Warum in die Ferne schweifen, wenn das Außergewöhnliche doch so nah ist? Thüringen hat viel zu bieten – sei es beim Wandern in der Natur oder beim Kulturerleben in mittelalterlichen Städten. Also warum nicht einfach einen Miniurlaub im Freistaat planen? Und damit dabei nicht nur der Tagesausflug, sondern auch die Übernachtung ein echtes Erlebnis wird, stellen wir euch in unserer Reihe „Außergewöhnliche Übernachtungsmöglichkeiten in Thüringen“ eben jene Orte vor, die garantiert nicht wie ein 0815-Hotel daherkommen. Ähnlich wie Schutzhütten, bieten die Butzen in Roldisleben an eher abgeschiedenen Orten Rückzugs- und Übernachtungsmöglichkeiten. Die abstrakte Gebäudeform der Butze steht im Kontrast mit dem natürlichen Umfeld und in unmittelbarer Nähe zur Spiegelarche einem außergewöhnlichem Kunstprojekt im Kreis Sömmerda. Wir haben mit Architektin Maria Hudl und Annette Barnett, der Initiatorin der Spiegelarche über die außergewöhnliche Übernachtungsmöglichkeit gesprochen.
Erklärt uns doch erst einmal, was euer Butzen so besonders macht.
Maria Hudl: Butze macht neugierig, setzt Assoziationen frei und lädt zum Entdecken ein. Butze ist kein Hotel. Butze ist eine einfache, mit dem Notwendigsten ausgestattete Schutzhütte, die im Innenbereich auf kleinen Plattformen Möglichkeiten zum Übernachten oder Verweilen bietet. Ermöglicht wird dies durch die besondere Form, die etwas an eine alte Kamera erinnert. Von außen gibt der geschlossene hohe Baukörper nur wenig Indiz über den Innenraum und den dort herrschenden „Komfort“ frei. Für Ausblick mit maximaler Naturverbundenheit sorgt das rahmenlose Panoramaglas und transportiert zeitgleich die Natur ins Innere und das Innere in die Natur.
Schutz, Natureinbindung, Erkennungswert und Erlebbarkeit – Wie und wann ist die Idee dafür entstanden? Wie kam die Idee, die Butze haben zu wollen?
Annette Barnett: Beim Blick aus dem Fenster der Spiegelarche fielen mir die Hochsitze der Jäger auf und ich dachte mir, dass es schön wäre, diese statt für die Jagd für Beobachtungen und Übernachtung für Radfahrer und Wanderer umzunutzen. Mit Umnutzung ist es immer so eine Sache, deshalb haben wir uns auf die Suche nach einem ähnlich geeigneten Projekt begeben und sind auf die Butze gestoßen.
Gab es bei dem Entstehungsprozess für euch ein bestimmtes Vorbild oder eine Inspirationsquelle?
Maria: Architektonisch sind Butzen an Forst- und Jagdhütten angelehnt, die mit der Umgebung in ein Spiel aus Abstraktion und Alltäglichkeit treten. In einfacher Bauweise – Dach, zwei Wänden, Fensterschlitz und Tür – und für den bestimmten Zweck konzipiert, stehen sie da und dort und gehören schon irgendwie zur Natur, obwohl Sie offensichtlich ein Fremdkörper sind. Dieses Wechselspiel finden wir spannend und haben es aufgegriffen.
Für welche Zielgruppen ist die Butze gedacht?
Annette: Eigentlich für alle, die architektonisch gestalteten Minimalismus und intensive Naturerfahrung als etwas Wertvolles empfinden.
Maria: Naturliebhaber, Wanderbegeisterte, Entdecker und für alle, die beschränkt auf das Notwendigste nach einem Maximum an Erlebnis suchen.
Annette: Viele unserer Spiegelarche Besucher haben den Wunsch geäußert, mal einen Abend dazubleiben und in Ruhe die Sonne im Feld unter- oder aufgehen zu sehen. Den Wunsch haben wir nun erfüllt.
Was sind für euch die wichtigsten Bestandteile, die eine Übernachtungsmöglichkeit extravagant machen?
Annette: Uniqueness und den Ort zu spüren, an dem man ist.
Nach welchen Kriterien sucht ihr euch ein Hotel auf eurer eigenen Urlaubsreise aus?
Annette: Ich gehe nicht in Hotels, weil sie mir meist zu wenig Naturerfahrung bringen. Wir segeln gern und genießen den Tag- und Nachtrhythmus auf dem Boot. Deswegen bin ich so froh, hier in der Spiegelbutze kann ich jetzt genauso schön den Sonnenauf- und -untergang erleben und in die Sterne schauen.
Maria: Wir übernachten selten in einem Hotel, ich kann mich nicht einmal an das letzte Mal erinnern. Für Urlaube oder lange Wochenenden mieten wir vorwiegend nette Hütten oder Häuser, die uns räumlich interessieren. Oder wir übernachten im Zelt.
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Habt ihr selbst schon einmal eine Nacht in der Butze verbracht?
Annette: Bisher noch nicht, weil wir zunächst unseren Künstlern der diesjährigen Ausstellung den Vortritt gegeben haben. Aber wir freuen uns auf unsere erste Nacht!
Maria: Das steht uns noch bevor, und wir freuen uns schon auf den Sonnenauf- und -untergang mit der ganzen Familie und Blick auf die Spiegelarche.
Gibt es schon Pläne für weitere Butzen oder Übernachtungsmöglichkeiten?
Maria: Die Butze spricht viele Menschen an, und das Interesse ist überraschend groß. In der Entwicklung wird nun der Bau weiterer Butzen zur Etablierung eines Weitwandernetzes angestrebt, wofür wir bereits einige Anfragen haben. Im Vordergrund bleibt dabei der Kontext der Schutzhütte mit dem Ziel einer nachhaltigen touristischen Aufwertung ländlicher Regionen.
Hard Facts:
- Wo: Butze: Hinter den Kirschgärten 2 | Rastenberg
- Kontakt: Kontakt@Spiegelarche.de
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