen. Ich habe sie immer für mich selbst gemacht und ich glaube, dass auch jeder andere Grund fürs Musik machen nicht gesund sein kann. Denn wenn man sich von irgendwelchen Rahmenbedingungen abhängig macht, glaube ich nicht, dass man das so lange durchhält. Für einen selber funktioniert das nur dann, wenn man Spaß und die Selbstverwirklichung darin empfindet. Musik mein Instrument, um mich selber auszudrücken!
Deine Lieder sind alle sehr emotional und tiefgründig, könntest du dir vorstellen, auch mal eine Kollaboration mit Deichkind zu, eher in die Party-Richtung zu gehen?
Deichkind ist super. Generell kann mir eine Zusammenarbeit mit sehr vielen Künstlern vorstellen. Deichkind wäre zwar inhaltlich anders, aber warum nicht? Es kommt immer darauf an, ob man sich versteht. Das ist etwas, dass man nicht so einfach planen kann.
Sowieso sind Kollaborationen Sachen, die eher zufällig entstehen. Wenn man plant, eine Zusammenarbeit einzugehen, dann wirkt es recht schnell konstruiert. Aber wenn man sich kennt und es aus einem natürlichen Umfeld heraus entsteht, dann können da viele tolle Sachen bei herauskommen. Ich glaube eh‘, dass es sinnvoller ist, mit Musikern zusammenzuarbeiten, mit denen es im vornerein schon eine Connection gibt.
Zurück zu deiner Musik und deiner aktuellen Platte. Warum heißt dein Album eigentlich „A!“?
Ich mache mir, bevor ich meinen Albumnamen suche, immer eine Liste. Die Songs sind dabei dann meistens schon fertig. Auf der Liste sammle ich Schlagwörter, die mich auf meinem Album emotional berührt haben. Und 90 Prozent der Wörter, die ich für dieses Album gesammelt habe, begannen mit „A“. Das war schon sehr kurios! Für mich ergab es total Sinn, meine Platte dann auch so zu nennen.
Deine Musikvideos zu „1A, Mut und Atari-T-Shirt“ hast du in Japan gedreht. Wieso gerade dort?
Ich wollte immer mal nach Japan. Das war schon immer ein großer Wunsch von mir. Als ich mich mit meinem tollen Videoteam zufällig über Japan unterhalten habe, ist die Idee aufgekommen, dass einfach mal zu machen. Außerdem muss ich sagen, dass es nur deswegen zustande gekommen ist, weil meine tolle Filmcrew ihre eigenen Gagen zum Teil mit draufgelegt haben, damit wir das Vorhaben verwirklichen konnten. Denn Japan ist superteuer. Deshalb versuchten wir, alles so guerilla-mäßig wie möglich zu gestalten.
Wir übernachteten in Airbnbs, teilweise nur in 1-Zimmer-Appartments, wo wir zu viert schliefen. Oder in Wohnungen, wo es durchsichtige Bäder gab und man sich wegdrehen musste, wenn gerade jemand auf Toilette ist. Das war schon ein wenig abenteuerlich – mit Freunden unterwegs zu sein, in einem fremden Land, backpackermäßig. Eine wirklich krasse Erfahrung. Und es sind auch drei sehr schöne Videos entstanden, die inhaltlich und bildlich ganz unterschiedlich sind, weil wir an sehr vielen unterschiedlichen Orten drehten.
Wir haben gelesen, dass du für jedes deiner Alben umziehst. Eine Wohnung oder Arbeitsplatz ist auch meistens ein Ort, an den man zurückkehren kann, weil er einem Geborgenheit gibt. Wie ist das bei dir?
Ich brauche immer neue Orte, um kreativ sein zu können. Ich finde nichts schlimmer, als wenn die Arbeit eine Routine wird. Bei kreativer Arbeit, braucht man neue Einflüsse und neue Inspirationen. Wenn ich zu lange an einem Ort verweile, merke ich, dass mich das nicht mehr inspiriert. Man sagt ja auch immer, wenn man den Ort verändert, Sachen umstellt, dass sich das kreativ auswirkt – auch für den Geist.
Wenn ich mein Instrument also in neuen Räumen spiele, merke ich das. Es inspiriert. Jeder Raum erzählt für mich eine Geschichte. Ich schreibe Songs an den unterschiedlichsten Orten. So besitzen alle Lieder eine unterschiedliche Energie. Die verschiedenen Räume räsonieren in mir und wollen verschiedene Dinge durch mich erzählen. Und so ist der Ortswechsel, für mich auch schon immer eine Art kreativer Hilfe.
Das gestaltet sich natürlich jetzt etwas schwieriger als früher, da Berlin teuer geworden ist und es nicht mehr so leicht ist, eine neue Wohnung zu finden und umzuziehen. Deswegen muss ich mir in Zukunft auch überlegen, wie ich das gestalte. Aber bisher hat es immer funktioniert und mir bei meiner Arbeit geholfen.
Wenn du schon wieder vom Umziehen sprichst. Hast du neue Pläne für die Zukunft? Eine neue Platte vielleicht schon in der Pipeline?
Mein neues Album ist jetzt schon eine Weile draußen. Deshalb freue ich mich jetzt erst mal wahnsinnig auf die Tour. Auftreten und singen ist für mich auch ein wichtiger Grund, weshalb ich überhaupt Musik mache. Es ist toll, live zu spielen – generell mit Menschen zu musizieren. Was die Zukunft betrifft, leben wir in echt komischen Zeiten. Hättet ihr mir die gleiche Frage vor etwa zwei Jahren gestellt, dann hätte ich wahrscheinlich viel enthusiastischer geantwortet. Jetzt meine ich, dass ich keine genauen Prognosen geben kann. Aber vielleicht ist es genau das, was wir alle lernen müssen: Wir sollten versuchen, im Jetzt zu leben. Das, was gerade ist, einfach genießen!
Hard Facts:
- Wo? Kaisersaal, Erfurt
- Wann? 13. Oktober | 20 Uhr
- Mehr Infos zum Konzert findet ihr hier!