Es wird „lustsch“ in Thüringen. Am 6. Januar findet auf der Messe in Erfurt die erste „Lustsch – Eins Comedy Nacht“ statt. In einem gemeinsamen Abendprogramm werden mehrere Standup-Comedians der deutschen Comedyszene alle Ehre machen. Zum Lachen verführen sollen unter anderem Jonas Greiner aus Thüringen, der Macher der Facebook Seite „Nachdenkliche Sprüche mit Bilder“ Willy Nachdenklich und Jacky Feldmann. Letztere ist eine der zukünftigen Comedy-Stars Deutschlands und hat ungelogen vor ihrer Bühnen-Karriere eine Ausbildung beim Finanzamt hingelegt. Regelmäßig spielt sie mittlerweile in renommierten Shows wie dem „Quatsch Comedy Club“, „NightWash“ oder „Komische Nacht“. Wir hatten die Ehre, vorab mit Jacky zu sprechen. Wir erwischen die 28-Jährige an einem Montag im Advent. Nach Auftritten am Wochenende ist Jaqueline (wie sie eigentlich heißt) zurück in ihrer Wohnung in Berlin und steht in ihrer Küche, wo sie ihr Handy lädt, um mit dem t.akt-Magazin ausführlich sprechen zu können.
Jacky Feldmann am 6. Januar in Erfurt
Du bist gerade in der Küche? Was gibt’s heute zum Mittag?
Noch gar nichts. Ich habe heute noch nicht einmal gefrühstückt (lacht).
Echt?
Ja, ich musste zunächst meine Wäsche waschen. Ich bin gestern nach mehreren Auftritten nach Hause gekommen und musste erst mal die wichtigen Dinge tun.
Also ausschlafen?
Ähm, nee, also Wäsche waschen und den Koffer auspacken. Ich hasse es, wenn da dieser Koffer mit der dreckigen Wäsche drei Tage lang unangerührt steht. Das musste ich direkt beseitigen. Und gerade dachte ich so: „Geil, jetzt habe ich die Wäsche an. Handy ist aufgeladen. Los gehts!“
Würdest du sagen, du bist sehr ordentlich?
Ich bin schon ordentlich, aber nicht so krass. Ich schaue aber, dass mir die Wäsche nicht zu Kopf steigt. Im wahrsten Sinne des Wortes (lacht) …
Alles klar. Jetzt sind wir schon voll im Gespräch. Mit welchen drei Worten würdest du dich selbst beschreiben? Außer ordentlich…
Ich würde mich als ganz humorvoll, loyal und ein bisschen bekloppt beschreiben.
Und das Bekloppte kam im Finanzamt nicht so gut an?
Oh ja. Im Finanzamt war ich schon so ein kleines Alien. Aber da gab es trotzdem ein paar Kollegen – man glaubt es nicht –, die auch lustig waren.
Vom Finanzamt in die Comedy-Welt: Wie kam es zum ungewöhnlichen Berufswechsel?
Man sollte wohl eher fragen: Wie kam es dazu, dass ich zum Finanzamt gegangen bin? Damals wollte ich einfach einen sicheren Job und eine Ausbildung. Studieren war für mich nichts. Aber dann saß ich plötzlich vor Steuergesetzen und dachte mir: „Wo bin ich hier eigentlich gelandet?” Ich habe die Ausbildung abgeschlossen, aber für mich war schon am ersten Tag klar: Das werde ich nicht mein Leben lang machen.
Demnach bist du wie die Jungfrau zum Kind gekommen?
Ja. Tatsächlich war mein Wunsch eine Zeit lang, Polizistin zu werden, aber dann bin ich beim Finanzamt gelandet. Eigentlich wollte ich einfach etwas Cooles machen.
Und Comedian sein ist cool?
Ich glaube, der Coolness-Faktor ist schon etwas höher als bei Polizei und Finanzamt.
Was macht Frauen deiner Meinung nach witziger als Männer?
Frauen haben eine andere Herangehensweise, Humor auf die Bühne zu bringen. Deshalb an alle jungen Mädels da draußen: Falls ihr Bock auf Comedy habt, kommt auf die Bühne! Wir brauchen mehr von euch (lacht).
Wie ist die Herangehensweise?
Ich will jetzt auf keinen Fall Kollegen den Humor auf der Bühne absprechen, aber manche Herren sind sehr plump. Frauen gehen da anders ran und machen mehr Witze, bei denen man um die Ecke denken muss. Aber man kann natürlich auch über Pimmelwitze lachen …
Wo wir gerade beim Thema Nachdenken und Witz wären: Dein liebster Flachwitz?
Was ist gelb, fliegt durch die Luft und riecht nach Pommes?
Sag’s.
Die Biene Majo.
Du bist aber nicht mit Flachwitzen, sondern mit deinem aktuellen Programm „Plötzlich Zukunft! Konnt‘ ja keiner wissen …“ unterwegs. Da geht es um das Thema Erwachsensein, und wie es sich anfühlt. Demnach bist du schon erwachsen? Ähm, nee (lacht). So erwachsen fühle mich noch gar nicht. Ich glaube, viele in meinem Alter denken: „Also irgendwie habe ich mir das Erwachsensein ganz anders vorgestellt.“ Meine Eltern hatten mit Anfang 30 schon Kinder und ein Haus. Aber davon bin ich noch weit entfernt. Deshalb denke ich mir manchmal: „Irgendwie bin ich nicht so ‘ne gute Erwachsene” (lacht).
Würdest du sagen, zum Erwachsensein gehören Kinder und Haus?
Das denkt man ja so. Genauso wie man mit 12 Jahren denkt, dass 20-Jährige schon voll erwachsen sind. Dann ist man selbst 20 und sagt sich: „Boah, ich habe doch überhaupt gar keine Ahnung von irgendwas.” Genauso wie man immer glaubt, dass alle, die studieren, schlau sind. Das stimmt aber auch nicht. Selbst dumme Leute können studieren. Von daher muss man sich von solchen Vorstellungen frei machen.
Hattest du schon mal einen „Jetzt bin ich erwachsen“-Moment?
Ja, als ich meine Steuern zum ersten Mal abgeben wollte, dachte ich mir: „Das ist schon richtig erwachsen, was ich gerade mache“. Oder wenn man Versicherungen klärt und Rechnungen bezahlt, da fühlt man sich so richtig im Leben.
Welche Tipps hast du für junge Menschen, die jetzt ihren Job finden wollen?
Einfach ausprobieren. Man merkt schon am ersten Tag, wenn man falsch ist (lacht). Also einfach probieren und so viele Praktika wie möglich machen.
Könnte ich ein Praktikum bei dir machen, um Comedian zu werden?
Boah, das ist eine gute Frage. Also ich fragte mich damals auch, was lernen eigentlich Comedians? Und siehe da, die haben alle etwas anderes gelernt. Von daher würde ich sagen, wenn man Bock hat, sollte man zu Comedyshows gehen und schauen, ob man das überhaupt cool findet. Es gibt mittlerweile so viele Möglichkeiten, wo man sich aus[1]probieren kann. Also einfach mal einen Text schreiben und dann beim nächsten „Open Mic“-Event durchstarten. Wenn nicht, bleibt ja immer noch die Karriere beim Finanzamt.
Wie ist das für dich, wenn du neue Leute triffst und sagst: „Ich bin Comedian“?
Für mich ist das ein fester Beruf. Ich mache das schon so lange, dass das für mich ganz natürlich ist.
Und was haben deine Eltern jetzt zu deiner Berufswahl gesagt? Ja, meine Eltern, die sind wirklich toll. Die ließen mich einfach machen und schenkten mir alle Freiheiten. Und das war das Beste, was sie hätten machen können. Einfach dem Kind bedingungsloses Vertrauen schenken.
Bist du am 24. Dezember dann auch zu Hause bei der Familie?
Ja. Aber ich will am 25. wieder in Berlin sein. Ich feiere nur einen Tag Weihnachten, und die restlichen Tage bin ich eigentlich froh, dass ich meine Ruhe habe und alle anderen mich in Ruhe lassen (lacht).
Was wünschst du dir zu Weihnachten?
Also eigentlich wünsche ich mir nicht wirklich etwas Materielles. Ich will eigentlich nur einen tollen Abend mit meinem Freund und meiner Familie verbringen.
Und wie ist es an Silvester?
Ich sehe mich tatsächlich mit zwei, drei Freunden in Berlin. Vielleicht bei uns in der Wohnung. Ich bin kein Fan von Feuerwerk. Von daher werde ich einfach einen gemütlichen Abend verbringen.
Wenn man in Berlin zu Silvester auf die Straße geht, muss man sich ja eh wegducken, weil’s wie im Krieg ist, oder?
Man muss sich in Berlin jeden Tag wegducken. Das ist nicht nur an Silvester so (lacht). Auch vor Fahrradfahrern muss man sich in Acht nehmen. Die sind irre.
Okay, warum?
Na ja, der Fahrradweg ist ihnen heilig. Da bekommt man ganz schnell die Fahrradklingel um die Ohren, wenn man mit dem Fuß einen Zentimeter draufkommt.
Hattest du da schon mal ein schlimmes Erlebnis, von dem du berichten kannst?
Nee, überhaupt nicht. Aber es ist einfach täglich so. Die Fahrradfahrer in Berlin sind einfach verrückt. Ich habe vor[1]her in Köln gewohnt, und da waren die auch schon verrückt, aber die in Berlin sind einfach noch mal krasser, ruppiger.
Du bist am 6. Januar in Erfurt, hast du eine Erinnerung an Thüringen für uns?
Ich muss bei Thüringen immer irgendwie an Schloss Ein[1]stein denken. Das wird doch dort gedreht, oder?
Ja, das stimmt.
Und ich weiß auch, dass auf der A4 kurz nach Erfurt Jena kommt und dass da Blitzer sind (lacht). Generell hab‘ ich die Thüringer bei meinen Auftritten immer als sehr lustiges Völkchen wahrgenommen.
Hast du noch einen Steuertipp, den jeder gebrauchen kann?
Es gibt auf der Anlage „Vorsorgeaufwand“ ein Kästchen, da muss man entweder eins oder zwei eintragen. Leute, tragt immer die eins ein – nicht die zwei!
Warum?
Weil man bei der zwei immer nachzahlen muss (lacht).
Hard Facts
- Wo? Messehalle Erfurt
- Wann? 6. Januar 2023
- Beginn: 20 Uhr
- Tickets: ticketshopthueringen.de