Die begegnen den Erfurtern jeden Tag: eine Gärtnerin, eine Bürokraft und ein Herr der Müllabfuhr. Überlebensgroß prangen sie auf der Straßenbahn, fahren täglich durch Erfurt und machen Werbung für die Mitarbeit bei den Stadtwerken. Es sind Fotos von Menschen wie du und ich. Oder „People at Work“, wie Susann Nürnberger sie nennt. Die Bilder der Erfurter Fotografin erscheinen stets beseelt, und das nicht nur auf den lokalen Straßenbahnen. Denn Sue, wie sie Freunde nennen, versucht ihre Modelle nicht auf eine Bühne zu heben. Sie möchte die Menschen vor ihrer Linse kennenlernen, sie im Gespräch abholen und sowohl fotografisch als auch persönlich eine Beziehung zu ihrem Gegenüber, dem Motiv ihrer Abbildungen aufbauen. Und genau dies scheint die Essenz ihrer Fotos zu sein. Die Menschen, die Susann mit ihrer Kamera festhält, sind nicht einfach im Bild. Sie sind Dreh- und Angelpunkt ihrer Werke. Sie erfüllen das Foto mit Leben.
Momente, für die Ewigkeit konservieren
Aber nicht nur Personen fängt die Erfurter Fotografin mit ihrer Kamera ein. Zuletzt fotografierte sie zudem die Veranstaltung „Art*Music & Technologie“ im Kontor Erfurt. Und ähnlich wie bei ihren Porträts ist ihr der Blickwinkel dabei besonders wichtig. Denn: „Poetisch ausgedrückt sind es Momente, die ich für die Ewigkeit konservieren kann“, erklärt Sue, die früh ihre Leidenschaft für die Fotografie entdeckte. Bereits im Alter von 12 Jahren bat sie ihre Schulfreundinnen vor die Linse.
„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“
Endgültig manifestierte sich ihr Wunsch, Fotografin zu werden, jedoch mit 16 Jahren. Bei einem „Academic Year In America“, einem Austauschjahr in Texas, entflammte sie vollends: „Ich machte damals mein High School Diploma auf der Livingston Highschool. Ich wollte unabhängiger werden“, erinnert sich Sue, die zu dieser Zeit in den Genuss eines Fotografiekurses kam.
Nach dem Abi in Erfurt zog es sie zum Kommunikationsdesign-Studium nach Würzburg. Natürlich mit Schwerpunkt Fotografie. Bei einem Auslandssemester in New York am International Center of Photography (ICP) bekam Sue die Möglichkeit, bei Amy Arbus zu studieren, der Tochter von Diane Arbus. Letztere ist ein großes Idol von Sue, denn wie keine andere verstand es Diane Arbus, in teils einfühlsamen, teils schonungslosen Porträts, Exzentriker und Randfiguren der Gesellschaft festzuhalten, indem sie deren Andersartigkeit herausarbeitete.
Authentizität statt Retusche
Und genau diese Impulse waren es, die die Erfurter Fotografin animierten, ihr Glück in der Porträtfotografie zu suchen: „Ich bin eine Type und ich will Menschen fotografieren als eine Type. Ich mache keine Retusche, nach der alle Falten weg oder Unebenheiten beseitigt sind. Diese Merkmale machen uns aus, zeigen, wer wir sind. Das ist etwas Schönes“, erzählt sie im Interview und bestätigt einmal mehr, dass ihr die Authentizität besonders am Herzen liegt.
Ihre Heimat ist in der Corporate Fotografie und im Kontor Erfurt
Nach mehreren Ausstellungen sowie Auszeichnungen hat Susann ihre Heimat in der Corporate Fotografie und im Kontor in Erfurt gefunden. Eine Paarung, die sich gegenseitig befruchtet. Das Kontor als Zentrum der Kreativwirtschaft in Erfurt gibt jungen andersdenkenden Unternehmen einen Ort und die Erfurter Fotografin übersetzt alle jenes in eine einheitliche Bildsprache. So hält sie die Entwicklung des ehemaligen Industriegebäudes der Haushaltswaren Großhandelsgesellschaft (GHG) in Bildern fest. Und nicht nur das. Auch den im Kontor ansässigen Unternehmen gab die Fotografin ein Gesicht. Allen voran dem Mehnert Lab, das technische Innovation mit Kultur verbindet.
https://www.facebook.com/MehnertLab/posts/pfbid08tuTk6s4CaaC1okPfUPDQs7Nj8ZtZQ6MhPpmRfQaRRJumRBRFhgcFJcEbHX6ZD42l?__cft__[0]=AZWUVdWCgWBGtCSaMb4J6wIaZSifQIWMOYcAECkFmlJsDtkEOCt0B59hGtSE5VvG0ER9JHHpYmdJfCQFbHp912ErNFV6QaNc_EuFmwrhto-lNzP5ih0fonKZpBzef_nSGL0TjRkboombY1lo5l0LUxGiUvFwJrTEkTat3M1h9iuEY6YwBxEH1dAbLrnkmhmaTPk&__tn__=%2CO%2CP-R
Unter anderem mit einer Veranstaltungsreihe, die es so in Thüringen ganz sicher noch nicht gab. Am 1. März geht die eingangs erwähnte Veranstaltungsreihe „Art*Music & Technologie“ zum zweiten Mal an den Start. Kunst trifft auf Musik, trifft auf Technologie. Bei dem Event zeigen die Künstler Marc Jung und Dirk Rauscher, was Erfurt kreativ zu bieten hat. Ersterer stellt seine Neo-Pop-Art aus, die von tanzenden Roboterarmen präsentiert wird, und Rauscher inszeniert dazu kreative Mappings, die mit Musik von Elektro-Legende DJ Hell musikalisch untermalt werden. Das alles wird natürlich von Susann fotografisch festgehalten.
„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“
Und weit hat sie es zu dem Event nicht, denn ihr Foto-Loft hat Sue in der zweiten Etage des Kontors. „Studio 6×7“ heißt der Ort, in dem sich die Erfurter Fotografin einen Traum verwirklichte: eine sechs mal sieben Meter große Hohlkehle. Das ist eine überdimensionale gebogene Ecke, die zwischen Boden und Wand gebaut ist und den Eindruck von Unendlichkeit erweckt. Eine Unendlichkeit oder besser Ewigkeit, für die Sue auch ihre Bilder schafft. Mit denen sie das Schöne festhalten will oder wie die Fotografin sagt: „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Auch wenn es abgedroschen klingt. Ich kann mit Bildern zu den Menschen sprechen. Gerade die Arbeit im Kontor erfüllt mich, weil es ein Wohlfühlort ist, wo jeder jeden kennt. Wo Synergien entstehen. Wo es viele tolle Künstler:innen und Unternehmen gibt, die sich gegenseitig befruchten und Kreativität auf eine neue Ebene heben.“
Auf der Suche nach kreativen Menschen
Ihr habt Blut geleckt und wollt Teil des Kontors werden? Susann sucht derzeit noch kreative Menschen, die sich die Räume ihres Studios mit ihr teilen und ähnlich wie die leidenschaftliche Fotografin authentisch und aufgeschlossen ihrer Kreativität freien Lauf lassen wollen.
Hard Facts:
- Art*Music & Technologie: 1. März | 17 Uhr Kontor Erfurt | Hugo-John-Straße 8
- Mehr zu Sue: susannnuernberger.net | studio6x7.de
- Instagram: @susannnuernberger | @studio6x7.de
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