Zu DDR-Zeiten hatten es Künstler oft nicht leicht. Vertraten sie gar eine Meinung, die der des Regimes widersprach, mussten sie oftmals Repressionen in Kauf nehmen. Generell hatte es die Kreativ-Branche in dem sozialistischen Staat nicht einfach. Das zeigt nicht zuletzt das Beispiel der Buchhandlung Peterknecht in Erfurt.
Peterknecht erinnert sich an die Anfänge der Buchhandlung in Erfurt
Bereits seit 1935 ist die Traditions- Buchhandlung im Besitz der Familie Peterknecht. Der jetzige Inhaber und Geschäftsführer, Peter Peterknecht, betreibt das Unternehmen in der 4. Generation und kann sich noch gut daran erinnern, wie es damals war. „Zu DDR-Zeiten gab es in unserem Haus keine Lesungen. Mein Vater versuchte öfter Vorträge anzumelden, doch wir erhielten nie eine Genehmigung“, blickt der 51-Jährige zurück.
Kaum noch wegzudenken aus der Erfurter Kulturszene
Da war es kein Wunder, dass prompt nach Mauerfall das damalige Oberhaupt der Peterknechts die ersten Autoren in den Buchladen holte. Seit 1990 finden seitdem regelmäßige Vorträge statt. „Zu Beginn wurde das neue Angebot unterschiedlich angenommen. Die Erfurter musste sich erst an ihre neue Freiheit gewöhnen“, scherzt Peter Peterknecht. Doch schnell entwickelte sich das Bücherhaus am Anger zur festen Instanz in der Erfurter Kulturszene.
Auch die 21. Erfurter Kinderbuchtage stehen vor der Tür
Änderungen durch den Neubau
Bis 1997 lasen und sprachen unter anderem Berühmtheiten wie Walter Momper, der regierende Bürgermeister Berlins zur Wendezeit, oder der Schriftsteller und DDR-Dissident Rainer Kunze in dem kleinen Geschäft im Zentrum von Thüringens Hauptstadt. Damals passten gerade mal 20 bis maximal 30 Hörer in den 100 Quadratmeter großen Buchladen. Das änderte sich mit dem Neubau 1998. Plötzlich fanden in dem Geschäft, das seitdem auf 750 Quadratmetern Literatur und Kultur aller Art anbietet, über hundert Zuhörer Platz. Mit der gestiegenen Kapazität kamen auch mehr Autoren nach Erfurt.
Buchhandlung Peterknecht: Von Politik bis Sachbuch
Mittlerweile finden jährlich über 70 Lesungen in dem Traditionshaus am Anger statt. „Es wurden von Jahr zu Jahr mehr. Von hoher Literatur bis Unterhaltung, von Politik bis Sachbuch: die Erfurter nehmen das Angebot immer dankbar an“, erklärt Peter Peterknecht. Bis dato gaben sich bereits einige Schriftsteller- und Entertainment- Größen in dem Buchladen die Klinke in die Hand. Rio Reiser, Rammstein- Keyborder Flake, Thomas Gottschalk und Otto Walkes sind nur einige der Namen, die der Buchhaus-Inhaber fallen lässt.
Auch Literaturfestivals stehen auf dem Programm
„Otto tanzte durch den Raum, ähnlich wie Gottschalk. Sebastian Krumbiegel, der Sänger der Prinzen, fing gar in seiner Lesung an zu singen“, erinnert sich Peter Peterknecht, der neben normalen Lesungen auch ganze Literaturfestivals organisiert. So gehen die Kinderbuchtage, die sich ganz der Literatur für die Kleinen widmen und immer im Frühjahr stattfinden, in diesem Jahr in ihre 21. Auflage. Und das Krimifestival, das den Erfurtern im Herbst spannende Tage bereitet, findet in diesem Jahr zum vierten Mal statt.
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Peterknecht blickt in die Zukunft
„Das Schöne bei den Lesungen in unserer Buchhandlung ist die Intimität, deshalb würde ich nie einen Vortrag in einem großen Saal organisieren. Bei uns können die Gäste mit den Vorlesern interagieren, auf Tuchfühlung gehen – das ist etwas ganz Besonderes“, erklärt der Chef der Buchhandlung stolz und führt aus. „Deshalb können sich auch in diesem Jahr alle Literatur-Interessierten auf ein volles Programm und unterhaltsame Gespräche mit Schriftstellern und Künstlern aus ganz Deutschland freuen.“
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