Christina Stürmer tritt am 23. August auf Burg Scharfenstein im Eichsfeld auf. Die Österreicherin ist bekannt für Songs wie „Ich lebe“ und „Millionen Lichter“. Mit uns sprach sie über ihr aktuelles Album, Kindsein und freie Zeit.
Du warst ja auch schon mal in Thüringen. Ist davon irgendetwas hängengeblieben?
Thüringen ist mir im Kopf geblieben, weil eine gute Freundin von mir von dort kommt. Sie wohnt jetzt zwar in Berlin, aber aufgewachsen ist sie in der Nähe von Erfurt. Und ich weiß, dass die Leute dort extrem lieb sind. Da spielt natürlich auch die Freundin eine große Rolle. Aber nicht nur.
Christina Stürmer ist auch als Model talentiert
Wie hast du sie denn kennengelernt?
Das war ganz lustig. Sie stand ganz zu Beginn, als wir 2005 die ersten Auftritte in Deutschland hatten, mal mit einer Freundin vor dem KIKA in Erfurt, wo ich damals gespielt habe. Sie ist quasi Fan der ersten Stunde. Und sie war dann immer wieder bei Konzerten dabei. Irgendwie hab ich sie da näher kennengelernt. Mittlerweile wohnt sie in Berlin, ist eine sehr gute Freundin und hat jetzt auch schon zwei Kinder. Sie hat mich erst im letzten Sommer in Österreich besucht – mittlerweile sind wir dicke Freundinnen.
Im Laufe deiner Karriere bist du bereits an ganz verschiedenen Orten aufgetreten. In Thüringen ist es diesmal eine Burg. Das ist ja nicht so normal. Was waren die bisher verrücktesten Orte, an denen du aufgetreten bist?
Die verrücktesten Orte? Also eine Burg ist schon etwas ganz Besonderes. Da war ich auf alle Fälle in den 16 Jahren, in denen ich jetzt so herumtingle, noch nicht oft. Einmal hatten wir hoch im Norden von Deutschland am Strand einen Auftritt. Das war schon außergewöhnlich. Die Bühne war im Sand aufgebaut. Direkt daneben das Meer. Also das war wirklich etwas Besonders – vor allem, weil dann auch noch ein Gewitter aufzog (lacht). Ansonsten fällt mir da auf die Schnelle nichts weiter ein. Ich finde Strand ist schon ganz schön. Und Burg ist natürlich auch super!
Für mehr freshe News und geilen Scheiß:
Dein aktuelles Album trägt den Titel „Überall zu Hause“. Warum? Was bedeutet das für dich?
Das bedeutet für mich sehr viel. Also einerseits trägt die Platte den Namen, weil der Song, der zu allererst für diese Album geschrieben worden ist, “Überall zu Hause“ heißt. Dieser war auch Wegweiser – in welche Richtung es musikalisch gehen wird. Gleichzeitig haben wir bis auf drei oder vier Songs alle Lieder auf dem Album bei uns zu Hause geschrieben und eingespielt – bis auf das Schlagzeug.
Und wenn wir auf Tour sind oder Konzerte spielen, ist außerdem immer meine Familie mit unterwegs. Mein Freund Oliver spielt schon seit Anbeginn in meiner Band Gitarre und wir haben eine kleine Tochter zusammen. Die pack‘ ich samt meiner Eltern oder der Eltern meines Freundes mit ein. Somit ist die halbe Familie dabei, wenn wir Konzerte spielen und ich hab mein Zuhause eigentlich immer dabei. Mir ist es wirklich egal, wo wir spielen – solange sie dabei sind, fühl ich mich überall zu Hause.
Du bist vor kurzem Mutter geworden. Beeinflusst das dein Musikmachen sehr?
Es hat auf jeden Fall das Album beeinflusst, weil ich zu dieser Zeit euphorisiert und extrem gut gelaunt war. Mit Kind ist halt alles anders. Es bringt neuen Wind rein. Ich hatte wirklich Bock dieses Mal nicht durchweg melancholische Songs zu schreiben. Ich wollte, dass das Album richtig gute Laune macht. Das wurde auf alle Fälle von meiner Tochter und der Schwangerschaft mit beeinflusst. Mit Kindern ist das Leben aufregender. Und natürlich nimmt das auch Einfluss auf die Musik.
Christina Stürmer ist „Überall zu Hause“
Einer der Songs auf der Platte beschäftigt sich mit dem Kindsein – „Du erinnerst mich an mein Herz“. Was ist für dich daran das Besondere?
Es ist besonders, wie ein Kind die Welt sieht und wie es in jeden Tag einfach so hineinlebt. Ich finde, wir Erwachsene sind manchmal so getrieben und gestresst, sehen oft die schönen Dinge im Leben nicht. Ein Kind nimmt sich einfach die Zeit. Dem ist es egal, ob die Erwachsenen herumstressen. Einem Kind ist auch egal, ob jemand dick oder dünn ist, groß oder klein, eine dicke Nase hat, einen Pickel oder welche Hautfarbe.
Das sehe ich ja jetzt seit fast drei Jahren – meiner Tochter ist das total egal. Ich finde das so schön, wenn ein Kind so offen für das Leben und für die Welt ist. Und vor allem finde ich, dass sich da viele Erwachsene eine dicke fette Scheibe von abschneiden können. Darüber musste ich einfach ein Lied schreiben. Ich muss mir ja selber auch immer wieder an die eigene Nase fassen, weil auch ich natürlich manchmal gestresst bin und dann den schönen Schmetterling nicht an mir vorbeiflattern sehe, sondern schon auf die Einkaufsliste fokussiert bin – banal gesagt. Es ist sehr schön, wenn man Kindern einfach beim Leben zusieht.
Auf Soundcloud findest du aktuelle Songs
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In dem Song „In ein paar Jahren“ singst du davon, dass man im „Hier und Jetzt“ leben sollte. Warum findest du das? Muss man nicht auch seine Zukunft absichern?
Ja. Ja und Nein. (lacht) Natürlich denke ich auch ein bisschen in die Zukunft. Ich kann auch nicht nur an heute und morgen denken, das bleibt einem auch irgendwie nicht erspart. Ich werde oft gefragt, wo ich mich in zehn Jahren sehe. Klar möchte ich dann auch noch Musik machen, aber vielleicht hab ich dann gar keine Lust mehr darauf. Also das glaube ich zwar nicht, weil es seit etwa 20 Jahren mein Leben ist, aber man plant oft zu viel und es können zum Beispiel auch Schicksalsschläge kommen, die alles umwerfen.
Und dann fänd‘ ich es falsch, wenn man zu sehr in der Zukunft gelebt hat und zu wenig im Heute. Wenn ich jetzt über meine Vergangenheit nachdenke, erinnere ich mich an wirklich viele schöne Dinge, die ich damals extrem genossen habe und von denen ich heute noch erzähle. Und diese ganzen Dinge, die im Heute passieren und die ich genieße, sind ja die Geschichten, die ich dann in vielleicht zehn Jahren meinem Kind erzählen werde. Deshalb find‘ ich es so wichtig, dass man das Leben heute erlebt und alles nutzt, was einem gegeben wird.
Sie stand auch schon mit Bon Jovi auf der Bühne
Wie stehst du denn jetzt als Mutter dazu, dass überall für die Umwelt auf die Straße gegangen wird – gerade von jungen Menschen? Bist du sensibler geworden weil du denkst: “Oh nein. Mein Kind muss später ja mal auf dieser Erde leben“?
Ja, irgendwie schon. Bei mir war‘s auf jeden Fall so, dass ich sobald ich schwanger war mehr über die Zukunft nachgedacht habe, weil man ja ein Kind in diese Welt setzt. Meine Tochter wird mich überleben und natürlich denkt man dann über die Zukunft nach. Es ist halt Fakt, dass sich da aktuell was tut. Mal zu heiß und mal zu kalt – das scheint ja alles gerade etwas durcheinander. Das kann ja keiner abstreiten. Deshalb finde ich es großartig, dass sie dafür streiken und demonstrieren, dass die Jugendlichen und Schüler auf den Klimawandel aufmerksam machen.
Man kann durchaus sagen, dass im deutschsprachigen Raum beinahe jeder deine wohl bekannteste Single „Millionen Lichter“ schon mal gehört hat. Kannst du ihn selbst noch hören?
Ja (lacht). Also definitiv. Gerade bei Konzerten sind solche Songs wie “Ich lebe“ und “Millionen Lichter“ einfach schon Kickstarter. Ich bin schwer der Überzeugung, wenn Christina Stürmer mit ihren Jungs auftritt und diese beiden Songs nicht spielt, dann werden wir mit brennenden Fackeln nach Hause getrieben und ernten Buhrufe. Also ich kann den Song sehr wohl noch hören, auch das Lied “Ich lebe“, das dann doch noch ein paar Jahre älter ist.
Diese Songs gehören einfach zu mir. Wenn wir im stillen Kämmerlein proben schenken wir den Songs allerdings ein bisschen weniger Aufmerksamkeit. Die Lieder können wir halt im Schlaf spielen. Aber wenn wir auf der Bühne stehen, die Leute singen mit und die Hände sind oben und man blickt in die leuchtenden Augen und Gesichter, dann macht das einfach zu viel Spaß. Deshalb ja, ich kann „Millionen Lichter“ definitiv noch hören.
Einfach mal reinhören
Stell dir vor: Du im Biergarten. Dein Lied läuft und am Nachbartisch ziehen sie über dich her. Was würdest du machen? Gab es solche Situationen schon?
Ich glaub ich würde das einfach ignorieren. Aber es ist noch nicht passiert. Es kommt bei mir auch immer drauf an, was man sagt. Also man muss immer so ein bisschen unterscheiden, ob es persönlich oder auf die Musik bezogen ist. Ich hab kein Problem damit, wenn jemand die Musik nicht hört oder sie doof findet, weil Musik einfach Geschmackssache ist. Man kann nicht alles gut finden. Ich kann mit Hip-Hop zum Beispiel nicht wirklich etwas anfangen und bin nach ein oder zwei Songs einfach schon gesättigt. Wenn’s persönlich wird, dann ist das natürlich etwas anderes.
Wenn es also unter die Gürtellinie geht. So aus dem Stehgreif weiß ich nicht, was ich dann in dem Moment machen würde. Ob ich dann die Eier hätte, mich umzudrehen und etwas zu sagen. Meistens ist es ja auch so, dass sie, wenn sie mich dann direkt sehen sagen: „Oh. Entschuldigung. Das war so nicht …“ (lacht) Wie das auch heutzutage im Internet ist – wenn man denjenigen persönlich sieht, ist man mucksmäuschenstill und traut sich nichts zu sagen, aber anonym zieht man über die Person her. Wahrscheinlich würde ich nur auf mich aufmerksam machen.
Als Sängerin hast du vermutlich oft Stress. Wie würde dein Traumwochenende ohne jegliche Termine aussehen?
Dann denke ich, sind wir auf alle Fälle draußen zu finden – meine kleine Familie und ich. Wir haben einen Garten und genießen es sehr, dass direkt daneben ein Wald ist, der uns Kühle und Schatten spendet. Wir säßen dann auf einer Picknick-Decke mit Büchern und Malsachen. Wenn nichts geplant ist, genieße ich einfach die Zeit mit der Familie. Ich versuche dann aber auch “nichts„ zu machen – der Laptop bleibt zu, die Bühnen dieser Welt werde ich nicht bespielen und ich genieße den Garten mit meiner kleinen Familie.
Hard Facts:
Weitere Termine:
- 07.09.2019 Bedburg
- 02.10.2019 Neunkirchen (Saarland)
- 05.10.2019 Kemnitz
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Auf Instagram hält Christian Stürmer ihre Fans auf dem Laufenden
Interview: Lucia Grund