Es soll ja Dinge geben, ja sogar Menschen, die im Alter schöner werden. Holz, Wein, Ryan Reynolds. Aber dass es Sachen gibt, die im Alter jünger werden, das ist schon ein wenig beeindruckend. Erfurt gehört dazu. Den Beweis liefert nicht nur die Stadt selbst, sondern auch ein ebenso beeindruckendes Buch, das im September erschienen ist. Der Titel: „Erfurt – Die Verwandlung“. Seine Autorin: Melanie Thurm, ihres Zeichens Inhaberin der Erfurter Event-Agentur „Das Schwarze Schaf“.
Dieses Kapitel soll nicht vergessen werden
Melanie ist gebürtige Puffbohne und hat von hier aus die Welt entdeckt. Viele Jahre war sie unterwegs, hat in anderen Städten Erfahrungen und Erinnerungen gesammelt. Vor zehn Jahren kam sie in ihre Heimat zurück und war überrascht, was sich optisch getan hatte. Ein Nerv war getroffen – diese Verwandlung wollte sie festhalten. Und wenn sie ein Gedanke packt, so nutzt sie all ihre Intuition und Energie, um ihn umzusetzen: „Dieses Kapitel soll nicht vergessen werden“ ist ihr unumstößlicher Vorsatz.
Jeder soll die „Verwandlung“ nachblättern können
„Wie es hier vor nur 30 Jahren aussah, das ist nur noch an wenigen Ecken spürbar. Vorstellbar ist es nicht mehr“, schreibt sie in ihrem Vorwort. „Dass das Andreasviertel kurz vorm Abriss stand und nur von einer Menschenkette einer engagierten Bürgerinitiative gerettet wurde, weiß kaum noch jemand. Dass die Pergamentergasse durch eine vierspurige Autobahn ersetzt werden sollte – schwer vorstellbar“, heißt es weiter. Und: „Dieses Kapitel soll möglichst nicht vergessen werden. Jeder soll die ‚Verwandlung‘ nachblättern können.“ Über acht Jahre recherchierte sie dafür in alten Unterlagen, ihren Erinnerungen, dem Erfurter Stadtarchiv und suchte Gespräche mit Ortskundigen. Über acht Jahre suchte sie die Plätze auf, die sich besonders verändert hatten und fotografierte sie im neuen Gewand. Ein beeindruckender erster Band ist so als „NutzBuch“ erschienen – in einem eigens dafür gegründeten Rahmen: „nubu.de.“
Nicht nur die typischen Hot Spots
Band zwei ist bereits in Arbeit. Von Anfang an war geplant, diese Veränderung nicht nur sichtbar, sondern auch erlebbar zu machen: als Spaziergang. Das ist mit dem Buch allein möglich – folgt man der integrierten Karte und den Empfehlungen der Autorin. Beginnend am Stadtring bis hinein in die Altstadt versorgt die Lektüre mit vielen essenziellen Informationen. Spannender und noch informativer wird es jedoch während eines geführten Rundgangs. Drei Erfurter Stadtführer können die besondere Route aus dem FF und leiten jeden Samstag an die verwandelten Plätze Erfurts. Dabei werden nicht (nur) die typischen Hot Spots abgelaufen, sondern eben jene Orte, die im Alter irgendwie jünger geworden sind. Besonders das Andreasviertel weiß stumm viel zu erzählen. Die Stadtführer machen es hörbar. Dort, wo damals noch jedes zweite Haus unbewohnt und verfallen war, strahlt Erfurt heute besonders. Der Geisterstadt der 80er und 90er Jahre wurde Leben eingehaucht.
Ein Spaziergang von der Wendezeit bis heute
Beginnend an der „buchbar“ in der Erfurter Hefengasse führt der zweistündige Rundgang durch verwinkelte Gassen. Ausgestattet mit einem Leihexemplar von „Erfurt – Die Verwandlung“ entdeckt man die Kirch- und die Schildgasse, das Dämmchen und die Gotthardstraße. Eben ein Spaziergang von der Wendezeit bis heute. Eine kleine kulinarische Überraschung gibt es oben drauf. Zunächst noch bis zum 18. Dezember kann man Erfurt so in einem ganz neuen Licht sehen und entdecken.
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Hard Facts:
- Wann: Jeden Samstag bis 18. Dezember 2020 | 15 – 17 Uhr | Start: buchbar
- Wo: Hefengasse 2 | Erfurt
- Mehr Infos findet ihr hier: www.nubu.de | Instagram