In Gera hat im Mai dieses Jahres auf über 300 Quadratmeter der erste „VR-Space“ eröffnet, in dem die Besucher und Besucherinnen in eine virtuelle Spielewelt abtauchen können. Die Anlage bietet zwölf feste VR-Stationen. Interessant, dachten wir, weshalb wir mit Ronny Elsner, dem Geschäftsführer der „VR Space Cube“ in Gera, über sein außergewöhnliches Projekt gesprochen haben.
Erklär uns doch mal, was VR eigentlich heißt? Und wie funktioniert das mit der VR-Brille?
VR ist die Abkürzung für Virtual Reality, also virtuelle Realität. VR bezeichnet zunächst eine durch spezielle Hard- und Software erzeugte künstliche Wirklichkeit. Eine VR-Brille ist ein Monitor, den man sich auf den Kopf setzt und der ringsherum alles darstellen kann. Das System kommt aus dem Videospielbereich. Es werden verrückte Inhalte und realistische Eindrücke in einem Raum erzeugt, in dem man sich in alle Richtungen bewegen kann. Die Nutzer und Nutzerinnen setzen sich diesen Raum quasi auf den Kopf und tauchen haptisch, akustisch und optisch in eine neue Welt ein.
Und was zeichnet den Cube aus?
Cube bedeutet Würfel. Bei uns sind die verschiedenen Bereiche würfelförmig aufgebaut. Deshalb der Name.
Wie kam es dazu, dass ihr mit dem VR Space Cube in Gera gestartet seid?
Das fußt auf zwei Ereignissen: Zum einen war die Gründung der MINT Kooperative eG in Gera ausschlaggebend. Diese beschäftigt sich mit Medien, Informatik, Naturwissenschaften und Technik und will Wissen in den Bereichen Forschung, Softwareentwicklung und Medienerstellung weiterreichen. Das zweite Ereignis war die Gründung des astronomischen Zentrums in Gera als Verein, der 2015 gegründet wurde, um die Sternwarte wieder zu eröffnen. Das alles inspirierte extrem, weshalb wir 2017 das Planetarium in Gera eröffneten, das einen 180-Grad-Horizont durch die Kuppel besitzt. Doch ich wollte alles sehen können, nicht nur 180-Grad. Und da boten sich 360-Grad-VR-Brillen an. Deshalb beteiligten wir uns bei einem Forschungsprojekt mit der Fachhochschule in Merseburg, in dem wir schauten, wie wir das Planetarium und die VR-Brille kombinieren können, was man dabei beachten muss und wie es wahrgenommen wird. In der Folge entstand 2021 der VR-Space in Gera.
Ihr bietet vier verschiedene Cubes, also Bereiche an. Da kann man laut eurer Homepage fliegen, laufen und mehr. Kannst du das mal näher erläutern?
Die Bedingungen der virtuellen Welt müssen so realistisch wie möglich sein, da sonst der Körper streikt, wenn man nicht wie gewohnt auf Wahrnehmungen reagieren kann. Deshalb brachten wir die Simulatoren mit ein. In diesen werden die Bewegungen, welche die Nutzer wahrnehmen, umgesetzt und unterstützt. Zum Beispiel im Flugsimulator, dem Flight Cube, gibt es drei verschiedene Spiele – bei zwei von ihnen kann man fliegen und einmal tauchen. Die Besucherinnen legen sich dann auf den Simulator, das lässt den Flug realistischer wirken. In Wahrheit bleiben die Leute natürlich am Boden.
Und wie sieht das mit dem Roto-Chair aus?
Im „Active Cube“ haben wir einen sogenannten Roto Chair platziert, in dem man sich aktiv bewegen kann. Durch die Änderung der Blickrichtung bewegt sich auch der Stuhl. Zusätzlich gibt es Vibratoren, die die Berührungen simulieren und dem Körper das Gefühl geben, tatsächlich dabei zu sein. Wie haben dann noch den Free Cube, der ist ohne einen Simulator und man kann sich dort frei bewegen. Das kombinieren wir oft mit Rhythmus-Spielen, wie zum Beispiel Bälle fangen oder Bogenschießen. Zu guter Letzt gibt es noch den Running Cube, der eher für sportliche Aktivität geeignet ist. Da bieten wir viele verschiedene Spiele an, in denen Ausdauer und Reaktion gefördert werden.
Wenn ich also mit Freunden vorbeikomme, was kann ich alles machen?
Die Besucher können die verschiedensten Single- oder Multiplayer-Games spielen. In den Bereichen Astronomie, Wissenschaft und Sport bieten wir zahlreiche außergewöhnliche Spiele an. Wie zum Beispiel „Escape First”. Das ist ein Multiplayer-Escape-Room-Puzzle-Spiel für Virtual Reality. Es enthält drei verschiedene Escape-Räume und kann im Wettbewerb, im Koop-Modus oder allein gespielt werden. Im Mehrspielermodus versucht man mit bis zu sechs Personen die Rätsel zu lösen. Im „Versus”-Modus ist jeder Spieler allein eingesperrt und versucht, aus dem Raum zu entkommen, bevor es die anderen tun. Die Auswahl ist groß. Im VR-Funhouse betreten die Spieler einen Rummelplatz voller Spiel und Spaß. Man kann dort Bogenschießen mit flammbaren Pfeilen oder die Geschicklichkeit bei den Zielen auf Skeet testen, die aus einer Kanone abgefeuert werden. Bei einem weiteren Spiel namens Ragnaröck muss man sein Wikingerschiff in einem VR-Rhythmusspiel zum Sieg führen. Der Spieler schlägt die Trommeln zum Klang epischer Musik und im Mehrspielermodus werden die Segel gegen die Rivalen gesetzt. Wir bieten eine Vielzahl unterhaltsamer und witziger Spiele an.
Ab Dezember bietet ihr zudem virtuelle Feuerlösch-Übungen an. Wie muss man sich das vorstellen?
Gesetz ist, dass in einer Firma oder einem Unternehmen fünf Prozent der Mitarbeiter eine Brandschutzhelfer-Ausbildung haben müssen. Deshalb bieten wir virtuelle Feuerlösch-Übungen an. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen können sowohl den theoretischen als auch den praktischen Teil bei uns absolvieren. Jährlich muss das Ganze aufgefrischt werden und dabei ist der praktische Teil immer schwierig zu gestalten. Man hat viele Behördengänge und die Übung, wie man mit dem Feuerlöscher umgeht, verfällt in den meisten Fällen. Da kam uns die Idee, eine virtuelle Feuerlösch-Übung zu nutzen.
Die praktische Prüfung kann man also virtuell und haptisch abschließen. Die Besucher haben einen realen Feuerlöscher in der Hand und erleben virtuelle Situationen in einer virtuellen Umgebung. Man kann mit verschiedenen Typen von Feuerlöschern üben, wie zum Beispiel mit einem Pulverlöscher, Fettlöscher oder Wasserlöscher. Man kann alles nachsimulieren, sehr gut regelmäßig üben und das alles definitiv umweltfreundlich. Man sieht zudem die Fehler der Kollegen und Kolleginnen und kann sich so auch besser reflektieren. Ein weiterer Vorteil ist, dass alles oft wiederholt werden kann und es somit viel intensiver aufgenommen wird.
Hart Facts:
- Finden könnt ihr den VR Space hier: Vogtlandstraße 8, 1. Etage rechts, Gera
- Öffnungszeiten: Donnerstag (14 bis 20 Uhr) | Freitag bis Sonntag (14 bis 22 Uhr)
- Mehr unter: www.vr-spacecube.de