Im Jahr 1998 reiste Susanne Worschech auf Einladung eines befreundeten Entwicklungshelfers zum ersten Mal nach Mali, in den Westen Afrikas. Es war kein politisches Engagement und keine Hilfsmission, zu der die vielseitig interessierte, sehr reflektierte Keramikkünstlerin aufbrach – vielmehr eine Suche nach neuen Eindrücken und Ideen. Sie campte in der Weite der Wüste und entwickelte schnell Interesse an den luftgetrockneten Adobe-Lehmziegeln, mit denen die Einheimischen ihre durch Wind und Sand verwitterten Hütten bauten.
(Keramik-)Kunst, die eine Geschichte erzählt
Sie schipperte in einer mit großer Kunstfertigkeit geschnitzten Piroge, einem Einbaumboot, über den Niger, wobei diese erst beim näheren Hinsehen ihre Gebrauchsspuren offenbarte, mit Flicken und Nähten übersät war. „Ich war schockiert von der Armut – und zugleich fasziniert, wie ewig haltende Naturstoffe nachhaltig eingesetzt wurden“, so die gebürtige Erfurterin, die auch über diese Reise ihren Werkstoff noch mehr lieben lernte. „Lehm wird aus Erde gewonnen, die vertrocknen oder rissig werden kann – und ich zolle dieser Vergänglichkeit mit meinen Werken Respekt. Es war eine Forderung des Bauhauses, materialgerecht zu arbeiten, das Material sichtbar werden zu lassen und nicht zu verfremden“, so die 60-Jährig.
Und so schwingt in den Arbeiten von Susanne Worschech, in den Kunstinstallationen im öffentlichen Raum wie auch in ihren Moossteinen, in denen – mit Erde befüllt – hervorragend Pflanzen gedeihen, stets ein Hauch von natürlicher Vergänglichkeit mit. Auch wenn die Keramikkünstlerin die Formenlehren des Bauhauses, von Kreis, Dreieck und Quadrat, verinnerlicht hat, so sind ihre Werke zwar schlicht in ihrer Form, aber bei näherer Betrachtung durch Brüche und Risse geprägt, wodurch sie erst ihren individuellen Charakter erhalten.
Künstlerin bietet Workshops und Kurse an
Das Material muss nicht immer Ton sein: „Ob Treibholz, rostiges Eisen oder eben Ton: Ich mag Materialien, die eine Geschichte erzählen. Meine Vorliebe für Ton entstand während meines Kunststudiums in Erfurt erst, als ich herausfand, wie vielseitig der Werkstoff ist und was man mit ihm je nach Mischung der Bestandteile alles anstellen kann“, so Susanne Worschech. „Also legte ich meinen Schwerpunkt auf Keramiken – und bin bis heute dabei geblieben.“ Die ruhige und gelassene Art, die sie an der Töpferscheibe in ihrem weitläufigen Atelier studio keramos in der Kulturfabrik Apolda an den Tag legt, strahlt die vielfach ausgezeichnete Künstlerin in Kursen auch auf andere Menschen aus, die sich einmal im kreativen Arbeiten versuchen möchten. Die Künstlerin, die durch die meditative Wirkung des Töpferns das Handwerk schon einmal mit Yoga vergleicht, bietet Neugierige Kurse und Workshops im Töpfern, Glasieren, Entwerfen, Brennen, Rakukeramik sowie Mosaik an.
Rakukeramik mit der Kintsugi-Technik
Apropos Rakukeramik: Auf diese klassische japanische Brenntechnik von Keramik ist Susanne Worschech zufällig gestoßen – und war sofort fasziniert. „Mir war bis dahin nicht klar, dass auch die Glasur Risse bekommen kann. Genau das verleiht den Rakukeramiken aber ein hohes Maß an Lebendigkeit, die Einzelteile werden in der Kintsugi-Technik über eine Klebefuge wieder zusammengefügt.
Es hat mehrere Jahre gedauert, bis ich von dieser für mich neuen Technik überzeugt war, doch ich bin Steinbock, ich kann abwarten“, schmunzelt Susanne Worschech und ist dann schnell wieder ernst: „So ist es auch im Leben: Es mag Risse bekommen, aber es ist im Fluss, geht weiter“, so die Künstlerin, welche vor einigen Jahren den Tod ihrer Tochter verarbeiten musste – und das ist wortwörtlich zu verstehen. Nicht nur emotional, auch beim Arbeiten mit Ton setzte sie die entstandenen Scherben wieder zusammen.
Hart Facts:
- Wann? Bis Sonntag jeweils 14 bis 17 Uhr
- Wo? im Coudray-Haus in Bad Berka , Parkstraße 16
- Wann? Samstag 13. November, 14 bis 17 Uhr lädt Susanne Worschech zum farblichen Gestalten eigener Keramiken ein
- Wo? Keramos: Dr.Külz Str.4 Kulturfabrik, 99510 Apolda
- Weitere Informationen: www.studio-keramos.de
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