Mira Held ist Genuss-Expertin. Seit fünf Jahren betreibt sie mit ihrem Partner Flo den Blog „How to Gourmet“ und futtert sich durch Restaurants in Thüringen. In ihrer regelmäßigen Kolumne „Food Storys aus Thüringen“, die einmal im Monat erscheint, nimmt sie uns mit auf ihre kulinarischen Abenteuer in Thüringen und gibt Inspirationen für den nächsten Leckerbissen, Wochenend-Schmaus oder die kleine Alltagsversüßung.
Das Fuchs und Huhn in Gösen
Eisenberg. Das klingt ein bisschen nach Zwergen und den sieben Bergen. Und tatsächlich geht es in der Nähe der Kleinstadt im Nordosten Thüringens durchaus märchenhaft zu. Nicht nur, weil sich gewundene Straßen sanft bergauf und bergab durch den golden leuchtenden Herbstwald schlängeln, sondern auch, weil József Imre und Tímea Bacsa hier einen Ort geschaffen haben, der ein bisschen Magie in den Alltag bringt. Im November 2021, vor genau zwei Jahren, hat das Paar das Restaurant „Fuchs & Huhn“ eröffnet. „Der Chef mag alle Wildtiere aber den Fuchs ganz besonders und das Huhn ist als Nutztier das Gegenstück dazu“, erklärt uns die freundliche Servicekraft, die mich an einem sonnigen Sonntag bedient. „Außerdem klingt es ein bisschen nach Märchen.“
Moderne Nachfolger
So kam es also zum neuen Namen, der mittlerweile am alten Dorfgasthaus prangt. Die Geschichte der Gaststätte, die viele Jahre leer stand, bevor József und Tímea eröffneten, reicht lange zurück. Als die vorherigen Eigentümer in den Ruhestand gegangen sind, haben sie keine Nachfolger gefunden – bis József und Tímea das Gebäude entdeckten. Viel haben die beiden in Eigenleistung renoviert, einen Saal für bis zu 60 Personen hergerichtet, den Gastraum modernisiert und ausgestattet. Von außen mag das „Fuchs & Huhn“ noch nicht so einladend aussehen, aber innen erwartet die Gäste ein heller, gemütlicher Gastraum und eine große Portion Gastfreundschaft.
Menüs zu besonderen Anlässen
An fünf Tagen in der Woche hat das Restaurant mittags und abends geöffnet. Es gibt eine abwechslungsreiche Auswahl an À-la-carte-Gerichten, die im Verlauf der Jahreszeiten wechselt und immer wieder durch Tagesangebote ergänzt wird. Auch die Auswahl an vegetarischen Gerichten ist ansprechend. Vegane und glutenfreie Möglichkeiten können nach Absprache realisiert werden. An ausgewählten Donnerstagen und zu besonderen Anlässen wie dem Valentinstag gibt es mehrgängige Menüs.
Die ungarische Herkunft der Gastgeber bestimmt das Restaurantkonzept. Zahlreiche ungarische Weine warten darauf, ausprobiert zu werden, viele Rezepte stammen von Józsefs Großmutter und das Paprikapulver wird aus verlässlicher Quelle importiert. „Doch alle Gerichte erhalten unsere eigene Note. Das ist uns besonders wichtig. Es wird auch alles selbst gemacht – sogar das Gemüsepulver hier über dem kleinen Blätterteigtürmchen hat der Chef selbst hergestellt“, wird erklärt, als uns liebevoll drapierte Grüße aus der Küche serviert werden.
Tolle handwerkliche Leistung
Was mir besonders auffällt, ist die tolle handwerkliche Leistung. Als Vorspeise erwarten uns mit Steinpilzcreme gefüllte „Steinchen“ – denn so sehen sie aus. Doch statt uns die Zähne auszubeißen, zerberstet die perfekt temperierte Glasur mit einem Knack im Mund. Die an Foie gras erinnernde cremige Textur der Füllung wird mit einer ofenwarmen, toll gewürzten Focaccia ergänzt. Das muss man so erst einmal zubereiten.
Ungarische Leckerbissen
Auch die folgende ungarische Maultasche, „Derelye“ genannt, besteht aus perfekt gegartem Nudelteig. Gefüllt ist sie mit einem deftigen Champignonragout mit fantastischen Umami-Noten. Dazu gibt es Auberginencreme. Ergänzt werden die Teigtaschen, die optisch ein bisschen an ein aufgeklapptes Hai-Gebiss erinnern, mit gegrillter Ananas. Eine tolle Kombination. Zudem probieren wir einen ungarischen Klassiker: „Hähnchen Paprikash“. Hier können wir das vorhin angesprochene Paprikapulver in einer hervorragenden, rot leuchtenden Soße probieren. Ich schätze der Import lohnt sich! Die Soße ist wunderbar geschmackvoll und lässt sich mit der Polenta bis zum letzten Tropfen vom Teller aufsaugen. Das Fleisch ist zudem herrlich zart und saftig und mit einer knusprigen Backteig-Panade versehen. Echtes Soulfood.
Traumhaftes Törtchen
Auch vom reichhaltigen Dessert bin ich sehr angetan. Das cremige Schokoladentörtchen hat mehrere knusprige Schichten und wird durch eine warme Karamell-Walnuss-Soße komplettiert. Das ist ein Teller, in den ich mich hineinlegen und erst im Frühling wieder aufstehen möchte. Ich bin begeistert, was József und Tímea im kleinen Dörfchen Gösen auf die Beine gestellt haben und möchte inständig dafür plädieren, sich hier im Kronental eine kleine Dosis Magie und Genuss zu erlauben.
Hard Facts:
- Restaurant Fuchs & Huhn: Dorfstraße 12 07607 Gösen
- Öffnungszeiten: Do. bis Mo. | 11.30 – 14.30 und 17.30 – 22 Uhr
- www.fuchsundhuhn.de