Mira Held ist Genuss-Expertin. Seit fünf Jahren betreibt sie mit ihrem Partner Flo den Blog „How to Gourmet“ und futtert sich durch Restaurants in Thüringen. In ihrer regelmäßigen Kolumne „Food Storys aus Thüringen“, die einmal im Monat erscheint, nimmt sie uns mit auf ihre kulinarischen Abenteuer in Thüringen und gibt Inspirationen für den nächsten Leckerbissen, Wochenend-Schmaus oder die kleine Alltagsversüßung
Bereichernde Genussmomente
Ich bin überzeugt davon, dass kleine Genussmomente das Leben maßgeblich bereichern. Es muss keinesfalls das SiebenGänge-Menü im Clara in Erfurt, sondern es können Kleinigkeiten sein (wobei ich sagen würde, dass so ein Menü auch nicht schadet). Eine Scheibe Sauerteigbrot von der Au Backe Brotwerkstatt aus Erfurt mit Butter und Salz, ein Stück Kuchen aus der Koriat Kuchenmanufaktur in Weimar, die erste Erdbeere der Gärtnerei Gloria aus Hochheim. Über all diese Dinge kann ich mich sehr freuen und die Welt sieht dann gleich viel besser aus.
Schöne Erinnerungen zum Jahresende
Was war das Beste, das ich 2023 gegessen habe? Auf meinem Blog „How to Gourmet“ stelle ich mir immer Ende Dezember diese Frage. Ich schaue meine Instagram-Storys durch, scrolle durch meine Berichte und durchforste meinen Kalender und die Fotos auf meinem Handy. Nicht selten kommt es vor, dass ich eine Mahlzeit schon wieder vergessen habe und mich dann freudig erinnere. Nicht nur an das, was ich gegessen habe, sondern auch an den Kontext. Einen schönen Ausflug zum Beispiel oder einen stressigen Tag, der durch einen spontanen Restaurantbesuch am Abend eine gute Wendung genommen hat. Außerdem gibt es natürlich Highlights, die mir sofort einfallen: ein besonders spektakuläres Stück Kuchen, ein durchdachter Teller oder ein Kaffee, irgendwo im Sonnenschein
In guter Gesellschaft
Ich bin bestimmt kein gutes Beispiel, wenn es darum geht, den Genuss in Maßen zu erleben (dafür wähle ich doch zu oft das Sieben-Gänge-Menü), aber ich bin mir trotzdem sicher, dass ein bewusstes Erleben von kleinen und großen kulinarischen Erlebnissen eine gute Idee ist. Am besten in guter Gesellschaft. An wie vielen Tischen saßt du dieses Jahr mit lieben Menschen – hast Geburtstage oder Hochzeiten gefeiert? Wann gab es das letzte Mal ein Glas Wein zu viel? Hat dir ein Freund einen Kaffee mitgebracht oder zu Weihnachten Plätzchen vor die Haustür gestellt?
Plädoyer für die Zukunft
Gemeinsam zu essen ist ein wichtiger Teil unserer Kultur und macht zumindest für mich einen großen Teil meiner schönsten Erinnerungen aus. Ich möchte deswegen zum Ende dieses Jahres nicht nur dazu anregen, über all die schönen kulinarischen Erlebnisse des vergangenen Jahres nachzudenken, sondern vor allem ein Plädoyer für mehr Genussmomente in 2024 vorbringen.
Make 2024 lecker again! Und zwar nicht mit Frustfuttern, sondern mit bunten Tellern in bunter Gesellschaft. Schon jetzt ist klar, dass das Jahr nicht einfach werden wird. Klimakrise, Inflation und Landtagswahlen in Thüringen. Da kann einem der Appetit schon vergehen. Sollte er aber nicht. Stattdessen sollten wir alle wieder mehr gemeinsam essen. Egal ob Bratwurst oder Tofu. Wir sollten unser Bestes geben, um entspannte Mitbürger:innen zu sein, zum Beispiel dadurch, dass wir morgens einen guten Kaffee oder Tee trinken – bevor wir versuchen, mit anderen zu reden. Wir sollten unsere Kolleg:innen mit Kuchen überraschen, der Klempnerin einen frischen Orangensaft pressen, uns aufraffen, sonntags Brötchen bei Bäckerei Thieme zu holen und unsere Eltern endlich mal wieder zum Essen einladen.
Unterstützung der Gastronomie und regionaler Produkte
Unsere Gabeln sind unsere Wahlstimmen. Wir können mit Ihnen wählen, dass unser Lieblingsgasthof trotz der ab Januar 2024 steigenden Mehrwertsteuer in der Gastronomie verlässliche Kundschaft hat, wir können damit wählen, dass wir vielleicht seltener Schokolade essen, aber wenn, dann eben einen Brückentrüffel von Goldhelm (der auch genug Kalorien hat). Und ja, wir können damit auch wählen, dass unser Essen nicht um den halben Globus geschippert wurde, sondern aus der unmittelbaren Nachbarschaft kommt. Wir sind nicht so machtlos, wie es sich manchmal anfühlt.
Genuss ist das Ziel
Und ja, ich weiß, es gibt viele Probleme in der Gastronomie, in der Landwirtschaft sowieso, und manch einer mag mir auch Arroganz vorwerfen, weil es sich ganz sicher nicht alle leisten können, überhaupt in einem Restaurant essen zu gehen oder einen Lebkuchen vom Café Bauer zu kaufen. Aber viele können es. Wenn sie wollen. Wenn sie ihre Prioritäten anpassen. Wenn Genuss nicht nur ein angenehmer Nebeneffekt ist, sondern das erklärte Ziel für das Jahr 2024. Weniger nölen, mehr essen. So stelle ich mir das neue Jahr vor.
All Food Storys aus Thüringen gibt es hier!
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